Januar 2012

120107

ENERGIE-CHRONIK


E.ON will in südamerikanische Kraftwerke investieren

Der E.ON-Konzern vereinbarte am 11. Januar mit dem brasilianischen Energieunternehmen MPX die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zum Bau von Kraftwerken. Ferner will er sich mit zehn Prozent an dem neuen Partner beteiligen. Das Gemeinschaftsunternehmen, an dem beide jeweils 50 Prozent halten werden, soll Kraftwerksprojekte mit einer Gesamtkapazität von rund 20.000 Megawatt (MW) in Brasilien und Chile verwirklichen sowie damit verbundene Versorgungs- und Handelsaktivitäten aufbauen. Mit einem Anteil von 20 Prozent am gesamten brasilianischen Erzeugungsmarkt wäre es künftig der größte private Energieversorger in Brasilien.

E.ON-Chef Teyssen (links) und der Brasilianer Eike Batista bei der Unterzeichnung ihrer Absichtserklärung zum gemeinsamen Bau von Kraftwerken in Südamerika.
Foto: E.ON

MPX ist ein Tochterunternehmen des brasilianischen Mischkonzerns EBX, der auch im Ölgeschäft, Bergbau und Logistikbereich tätig ist. Der Eigentümer des Konzerns, Eike Batista, gilt mit einem geschätzten Vermögen von 30 Milliarden Euro als der reichste Brasilianer. Die Zusammenarbeit mit E.ON eröffne "großartige Wachstumsperspektiven", erklärte Batista anläßlich der Vereinbarung. Sein Unternehmen könne so "von der globalen Aufstellung, dem Know-how in der technologieübergreifenden Projektentwicklung der Management-Kompetenz sowie der großen Erfahrung in der Energieerzeugung von E.ON profitieren". E.ON-Chef Johannes Teyssen sah den Einstieg in Brasilien als "Basis für das Erreichen einer bedeutenden Position in einem der weltweit am schnellsten wachsenden Energiemärkte".

MPX verfügt über bereits genehmigte Kraftwerksprojekte mit insgesamt 11.000 MW Erzeugungskapazität, die jeweils mit 50 Prozent in das Joint Venture eingebracht werden sollen: Acu (Rio de Janeiro, 5.400 MW), Castilla (Chile, 2.100 MW), Sul und Seival (Rio Grande do Sul, 1.300 MW) und TPP Parnaiba (Maranhao, 2.200 MW). Neben diesen Projekten, die in das Gemeinschaftsunternehmen eingehen, bleibt MPX alleiniger Eigentümer für bereits genehmigte und im Bau befindliche Kraftwerksprojekte mit rund 3.000 MW Erzeugungskapazität. Auch die Konzessionen für die Erdgasförderung in der Bacia do Parnaiba und die Kohlemine in Seival verbleiben bei MPX. Die kolumbianischen Kohleminen werden dagegen ausgegliedert und in ein neues Unternehmen eingebracht. E.ON wird für insgesamt rund 350 Millionen Euro eine Minderheitsbeteiligung von rund zehn Prozent und einen Sitz im Aufsichtsgremium von MPX erhalten.

Die Unterzeichnung verbindlicher Verträge über das Gemeinschaftsunternehmen soll noch im ersten Halbjahr 2012 stattfinden. Drei Wochen vor der jetzt getroffenen Vereinbarung war E.ON bei einem Bieterwettbewerb um den portugiesischen Stromversorger EDP unterlegen (111207). Die beiden Projekte sollen aber nicht voneinander abhängig gewesen, sondern parallel verfolgt worden sein.

Neuer Anlauf in der Türkei

Die Türkei, aus der sich E.ON erst vor zwei Jahren zurückgezogen hat, wird nun unter Teyssen ebenfalls wieder ins Visier genommen. Türkischen Zeitungsberichten zufolge plant der Konzern die Errichtung von Kraftwerken mit einer Leistung bis zu 6000 MW. Der türkische Energieminister Tanar Yildiz bestätigte am 16. Januar, daß E.ON nach Partnern für Kraftwerksprojekte suche. "Wir haben mit ihnen gesprochen und sie sagten, sie wollten in der Türkei investieren", sagte er.

E.ON hatte bereits 2007 mit der Turcas Electric Üretim zwei Gemeinschaftsunternehmen gegründet, die ein GuD-Kraftwerk in Denizli (Westtürkei) sowie ein Steinkohlekraftwerk errichten sollten. Wegen der hohen Belastung durch Investitionen in Rußland (081011) und Südeuropa (080309) zog sich der Konzern aber aus der Türkei wieder zurück. Das GuD-Projekt wurde stattdessen von RWE übernommen (091014). Es befindet sich seit April vergangenen Jahres in Bau und soll Ende 2012 in Betrieb gehen.