März 2015

150316

ENERGIE-CHRONIK


 

An der Oberfläche des Landauer Geothermie-Kraftwerks ist die Förderbohrung (hinten) nur sechs Meter von der Injektionsbohrung entfernt, durch die das Wasser nach Gebrauch wieder in den Untergrund verpreßt wird (vorn).

Untertage wurden beide Bohrungen jedoch stark abgelenkt, weshalb sie in einer Tiefe von über 3000 Metern einen Abstand von 1300 Metern erreichen.

(Man beachte, daß die farbliche Markierung der Bohrungen auf den beiden Abbildungen vertauscht ist)

Landauer Geothermie-Kraftwerk steht seit einem Jahr still

Das Landauer Geothermie-Kraftwerk ist seit seiner Abschaltung im März 2014 (140316) noch nicht wieder angefahren worden. Die Abschaltung erfolgte, weil in der Umgebung des Kraftwerks Geländeerhöhungen und Risse auftraten, die zu Schäden an Straßen, Wegen, Gleisen und Leitungen führten. Die Betreibergesellschaft Geox GmbH, die seit 2013 dem Tiefbohrunternehmen Daldrup & Söhne AG gehört (130814, 140316), machte dafür eine Leckage verantwortlich, die sich in einer Tiefe von nur drei Meter an der Bohrkopfdichtung der Verpreßbohrung befunden habe und inzwischen beseitigt worden sei. Ein Drucktest habe ergeben, daß die Injektionsröhre, durch die das geförderte heiße Wasser wieder zurück in den Untergrund gepreßt wird, ansonsten dicht sei.

Das Hauptleck wird in über 500 Meter Tiefe vermutet

An dieser Darstellung gab und gibt es freilich erhebliche Zweifel. Kritiker verweisen darauf, daß die Injektionsbohrung grundsätzlich unzulänglich ausgeführt worden sei, weil die doppelte Verrohrung in 500 Meter Tiefe ende und man die Abdichtung einer dort beginnenden Tonschicht überlassen habe. Erst ab etwa 800 Meter Tiefe verfüge die 3340 Meter lange Verpreßbohrung wieder über eine Ummantelung. Vermutlich sei das aggressive Tiefenwasser über die Tonschicht ausgetreten und habe so die weiträumigen Bodenveränderungen verursacht.

Erkundungsbohrung wegen defektem Gerät gestoppt

Auf Betreiben des rheinland-pfälzischen Landesamtes für Geologie und Bergbau beantragte Daldrup die Durchführung einer Erkundungsbohrung bis zu 500 Meter, die Aufschluß darüber geben soll, ob dieser Verdacht zutrifft. Bisher wurde allerdings nur eine Tiefe von 300 Meter erreicht, weil dann das Bohrgerät versagt hat. Ende März war noch nicht klar, wann die Bohrung fortgesetzt wird. Falls sich das salzhaltige und mit Arsen belastete Wasser in diesem Bereich nachweisen läßt, wäre dies zunächst nur ein Hinweis auf das Vorhandensein eines Lecks in der Injektionsröhre, das dann erst noch gefunden und beseitigt werden müßte.

Bund zog Förderzusage für drittes Bohrloch zurück

Die Behörden werden die Erlaubnis für den Weiterbetrieb des Geothermie-Kraftwerks erst dann erteilen, wenn sich das erneute Auftreten von Geländeveränderungen durch Fehler im Wasserkreislauf ausschließen läßt. Aber auch dann könnte die Anlage nur mit reduziertem Pumpendruck gefahren werden, um die Wiederholung von seismischen Erschütterungen zu verhindern, wie sie im September 2009 aufgetreten sind (090912). Dieses Problem sollte ursprünglich durch die Niederbringung einer weiteren Injektionsbohrung gelöst werden, um trotz des reduzierten Drucks eine Erhöhung der Fließrate zu ermöglichen (120412). Die Kosten von 8,6 Millionen Euro hätte zur Hälfte der Bund übernommen.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat jedoch seine Förderzusage für diese Bohrung, die im September vorigen Jahres auslief, nicht mehr verlängert. Aufgrund eines Gesprächs mit dem Zuwendungsempfänger Daldrup, das am 15. Juli stattfand, begründete es diese Entscheidung damit, "daß die Voraussetzungen zur Erfüllung des ursprünglichen Zuwendungszweckes wegen der technischen Schwierigkeiten nicht mehr gegeben sind und somit die wirtschaftliche und sparsame Verwendung von Haushaltsmitteln nicht gewährleistet ist".

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