Juni 2014

140606

ENERGIE-CHRONIK


Grüner wird Präsident des BDEW

Die Mitgliederversammlung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wählte am 26. Juni den 60-jährigen Johannes Kempmann zum neuen Präsidenten des Branchenverbandes. Der bisherige Verbandspräsident Ewald Woste (100716), der Vorstandsvorsitzender des Kommunalkonzerns Thüga AG ist, hatte nach zwei Amtszeiten von jeweils zwei Jahren nicht wieder kandidiert.


Vom Atomkraftgegner zum Verbandspräsidenten der Energiebranche: Johannes Kempmann.
Pressefoto BDEW

Kempmann ist Technischer Geschäftsführer der Städtischen Werke Magdeburg. Seine Wahl gilt als kleine Sensation, da der Diplom-Ingenieur früher als militanter Atomkraftgegner hervorgetreten ist und von 1986 bis 1994 für die Grünen im niedersächsischen Landtag saß. Zum Beispiel war er 1991 an der Blockade von Transportern beteiligt, die radioaktive Abfälle aus dem belgischen Kernforschungszentrum Mol ins Zwischenlager Gorleben bringen sollten. Von CDU-Seite wurde ihm damals vorgeworfen, "in konspirativer Zusammenarbeit mit Umweltministerin Griefahn den Widerstand gegen die Einlagerung der Mol-Fässer organisiert und damit gegen geltendes Recht verstoßen" zu haben (910605). Den Führungsposten bei den Stadtwerken Magdeburg hat er seit 1998 inne. Zuvor war er Geschäftsführer der Energieagentur Sachsen-Anhalt, die 1995 gemeinsam vom Land und vier Stromversorgern gegründet wurde (950109).

Hinter den Kulissen wird bereits eine Fusion von BDEW und VKU erwogen

Kempmann war von der mitteldeutschen BDEW-Landesgruppe vorgeschlagen worden, während der Stadtwerkeverbund 8KU (070408, 090615) den Vorstandsvorsitzenden der Nürnberger N-Ergie, Josef Hasler, favorisiert haben soll. Zum Schluß wurde Kempmann jedoch ohne Gegenkandidaten und einstimmig gewählt. Der Posten, den er nun übernimmt, ist freilich ein vorwiegend repräsentatives Ehrenamt. Wesentlich mehr Einfluß auf die Verbandspolitik hat die Hauptgeschäftsführung des BDEW, die seit 2008 in den Händen der früheren CDU-Politikerin Hildegard Müller liegt (080712).

Immerhin zeigt die Personalie, wie sehr der BDEW, dessen Vorläufer VDEW und BGW früher eher als Sprachrohr der großen Konzerne galten (060111), inzwischen zu einem überwiegend von kommunalen Energieversorgern geprägten Interessenverband geworden ist. Hinter den Kulissen wird bereits eine Fusion des BDEW mit dem Stadtwerke-Verband VKU erwogen. Im Unterschied zu früher vertreten beide Verbände heute recht ähnliche Positionen. Zum Beispiel haben sie gemeinsam ein Positionspapier verfaßt, das die Einführung sogenannter Kapazitätsmärkte fordert. Bei den Fusionsplänen spielt die mögliche Einsparung von Verbandsbeiträgen eine wichtige Rolle: Die rund 1800 Mitglieder des BDEW sind zum großen Teil auch im VKU organisiert, und umgekehrt gilt dasselbe für die rund 1400 Mitglieder des Stadtwerke-Verbands.

Ebenfalls einstimmig wählte die Mitgliederversammlung des BDEW den Vorstandsvorsitzenden der Berliner Wasserbetriebe, Jörg Simon, und den Geschäftsführer der Stadtwerke Lindau, Klaus Steiner, zu neuen Vizepräsidenten. Als weitere Vizepräsidenten wurden der Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke Hannover Michael G. Feist, und der stellvertretende RWE-Vorstandsvorsitzende Rolf Martin Schmitz in ihren Ämtern bestätigt.