Februar 2007

070210

ENERGIE-CHRONIK


Kernkraftwerk Forsmark wird durch IAEA überprüft

Im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark reißen die Pannen nicht ab und sind weitere Schlampereien bekannt geworden, was die Regierung veranlaßt hat, die Sicherheit der Anlage durch die Internationale Atomenergiebehörde IAEA prüfen zu lassen. Mit der Untersuchung sei allerdings erst im Herbst oder gegen Ende des Jahres zu rechnen, hieß es in einer Vattenfall-Pressemitteilung vom 16. Februar.

Forsmark 1 war am 3. Februar abgeschaltet worden, nachdem sich herausstellte, daß eine Gummichtung in der äußeren Reaktorwand, die den Austritt von Radioaktivität verhindern soll, nicht intakt war, obwohl sie schon seit Juli 2006 untersucht werden sollte. Der nahezu baugleiche Reaktor Forsmark 2 wurde vorsichtshalber ebenfalls abgeschaltet, befindet sich aber inzwischen wieder am Netz. Mit der Wiederinbetriebnahme von Forsmark 1 ist bis Mitte März zu rechnen.

Außerdem soll unentdeckt drei Jahre lang mehr Radioaktivität aus der Anlage entwichen sein, als die Betreiber angaben. Die Grenzwerte seien dabei allerdings nicht überschritten worden, hieß es in Medienberichten.

Der Vorstandsvorsitzende von Vattenfall, Lars Josefsson, übte anläßlich der Vorstellung der Jahresbilanz seines Unternehmens am 8. Februar selber scharfe Kritik an den Zuständen in Forsmark und bezeichnete die Pannen als "inakzeptabel". Wenige Stunden später trat der Direktor des Kraftwerks, Lars Fagerberg, zurück. An seiner Stelle übernahm der frühere Chef Jan Edberg wieder die Leitung der Anlage.

Bericht beanstandet allgemeinen "Mangel an Sicherheitskultur"

Inoffiziell kursiert ein unternehmensinterner, für den Vorstandsvorsitzenden von Vattenfall bestimmter Untersuchungsbericht zum Störfall vom 25. Juli 2006 (060807), der vom 23. Oktober 2006 datiert ist und laut Eingangsstempel auch der schwedischen Atomenergiebehörde SKI seit 19. Dezember 2006 vorliegt. Die "Netzeitung" veröffentlichte den Bericht am 25. Februar in deutscher Übersetzung im Internet. Er offenbart einen generellen "Mangel an Sicherheitskultur" in Forsmark. Zum Beispiel hätten am 6. August 2006 - als der Störfall vom Juli in Block 1 allmählich Wellen zu schlagen begann und deshalb die Kontrollen verschärft wurden - drei von 25 Beschäftigten nachhause geschickt werden müssen, weil sie Revisionsarbeiten am Block 2 unter Alkoholeinfluß ausführten.

Wörtlich heißt es in dem Bericht: "Es ist die Menge der identifizierten ernsthaften Fehler und Mängel, die über den gesamten Betrieb verteilten Fehlgriffe und Versehen, auch bei sonstigen Beteiligten etc., die der Schlussfolgerung zugrunde liegen, dass der gesamte Betrieb mitsamt der jährlichen Überholung der Anlagen im Grunde genommen geändert werden muss. Zeit, oder eher der Mangel an Zeit, kann nicht länger der Rechtfertigungsgrund sein für die Verletzung von Bestimmungen, für das Arbeiten im Widerstreit zu Routinen und Anweisungen, für Mängel bei der Arbeitsausführung und für die mangelhafte Prüfung/Verifizierung der Betriebsbereitschaft. Der immer mehr stärker werdende Druck mit kürzeren Abschaltzeiten bis hin zu immer niedrigeren Kosten hat zu einer Veränderung der Einstellung mit Hinblick auf die Befolgung von Regeln und Vorschriften geführt, so dass es langsam aber sicher auf allen Ebenen des Unternehmens zu einer Verschlechterung kam."

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