März 2013

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ENERGIE-CHRONIK


 

Im thüringischen Arnstadt investierte Bosch 530 Millionen Euro in die Errichtung einer Solarzellenfabrik, eines Entwicklungszentrums und der neuen Zentrale der Bosch Solar Energy AG. In Vénissieux bei Lyon betreibt Bosch seit einem Jahr die größte und modernste Modulfertigung Frankreichs. Auch für diese Produktionsanlage wird nun nach einem Käufer gesucht.
Fotos (2): Bosch

Bosch gibt die Solarzellen-Produktion wieder auf

Nach langem Zögern hat der Bosch-Konzern beschlossen, die Herstellung kristalliner Solarzellen wieder aufzugeben. Er reagiert damit auf die tiefgreifende und langanhaltende Krise dieses Geschäftsbereichs, die durch Dumpingpreise und ein Überangebot an Kapazitäten verursacht wurde. Der Entscheidung wird besondere Signalwirkung beigemessen, da Bosch erst vor knapp fünf Jahren den Einstieg in die Solarzellenproduktion beschloß und im Unterschied zu den meisten Unternehmen dieser Branche auch über genügend Mittel verfügt, um eine längere Durststrecke zu überstehen.

Mehrheit am Modulhersteller Aleo steht ebenfalls zum Verkauf

Wie Bosch am 22. März mitteilte, wird die Produktion von Silizium-Blöcken, Wafern, Zellen und Modulen Anfang 2014 eingestellt, sofern sich kein Käufer findet, der sie weiterführt. Sämtliche Entwicklungs- und Vertriebsaktivitäten werden ebenfalls beendet. Betroffen ist ferner der Modulhersteller aleo Solar AG, da Bosch auch für diese Mehrheitsbeteiligung einen Käufer sucht. Vorläufig weitergeführt wird lediglich die Bosch Solar CISTech GmbH in Brandenburg/Havel, die auf dem Gebiet der Dünnschichttechnologie tätig ist. Insgesamt umfaßt der Geschäftsbereich der Bosch Solar Energy derzeit rund 3000 Beschäftigte, von denen rund 850 bei aleo und rund 150 bei CIStech tätig sind.

Bisher entstanden 2,4 Milliarden Euro an Verlusten

Trotz umfangreicher Maßnahmen zur Senkung der Herstellungskosten sei es nicht gelungen, den Preisverfall von bis zu 40 Prozent zu kompensieren, begründete die Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH ihren Beschluß. Wegen der immensen weltweiten Überkapazitäten schreibe nahezu die gesamte Branche tiefrote Zahlen. "Die derart drastischen Veränderungen im Markt, insbesondere der schnelle Kapazitätsaufbau in China, waren in dieser Dramatik nicht vorherzusehen", erklärte Bosch-Chef Volkmar Denner. "Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Photovoltaik im Energiemix der Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Verluste in dieser Höhe können aber auch wir uns nicht über einen längeren Zeitraum leisten." Der Geschäftsbereich Solarenergie habe Bosch allein im vergangenen Jahr rund eine Milliarde Euro Verluste eingebracht. Insgesamt beliefen sich die Verluste bisher auf 2,4 Milliarden Euro, einschließlich Sonderabschreibungen von 1,6 Milliarden Euro. Hinzu kämen noch die Kosten, die durch den nun beschlossenen Ausstieg entstehen.

Erst vor einem Jahr nahm Bosch das neue Werk Vénissieux in Betrieb

Bosch war 2008 mit der Komplettübernahme des seit 1997 bestehenden Unternehmens Ersol in die Solarzellenproduktion eingestiegen (080617). 2009 folgte die mehrheitliche Beteiligung am Modulhersteller Aleo und der Bosch Solar CIS Tech GmbH. Bis 2011 entstanden in Arnstadt eine neue Produktionsanlage, ein Entwicklungszentrum und die neue Zentrale des gesamten Geschäftsbereichs, der seit November 2009 als Bosch Solar Energy firmierte. Im Juni 2011 gab Bosch den geplanten Aufbau einer Fertigung in Malaysia bekannt. Wegen der mittlerweile manifesten Krise der Branche wurde dieses Projekt dann zwar vorläufig verschoben, aber Ende 2011 mit Conergy die Übernahme der Wechselrichter-Tochter Voltwerk vereinbart und im Frühjahr 2012 abgeschlossen (120405). Noch im März 2012 nahm Bosch in Vénissieux (Frankreich) eine neue Modulfertigung mit bis zu 200 Mitarbeitern in Betrieb.

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