Januar 2023

230101

ENERGIE-CHRONIK


 


Das neue Jahr begann an der Epex Spot äußerst verheißungsvoll, denn der Day-Ahead-Preis fiel in den ersten zwölf Stunden auf unter null Euro pro Megawattstunde. Man bekam deshalb von 0.00 bis 12.00 Uhr für den Kauf von tausend Kilowattstunden sogar noch ein Aufgeld von bis zu 5,20 Euro/MWh. Am 5. Januar um 17 Uhr schrammte der Preis aber schon wieder fast an die Grenze von 200 Euro. Trotzdem kam er in der ersten Monatshälfte noch ungefähr ein Dutzend Mal recht dicht an die null Euro heran. Erst in der zweiten Monatshälfte lag er wieder durchweg über hundert Euro und überstieg sogar mehrfach die Grenze von 200 Euro.

Gas- und Strompreise gehen wieder zurück

Die Großhandelspreise für Gas und Strom sind wieder zurückgegangen. Bei Gas fiel der THE Day Ahead, der Mitte Dezember noch bei 135 Euro/MWh lag, bis Ende Januar auf etwa 55 Euro (Grafik 2). Bei Strom bewegten sich die Day-Ahead-Preise ebenfalls abwärts: Mitte Dezember hatten sie noch zwischen 280 und 596 Euro/MWh gependelt. Nach Weihnachten lagen sie schon meistens unterhalb der Grenze von 100 Euro/MWh. An Silvester wurden sie dann sogar schwach negativ. Es folgte ein nahtloser Übergang zum neuen Jahr, das zwölf Stunden lang ebenfalls mit Negativpreisen bis zu 5,20 Euro/MWh begann (Grafik 1).

Die Verbraucher müssen sich aber "weiterhin auf schwankende Preise und ein deutlich höheres Preisniveau einstellen", wie die Bundesnetzagentur in ihrem täglichen Lagebericht feststellte. Insgesamt sei die Lage weniger angespannt als zu Beginn des Winters, die Gasversorgung in Deutschland stabil und die Versorgungssicherheit gewährleistet. Ein Gasmangel in diesem Winter werde zunehmend unwahrscheinlich. Indessen könne eine Verschlechterung der Situation weiterhin nicht ausgeschlossen werden. Ein sparsamer Gasverbrauch bleibe wichtig.

"Stromdiscounter" werben mit Preisen knapp unterhalb von 40 Cent/kWh

Durch den Preisrückgang sind nun auch die sogenannten Energiediscounter wieder im Geschäft. Nach der Pleitewelle, die im zweiten Halbjahr 2021 einsetzte (211201), schienen sie eine Zeitlang verschwunden zu sein, weil sie sich mit ihrem am Spotmarkt orientierten Geschäftsmodell bei den hohen Gas- und Strompreisen bestenfalls eine blutige Nase holen konnten. Im Januar gab es auf den beiden Vergleichsportalen Check24 und Verivox aber schon wieder eine lange Reihe von Anbietern, die zumindest optisch den Eindruck erweckten, als ob sich ein Wechsel zu ihnen lohne.

Zum Ärger von Stadtwerken und anderen Grundversorgern vergleichen diese Billiganbieter ihre allenfalls knapp unter der Strompreisbremse von 40 Cent/kWh (221201) bzw. der Gaspreisbremse von 12 Cent/kWh (221203) kalkulierten Angebote gern mit dem offiziellen Tarif des jeweiligen lokalen Grundversorgers. Besonders teuer sind beispielsweise die Stadtwerke München (SWM), die seit 1. Januar 61,89 Cent/kWh für den Arbeitspreis zuzüglich 116,48 Euro/Jahr für den Grundpreis berechnen. Die Differenz von 21,89 Cent/kWh zur Strompreisbremse zahlen dabei nicht die SWM-Kunden, sondern müsste bis 30. April 2024 vom Staat übernommen werden. Inzwischen haben jedoch auch die SWM zum 1. April 2023 eine Tarif-Senkung um etwa 10 Cent/kWh angekündigt. Der Großteil der Grundversorger hat von vornherein nicht so kräftig zugelangt.

Ausblenden der Strompreisbremse lässt Angebote viel attraktiver erscheinen als sie es sind

Ende Januar listete das Vergleichsportal Verivox 35 Unternehmen auf, die einen Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4250 Kilowattstunden in Berlin-Mitte billiger mit Strom belieferten als Vattenfall. Die angeblichen Einsparungen differierten dabei zwischen 318,63 und 19,26 Euro. Unberücksichtigt und auch unerwähnt blieb die Strompreisbremse. Das konkurrierende Portal Check24 bot dagegen in seinen Voreinstellungen die wahlweise Berücksichtigung der Strompreisbremse an. Die vermeintliche Einsparung von 318,63 Euro schrumpfte dann zu 22,56 Euro. Das vergleichsweise günstigste Angebot kostete 1613,69 Euro pro Jahr, was einem Preis von 38 Cent pro Kilowattstunde entsprach.

Verbraucherzentrale warnt vor leichtfertigem Wechsel

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnte am 24. Januar vor einem leichtfertigen Anbieterwechsel. "Niemand kann vorhersehen, wie sich die Preise weiter entwickeln werden", gab sie zu bedenken. "Wenn Sie sich jetzt für 12 oder sogar 24 Monate an einen Vertrag binden, birgt das ein gewisses Risiko: Sollten die Preise wieder fallen, zahlen Sie drauf." In den vergangenen Monaten hätten viele Kunden schlechte Erfahrungen mit ihrem Versorger gemacht. Um neuen Ärger zu vermeiden, sollten Sie deshalb ihren Vertragspartner sorgfältig wählen und die Vertragsbedingungen genau prüfen. Das gelte insbesondere für die Discount-Anbieter, die jetzt wieder vermehrt in Vergleichsportalen auftauchen würden. Zudem müsse man die Tricks der Vergleichsportale kennen und dürfe sich nicht einfach auf die Voreinstellungen verlassen.

Der Day-Ahead-Preis für Gas sank bis Ende Januar auf knapp 60 Euro. Das entsprach ungefähr den Stand vor Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine (grün).

 

Links (intern)

zur Strompreisbremse / Gaspreisbremse

zu "Energiediscounter" / Vergleichsportale