Mai 2016

160504

ENERGIE-CHRONIK


 


An den Aktionen im Lausitzer Braunkohle-Revier beteiligten sich insgesamt mehr als 4000 Menschen. Das waren dreimal soviele wie im vorigen Jahr, als das Bündnis "Ende Gelände" zum Protest gegen die Braunkohleverstromung im rheinischen Revier aufgerufen hatte.

Fotos (2): Ende Gelände

Kohle-Gegner blockierten Brennstoffversorgung des Kraftwerks Schwarze Pumpe

Mehr als 2000 Kohle-Gegner besetzten an den Pfingstfeiertagen den Tagebau Welzow-Süd im Lausitzer Braunkohlerevier, um Bagger und Förderbänder zum Stillstand zu bringen. Außerdem blockierten sie die Bahngleise, die den Tagebau mit dem benachbarten Kraftwerk Schwarze Pumpe verbinden. Wegen des ausbleibenden Kohle-Nachschubs mußte der Betreiber Vattenfall die Leistung der beiden 800-MW-Blöcke des Kraftwerks stundenlang reduzieren. Zuletzt soll Block A sogar vollständig abgeschaltet worden sein, während Block B nur noch mit 40 Prozent der Leistung lief.


Vattenfall hatte den Tagebaubetrieb bereits gestoppt, als diese Demonstranten es sich auf einem Förderband bequem machten.

Die Demonstranten folgten einem Aufruf des Bündnisses "Ende Gelände", das im Vorjahr schon zur Besetzung des Braunkohletagebaues Garzweiler II im rheinischen Revier aufgerufen hatte (150803). Die Aktion bildete den Abschluß eines einwöchigen "Klimacamps", an dem sich nach Angaben der Veranstalter mehr als 4000 Menschen aus etwa zwölf Ländern beteiligten. Es fand bei der Ortschaft Proschim statt, die im Zuge der geplanten Ausweitung des Tagebaues Welzow-Süd abgebaggert werden soll (130903).

"Wir sind das Investitionsrisiko!"

Die Aktion richtete sich sowohl gegen den bisherigen Eigentümer Vattenfall als auch gegen die Fortführung der Braunkohleverstromung durch den tschechischen Energiekonzern EPH, dem Vattenfall sämtliche Anlagen überlassen will (160401). "Wir sind das Investitionsrisiko!" hieß es in dem Aufruf. "Wer auch immer die Braunkohle in der Lausitz kauft – unseren Widerstand bekommen sie gleich mitgeliefert. Wir wollen den Verkauf des Lausitzer Braunkohlereviers stoppen und den Noch-Eigentümer Vattenfall zur Stillegung bewegen: Die Zeit der Kohle ist vorbei. Jetzt braucht es einen Plan, wie wir als Gesellschaft die soziale und ökologische Transformation organisieren und finanzieren – jenseits der kapitalistischen Profitlogik."

Weltweit 29 Aktionen gegen fossile Brennstoffe

Den Aufruf unterstützten ein halbes Hundert Umwelt- und Politgruppen, darunter Attac Deutschland und die Jugendverbände der beiden Bundestagsparteien Grüne und Linke. Die Aktion "Ende Gelände" sieht sich ihrerseits als Teil der internationalen Bewegung "Break Free from Fossil Fuels", die vom 3. bis zum 16. Mai weltweit noch 28 andere Demonstrationen gegen die Verbrennung fossiler Energieträger anregte. Sieben davon fanden in den USA statt, vier in Neuseeland, jeweils drei in Brasilien, Südafrika und Nigeria sowie zwei in Indonesien. Jeweils eine gab es in Kanada, Australien, Großbritannien, Ekuador, der Türkei und auf den Philippinen.

Vattenfall sieht "Kohle- und Systemgegner" am Werk

Vattenfall sprach von "Pfingstkrawallen" und warf den Demonstranten vor, erhebliche Schäden verursacht zu haben, als sie das Tagebaugelände besetzten. Mehrere hundert Personen seien außerdem gewaltsam auf das Gelände des Kraftwerks Schwarze Pumpe vorgedrungen. Man habe "überhaupt kein Verständnis für diese von den Kohle- und Systemgegnern begangenen massiven kriminellen Gewalttaten" und deshalb Strafanzeige wegen Haus- und Landfriedensbruch, Störung öffentlicher Betriebe und Nötigung erstattet.

 

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