September 2021

210908

ENERGIE-CHRONIK


"Erkundungsbergwerk" Gorleben wird endgültig geschlossen

Das einst als Endlager für hochradioaktive Abfälle vorgesehene "Erkundungsbergwerk" im Salzstock Gorleben wird nun endgültig geschlossen. Wie das Bundesumweltministerium am 17. September mitteilte, hat es die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) mit der Stilllegung beauftragt. Die unterirdische Anlage sollte sämtliche hochradioaktiven Abfälle aufnehmen, die bei der nuklearen Stromerzeugung in Deutschland angefallen sind. Sie wurde bis 2012 mit Milliardenaufwand errichtet. Wegen der fehlenden atomrechtlichen Genehmigung galt sie offiziell aber nur als "Erkundungsbergwerk" (siehe Hintergrund, März 2017).

Die vor 44 Jahren getroffene Standortwahl für ein Endlager scheiterte am politischen Widerstand

Entscheidend für die Auswahl des Standorts im Jahr 1977 war, daß Gorleben sich in einem entlegenen Winkel der Bundesrepublik befand, dicht an der Grenze zur damaligen DDR. Man konnte das Großprojekt deshalb sogar als Wirtschaftsförderung für das sogenannte Zonenrandgebiet darstellen. Zur offiziellen Genehmigung und Befüllung des fertigen Endlagers kam es aber nie. Entgegen der Annahme, dass in der dünnbesiedelten Region kaum Proteste zu erwarten seien, regte sich sowohl im betroffenen Wendland als auch bundesweit ein mehr als zwei Jahrzehnte andauernder massiver Widerstand. Das daraufhin im Juni 2013 verabschiedete erste "Standortauswahlgesetz" bezog zwar den Salzstock Gorleben in die neue Suche nach einem optimal geeigneten Standort mit ein, untersagte aber ausdrücklich, die für rund zwei Milliarden Euro bereits geschaffene Infrastruktur bei der Bewertung zu berücksichtigen (130403). Aufgrund des im März 2017 beschlossenen zweiten Standortauswahlgesetzes (170301) ergab dann die Auswertung der geologischen Daten über den Untergrund Deutschlands, das der Salzstock Gorleben für die Endlagerung von hochradioaktiven Abfällen ungeeignet sei (201002). Die nun angeordnete Stilllegung des aufwendigen unterirdischen Bauwerks war damit programmiert. Aus dem Standortauswahlverfahren wurden ferner 78 weitere Salzstöcke ausgeschlossen. Gegenwärtig erstrecken sich die Untersuchungen noch auf 90 mögliche Standorte, von denen 60 Salzstöcke sind.

Mit der Verfüllung kann frühestens in zwei Jahren begonnen werden

Die Stilllegung des Endlagers soll durch Verfüllung mit dem Salz erfolgen, das von 1986 bis 2012 bei der Errichtung des Bergwerks anfiel und in der Nähe zu einer Halde aufgeschüttet wurde. Nach Einschätzung der Bundesgesellschaft für Endlagerung werden aber noch mindestens zwei Jahre vergehen, bis die Vorbereitungen abgeschlossen sind und mit der Verfüllung der insgesamt 328.00 Kubikmeter Hohlraum begonnen werden kann.

Die beiden oberirdischen Zwischenlager sind nicht betroffen

Von dem Stilllegungsbeschluss nicht betroffen sind das Brennelemente-Zwischenlager Gorleben (BZG) und das Abfall-Zwischenlager Gorleben (AZG), die sich oberirdisch auf demselben Gelände befinden. Das BZG enthält seit 1995 fünf Behälter mit verbrauchten Brennelementen aus deutschen Kernkraftwerken sowie 108 Behälter mit hochradioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung solcher Brennelemente, die in den folgenden 16 Jahren durch Rücktransporte aus Frankreich hinzukamen. Im AZG werden seit 1984 schwach- und mittelradioaktive Abfälle zwischengelagert, die aus dem Betrieb der deutschen Kernkraftwerke sowie aus Forschung und Industrie stammen. Ferner wird für eine eventuell erforderliche Wartung der eingelagerten Behälter noch die sogenannte Pilot-Konditionierungsanlage (PKA) vorgehalten, die ursprünglich dazu dienen sollte, die hochradioaktiven Abfälle für ihre Endlagerung zu verpacken.

 

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