April 2015

150414

ENERGIE-CHRONIK


Schwere Vorwürfe gegen Finanznachrichtendienst GoMoPa

Der Finanznachrichtendienst Goldman, Morgenstern & Partners, der sich dem "grauen Kapitalmarkt" widmet und dabei auch vor dubiosen Unternehmen im Energiebereich warnt, sieht sich selber dem Vorwurf unsauberer Praktiken ausgesetzt. Anfang April veröffentlichten der ARD-Sender NDR und die Süddeutsche Zeitung neue Unterlagen zum Geschäftsmodell des Unternehmens, das unter der registrierten Marke GoMoPa nicht nur als Informationsanbieter, sondern auch als Beratungsunternehmen auftritt.

Angeblich verfolgt GoMoPa das hehre Ziel, "durch aktive Aufklärung und permanente Transparenz nachhaltig zur Betrugsprävention in Wirtschaft und Gesellschaft beizutragen". Das unter dieser Marke entwickelte System schütze vor fragwürdigen Angeboten, dubiosen Anbietern und betrügerischen Strukturen, heißt es auf der Internet-Seite. Es liefere zugleich "unabhängigen Rat und Hilfe für persönliche und unternehmerische Entscheidungen".

"Prangerwirkung des Internets wird genutzt, um damit Geld zu verdienen"

Laut NDR handelt es sich dagegen um ein System, "das die Prangerwirkung des Internets nutzt, um damit Geld zu verdienen". Einem gemeinsamen Recherche-Team von WDR/NDR und "Süddeutscher Zeitung" lägen insgesamt mehr als ein Dutzend "Beratungsverträge" vor, die unterschiedliche Unternehmen mit der Firma abgeschlossen hätten. Fast immer habe GoMoPa dabei vor Vertragsabschluss Negatives über die jeweiligen Firmen zu berichten gewußt. "Kurz nach Vertragsabschluss verschwinden diese Artikel dann stets aus dem Netz. Mal zahlen Firmen für den Service von GoMoPa 1500 Euro im Monat, mal sind es 5000 Euro."

Es ist nicht das erste Mal, daß GoMoPa vorgeworfen wird, eine quasi journalistische Tätigkeit als Druckmittel für "Beratungsangebote" zu verbinden. Schon am 16. März 2013 äußerte die Wochenzeitung "Die Zeit" den Verdacht, "daß die selbst erklärten Saubermänner ebenfalls Dreck am Stecken haben könnten". Es gebe sogar "Indizien für systematisch betriebene Erpressungen".

Wer zahlt, kann selbst bei windigen Geschäften mit Unterstützung rechnen

Die "Süddeutsche Zeitung" beleuchtete am 9. April die "eigentümlichen Geschäfte" von GoMoPa anhand mehrerer Beispiele. Darunter befand sich das in Göttingen ansässige Unternehmen Erneuerbare Energie Versorgung AG (EEV), das von privaten Anlegern über 21 Millionen Euro eingesammelt hatte, um in ein Biomasseheizkraftwerk und einen Offshore-Windpark zu investieren. Das Vertrauen der Geldgeber in die versprochene Solidität der Investition war rapide geschwunden, nachdem die "Hannoversche Allgemeine" (HAZ) und der NDR berichtet hatten, daß sich der geplante Offshore-Windpark mitten in einem Übungsgelände der Bundesmarine befinde und deshalb kaum Chancen auf Genehmigung haben werde. Dem Zeitungsbericht zufolge nahm daraufhin die EEV ein Beratungsangebot von GoMoPa an, und am 5. September 2014 erschien in dem Finanznachrichtendienst ein Artikel, der den Verfasser des HAZ-Artikels unter voller Namensnennung verunglimpfte und ihm vorwarf, sich auf unrechtmäßig an die Öffentlichkeit gelangte Firmeninterna gestützt zu haben ("Unterstützt HAZ-Redakteur Jens Heitmann eine vermutlich kriminelle Bande?"). Auch von Blogs und Internet-Seiten wie "diebewertung.de", die GoMoPa zumindest vordergründig nicht verbunden sind, wurden diese Kampagne übernommen. Wer per Google nach dem Journalisten Jens Heitmann suchte, fand deshalb an erster Stelle nicht dessen Zeitungsartikel, sondern die substanzlosen GoMoPa-Vorwürfe, wie die NDR-Fernsehsendung "Zapp" am 1. April dokumentierte (inzwischen hat Google das Suchergebnis verändert).

Am offiziellen Firmensitz New York existiert GoMoPa nur als Briefkastenadresse

Die Artikel, die GoMoPa im Internet veröffentlicht, sind nur in Kurzfassung allgemein einsehbar. Wer es ausführlicher haben will, zahlt dafür zwischen 99 und 999 Euro jährlich. Die Recherchen sind von höchst unterschiedlicher Qualität. Zum Teil wird auch nur Fremdmaterial wie die folgende Notiz aus der ENERGIE-CHRONIK 150210 vom Februar dieses Jahres präsentiert, ohne daß die Quelle ersichtlich ist:

In New York, wo die Firma eigenen Angaben zufolge im Jahr 2000 gegründet wurde, existiert sie lediglich als Briefkastenadresse. In Wirklichkeit beackert GoMoPa sein Geschäftsfeld von Berlin aus. Die bis vor kurzem bestehende deutsche Tochter GoMoPa GmbH wurde inzwischen aus dem Handelsregister gelöscht. Laut NDR hat dies einen ganz praktischen Grund: "Einstweilige Verfügungen, die einen ehrabschneidenden oder falschen Bericht verbieten würden, können somit in Deutschland nicht zugestellt werden."

Die Namensgeber Goldman und Morgenstern haben nie existiert

Die beiden klangvollen Namen Goldman und Morgenstern in der Firmenbezeichnung, die eine Verbindung mit der US-amerikanischen Finanzwelt suggerieren, sind übrigens reine Erfindungen. Zentrale Figur von GoMoPa ist vielmehr der Gründer und Geschäftsführer Klaus Maurischat. Die Namensgebung hat er angeblich "nach mehreren Gläsern Rotwein entwickelt", ohne damit irreführende Assoziationen zu bezwecken – und zwar inspiriert durch eine portugiesische Kindergeschichte von einem goldenen Mann, der das Gute verteidigt, das Böse anzieht und mit einem Morgenstern bewaffnet kämpft...