Mai 2019

190412

ENERGIE-CHRONIK


Fortum erzwingt Rücktritt des gesamten Uniper-Vorstands

Der finnische Fortum-Konzern will die Führungsspitze der einstigen E.ON-Tochter Uniper komplett austauschen. Der Vorstandsvorsitzende Klaus Schäfer und der Finanzvorstand Christoph Delbrück haben schon im Februar ihr Ausscheiden bekanntgegeben (190204). Am 26. Mai kündigten nun auch die beiden verbliebenen Uniper-Vorstände Keith Martin und Eckhardt Rümmler ihren Rückzug an. Sie zogen damit die Konsequenzen aus der vorangegangenen Uniper-Hauptversammlung, die auf Antrag von Fortum die Entlastung des Vorstands für die Geschäftsjahre 2017 und 2018 vertagte. Das Votum der Hauptversammlung kam entgegen einer ausdrücklichen Emfehlung des Aufsichtsrats zustande.

Aufsichtsratsvorsitzender kritisiert "widersprüchliches und provokatives Verhalten unseres Großaktionärs"

"Ich bedaure die Entscheidungen von Eckhardt Rümmler und Keith Martin zutiefst", erklärte der Uniper-Aufsichtsratsvorsitzende Bernhard Reutersberg. "Gleichwohl kann ich sie angesichts des unmissverständlich zum Ausdruck gebrachten Misstrauens unseres Großaktionärs Fortum gegenüber dem gesamten Uniper-Vorstand nachvollziehen. Zudem wird infolge der erneuten Vertagung der Entlastung um ein weiteres Jahr übermäßiger Druck auf beide ausgeübt, sich in gewisser Weise zu verhalten. Auf dieser Grundlage ist es Eckhardt Rümmler und Keith Martin schlichtweg unmöglich, fortzufahren."

Der Aufsichtsratsvorsitzende rügte das"provokante und widersprüchliche Verhalten unseres Großaktionärs" auf der jüngsten Hauptversammlung. "Das war wirklich eine verpasste Gelegenheit: Anstatt die Hand zur Versöhnung auszustrecken, hat Fortum Uniper wieder einmal in eine schwierige Lage gebracht. Ich fordere Fortum auf, endlich konstruktiv über einen Weg nach vorne zu diskutieren, der für beide Unternehmen machbar ist."

Die Uniper-Aktien gehören Fortum derzeit zu 49,99 Prozent. Ein weiteres großes Aktienpaket hat der US-Hedgefonds Elliott erworben. Der winzige Schritt zum Mehrheitseigentümer wäre den Finnen ohne weiteres möglich. Sie verzichteten aber bisher darauf, weil Fortum dann von den russischen Behörden als strategisches Unternehmen eingestuft werden könnte und wesentliche Teile des russischen Uniper-Geschäfts abgeben müßte.

 

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