März 2016

160316

ENERGIE-CHRONIK


Belgische Kernkraftwerke unter Polizei- und Militärschutz

Nach den Terroranschlägen von Islamisten, die am 22. März in Brüssel 35 Tote und 230 Verletzte forderten, wurden die beiden Kernkraftwerke des Landes teilweise geräumt und unter verstärkten Schutz von Polizei und Militär gestellt. Wie der Betreiber Electrabel auf seiner "Facebook"-Seite mitteilte, wurde der Betrieb der Anlagen zunächst nur noch mit dem dafür unumgänglich notwendigen Personal aufrechterhalten. Die anderen KKW-Beschäftigten seien aufgefordert worden, ihre Arbeitsplätze zu verlassen und nachhause zu gehen.

Die Zwangsbeurlaubung war eine Sofortmaßnahme, um Sprengstoffanschläge auf die beiden Kernkraftwerke zu verhindern, bevor verschärfte Sicherheitsüberprüfungen des Personals stattgefunden haben. Die Behörden gehen offenbar davon aus, daß sich potentielle Selbstmord-Attentäter vor allem unter den weniger qualifizierten Beschäftigten der beiden Anlagen befinden könnten.

An den folgenden Tagen erhielten alle KKW-Beschäftigten und die für den Betrieb der Anlagen notwendigen Dienstleister wieder Zutritt, mußten sich aber intensiven Kontrollen unterziehen. Auf Anordnung des Innenministeriums blieb es ferner bei der zusätzlichen Sicherung der Anlagen durch Militär. Eine offizielle Mitteilung des Betreibers Electrabel oder der Atomaufsichtsbehörde AFCN gab es weiterhin nicht.

Leiter der belgischen Atomforschung im Visier von Terroristen

Die Befürchtung, daß islamistische Terroristen ihre Sprengstoffanschläge auch auf Kernkraftwerke verüben könnten, liegt sehr nahe, da sich durch die Freisetzung von Radioaktivität eine potenzierende Wirkung des Schreckens ergäbe. Außerdem gibt es bereits Hinweise, daß Anschläge dieser Art konkret geplant sind: Nach den vorangegangenen Terroranschlägen in Paris wurde am 30. November in der Wohnung eines Terrorverdächtigen in Brüssel ein Video gefunden. Es war mit einer Überwachungskamera aufgenommen worden, die etwa zehn Stunden lang das Kommen und Gehen an einer Haustür beobachtete. Dieses Haus gehört dem Leiter des belgischen Forschungs- und Entwicklungsprogramms am Zentrum für Atomforschung (CEN) in Mol. Möglicherweise sollte er entführt werden, um Zugang zu nuklearen Anlagen oder radioaktivem Material zu erpressen.

Aber auch ohne die Bedrohung durch mögliche Terroristen-Angriffe werden die beiden belgischen Kernkraftwerke Doel und Tihange als Sicherheitsrisiko empfunden, zumal an beiden Standorten jeweils einer der Reaktorbehälter konstruktionsbedingte Risse aufweist (160104, 160214).

 

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