Oktober 1999

991002

ENERGIE-CHRONIK


Veag soll nur noch Stromerzeuger und Netzbetreiber sein

Die ostdeutsche Verbundgesellschaft Veag soll sich künftig auf Stromproduktion und Netzbetrieb beschränken, während ihre Gesellschafter die Abnahme und Vermarktung des erzeugten Stroms besorgen. Auf diese Lösung verständigten sich RWE Energie, PreussenElektra, Bayernwerk, EnBW, VEW, Bewag und HEW in Verhandlungen mit Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, die am 22.10. in München stattfanden. Hauptgesellschafter der Veag sind mit jeweils 26,25 % RWE Energie und PreussenElektra sowie mit 22,5 % das Bayernwerk (siehe 940901). Sinn des Vorschlags ist die Stabilisierung des ostdeutschen Stromerzeugers, der mit seinen Braunkohlekraftwerken nicht ausreichend wettbewerbsfähig ist und deshalb die vom liberalisierten Markt geforderten Strompreisnachlässe nicht gewähren kann. Müller nahm den Vorschlag positiv auf: Damit würden innerhalb Deutschlands einheitliche Wettbewerbsverhältnisse hergestellt und Arbeitsplätze im Braunkohletagebau erhalten (FAZ, 19. u. 23.10.).

Noch unklar ist, wieweit sich eine Beschränkung der Veag auf Stromerzeugung und Netzbetrieb auf die Arbeitsplätze auswirken würde. Nach dem letzten Stand der Planungen sollen etwa 2000 der derzeit noch 6000 Arbeitsplätze bis zum Jahr 2004 abgebaut werden. Am selben Tag, an dem sich die Gesellschafter mit dem Bundeswirtschaftsminister auf das Stabilisierungsmodell verständigten, protestierten deshalb in Dresden, Potsdam und Berlin etwa tausend Beschäftigte der Veag und der Braunkohlenwirtschaft gegen Stellenabbau (FR. 23.10.).

"Liberalisierung machte den Gesellschaftern der Veag einen Strich durch die Rechnung"

Die Frankfurter Allgemeine (25.10.) verwies darauf, daß die Veag mit der politischen Vorgabe gegründet wurde, die Verstromung der ostdeutschen Braunkohle und damit viele Arbeitsplätze zu sichern. Unter den damaligen Verhältnissen hätten sich die milliardenschweren Investitionen in moderne Braunkohlekraftwerke aus der Sicht der westdeutschen Gesellschafter gerechnet, zumal sie die Veag "zum Schnäppchenpreis" erwerben konnten. Die inzwischen erfolgte Liberalisierung des Strommarktes habe ihnen aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im freien Spiel der Marktkräfte drohe die Veag sogar zum "Konkurskandidaten" zu werden. Das vereinbarte Stabilisierungsmodell werde bei den Gesellschaftern "rote Spuren in den Konzernertragsrechnungen hinterlassen". In den Gesprächen über die Kernenergie würden sie sicher "darauf pochen, daß ihnen ihr Entgegenkommen vergolten wird".