Mai 2016

160507

ENERGIE-CHRONIK


 

Mehr Effizienz im Umgang mit Steuergeldern wäre auch nicht schlecht: Zumindest diese beiden Anzeigenmotive, mit denen das Bundeswirtschaftsministerium "informieren, mobilisieren und einen Bewußtseinswandel erreichen" will , wirken nur albern und dümmlich.

Gabriel will 17 Milliarden Euro für Energieeinsparung ausgeben

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel startete am 12. Mai eine Kampagne zur Steigerung der Energieeffizienz. Sie knüpft an den "Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz" an, den das Kabinett im Dezember 2014 verabschiedete (141204). Zur bereits praktizierten Förderung der "energetischen Sanierung" von Altbauten durch nachträgliche Wärmedämmung oder Heizungsmodernisierung kommen nun vier neue Förderprogramme zur Energieeinsparung im industriellen und gewerblichen Bereich. Insgesamt will die Bundesregierung von 2016 bis 2020 über 17 Milliarden Euro für Energieeffizienzmaßnahmen bereitstellen. Parallel dazu soll eine großangelegte Kampagne das breite Publikum zum Energiesparen stimulieren und auf Fördermöglichkeiten hinweisen.


Im Sommer 2014 nahm Gabriels Ministerium das Inkrafttreten des neuen EEG zum Anlaß kräftiger Selbstbeweihräucherung. Der BUND hat daraufhin das Anzeigenmotiv leicht verändert...

Drei der Programme laufen bereits seit Mai: Sie fördern die Vermeidung bzw. Nutzung von Abwärme in Unternehmen, die Verwendung energieeffizienter Technologien (z.B. bei Pumpen) sowie neuartige Energiedienstleistungen und Geschäftsmodelle auf Basis digitaler Messgeräte ("Pilotprogramm Einsparzähler"). Im Juni folgt noch ein "wettbewerbliches Ausschreibungsmodell für Stromeffizienzmaßnahmen". Es soll gezielt solche Investitionen fördern, die mit den geringsten Förderkosten die höchsten Stromeinsparungen bringen.

Peinliches Eigenlob auf Kosten der Steuerzahler

Zusätzlich zu den Förderangeboten wird das Thema Energieeffizienz "über reichweitenstarke Medien (überregionale Tages- und Wochenzeitungen, Nachrichtenmagazine, Plakat- und Onlinewerbung) in die breite Bevölkerung getragen". Das Bundeswirtschaftsministerium will auf diese Weise "informieren, mobilisieren und einen Bewußtseinswandel erreichen". Die teuere Reklameveranstaltung soll mindestens bis zur Bundestagswahl dauern. Ein willkommener Nebeneffekt wenn nicht gar der Hauptgrund dürfte dabei die persönliche Imagepflege des Bundeswirtschaftsministers sein: Gabriel sieht sich seit längerem dem Vorwurf ausgesetzt, die "Energiewende" nicht zu fördern, sondern abzuwürgen. Schon im Sommer 2014 nahm er das Inkrafttreten des novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zum Anlaß einer Anzeigenkampagne, die das durchaus kritikwürdige Gesetz über den grünen Klee lobte. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) reagierte auf dieses peinliche Eigenlob mit einer Persiflage des Anzeigenmotivs, die deutlich weniger schmeichelhaft war (siehe rechts).

Das Motto der neuen Kampagne ist der Präservativ-Werbung abgelauscht

Ganz so simpel soll es bei der neuen Kampagne nicht zugehen. Zumindest vordergründig dient die teure Reklameveranstaltung dieses Mal nicht dem Eigenlob der Regierung, sondern dem löblichen Zweck der Energieeinsparung. "Die Offensive will zum Umdenken anregen und einen Bewußtseinswandel anstoßen", beteuert das Ministerium. Zugleich tritt es Befürchtungen entgegen, die Energieeinsparung müsse mit irgendwelchem Komfortverzicht verbunden sein: "Energieeffizienz heißt nicht, im Dunkeln zu frieren, sondern ein Wohn- und Arbeitsklima zum Wohlfühlen zu schaffen und gleichzeitig Geld zu sparen. Energieeffizienz bedeutet nicht Verzicht sondern Mehrwert – für den Komfort zu Hause, für die Haushaltskasse und für die Umwelt."

Den lukrativen Auftrag für solche Sprüche erhielt die Werbeagentur "Zum goldenen Hirschen", die dem Ministerium bereits seit 2014 zu Diensten ist. Das Motto "Deutschland macht’s effizient", unter dem die aufwendige Kampagne mehrere Jahre lang laufen soll, hat sie der Anti-Aids-Kampagne abgelauscht, die seit Jahrzehnten mit dem Spruch "Mach's mit" für die Verwendung von Präservativen wirbt.

 

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