August 1992

920801

ENERGIE-CHRONIK


Russische Wirtschaft vor Zusammenbruch: Auch Öl- und Gasförderung betroffen

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat in einem Memorandum seine Besorgnis über den fortschreitenden wirtschaftlichen Zerfall in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und den Zusammenbruch des Osthandels geäußert. Danach befinden sich einige GUS-Republiken in der Ausgangslage von Entwicklungsländern. Die Wirtschaftsentwicklung in Rußland deute auf einen Zusammenbruch hin. Die Erdölförderung schrumpfe weiter, die Gasförderung stagniere. Rußland stehe am Beginn einer Hyper-Inflation. Für Kasachstan, die Ukraine und Weißrußland wird die Lage etwas günstiger gesehen (FAZ, 11.8.).

Bei den Verhandlungen um eine Hermes-Kreditversicherung für deutsche Lieferungen haben die Russen den überwiegenden Teil der bisher diskutierten Investitionsvorhaben auf Eis gelegt. Stattdessen wünschen sie die Lieferung von Konsumgütern. Durch das Ausbleiben russischer Aufträge wird die Lage für ostdeutsche Betriebe, die in hohem Maße vom Rußlandgeschäft abhängen, jetzt noch dramatischer. Selbst für Kompensationsgeschäfte gibt es kaum noch verläßliche Partner (FAZ 14.8.; Spiegel 10.8.).

EG-Energiezentrum in Moskau eröffnet

Die desolate wirtschaftliche Lage der GUS-Staaten überschattet auch die Eröffnung eines Energiezentrums der Europäischen Gemeinschaft in Moskau. Es soll die Zusammenarbeit zwischen der EG und den GUS-Mitgliedern koordinieren und der EG eine vorrangige Stellung bei der Lieferung von Energieträgern aus der GUS sichern helfen. Derzeit sieht die Institution ihre Aufgabe darin, Rußland im Rahmen der Energie-Charta mit modernen westlichen Technologien der Brennstoff- und Energiebranche zu versorgen (ADN, 6.8.).