Januar 2013

130104

ENERGIE-CHRONIK


 

Die Konverterplattform "BorWin Alpha" gehört zu den insgesamt vier Offshore-Projekten in der Nordsee, bei denen die Mitsubishi Corporation mit 580 Millionen Euro einsteigt. An der "Westküstenleitung" will TenneT auch private Kleinanleger beteiligen – vor allem Anwohner, die von den verschiedenen Varianten des geplanten Trassenverlaufs betroffen sind.
Foto/Grafik: Tennet TSO

Japaner investieren in die Netzanbindung von Windparks in der Nordsee

Die Mitsubishi Corporation (MC) beteiligt sich mit 580 Millionen Euro an vier Projekten zur Netzanbindung von Offshore-Windparks in der Nordsee. Am 16. Januar unterzeichneten der japanische Investor und die niederländische Konzernmutter des deutschen Transportnetzbetreibers TenneT TSO die entsprechenden Verträge. Die Partnerschaft gibt es schon seit knapp einem Jahr. Sie stand aber unter dem Vorbehalt, daß die TenneT TSO von der Haftung für nicht rechtzeitig fertiggestellte Netzanbindungen oder von Schäden durch deren Unterbrechung freigestellt wird. Seit Jahresanfang ist diese Bedingung erfüllt, nachdem die Bundesregierung die Haftungsregelung wunschgemäß beschlossen und die dadurch entstehenden Kosten den Stromverbrauchern aufgebürdet hat (121103).

MC steigt weltweit in Energieprojekte ein, die sicheren Profit versprechen

Schon am 10. Februar 2012 hatten MC und TenneT vereinbart, daß sich die Japaner mit 49 Prozent an den beiden Projekte BorWin 1 und BorWin 2 beteiligen und 240 Millionen Euro zu den Baukosten beisteuern, die auf 1,2 Milliarden Euro geschätzt werden. Am 6. März 2012 folgte eine Absichtserklärung, auch bei der Errichtung von HelWin 2 und DolWin 2 in dieser Weise zu kooperieren. In diesem Fall werden die Japaner 340 Millionen Euro zur Finanzierung der Baukosten von 1,7 Milliarden Euro bereitstellen.

Mit den jetzt unterzeichneten Verträgen tritt die vor elf Monaten beschlossene MC-Beteiligung an BorWin 1 und BorWin 2 in Kraft. Zugleich wird die Absichtserklärung zu einer ebenfalls 49-prozentigen Beteiligung an HelWin 2 und DolWin 2 verbindlich. Vermutlich wird sich MC darüber hinaus an weiteren Projekten zur Netzanbindung beteiligen. Der japanische Mischkonzern investiert weltweit unter anderem in Energie-Projekte, die eine sichere Rendite versprechen. Zum Beispiel hat er allein im Januar jeweils hälftige Beteiligungen am niederländischen Offshore-Windpark Luchterduinen (130 MW) und am Solarpark Toul-Rosières in Frankreich (55 MW) erworben.

Die ersten zehn Netzanbindungen kosten fast sechs Milliarden Euro

Mangels ausreichender Finanzkraft konnte TenneT TSO bisher nur die relativ kurze Drehstrom-Anbindung des Testfelds Alpha Ventus (100413) sowie die 120 Kilometer langen HGÜ-Anbindung BorWin 1 (inklusive der Konverterplattform BorWin Alpha) verwirklichen (120206). Bei BorWin 1 blieb aber bisher die Kapazität der Verbindung zum großen Teil ungenutzt, weil der Projektierer des Windparks Bard 1 mit der Errichtung der Anlagen in Verzug geriet (121119). Im Normalfall ist es umgekehrt: Bei den meisten Windparks verzögert sich die Inbetriebnahme, weil die zugesagte Netzanbindung nicht rechtzeitig fertig wird (120904).

Nach Angaben von TenneT befinden sich derzeit folgende Netzanbindungs-Projekte in Arbeit:

Projekt Kapazität in MW Art der Stromübertragung
BorWin 2  800 HGÜ
DolWin 1 800 HGÜ
DolWin 2 900 HGÜ
HelWin 1 576 HGÜ
HelWin 2 690 HGÜ
SylWin 1 864 HGÜ
Nordergründe 111 Drehstrom
Riffgat 108 Drehstrom

Zusammen mit den bereits in Betrieb befindlichen Anlagen Alpha Ventus (60 MW) und BorWin 1 (400 MW) ergäbe das eine vorläufige Gesamtkapazität von 5309 MW. Die Kosten aller zehn Netzanbindungen beziffert Tennet TSO mit rund 5,8 Milliarden Euro.

Kleinanleger sollen sich am Bau von Hochspannungsleitungen beteiligen können

Um die Akzeptanz für den Bau neuer Hochspannungsleitungen an Land zu erhöhen, will TenneT noch in diesem Jahr privaten Anlegern die Möglichkeit bieten, sich an der Finanzierung solcher Trassen zu beteiligen. Sie könnten so eine Rendite erwirtschaften, die mit 4,5 bis fünf Prozent deutlich über dem momentan sehr niedrigen Zinsniveau liegt. Als Mindestbeteiligung sind 1000 Euro vorgesehen. Es werden solche Privatanleger bevorzugt, die als Anwohner vom Leitungsbau betroffen sind. Außerdem sollen die Wertpapiere vorzugsweise an Interessenten abgegeben werden, die nur kleinere Summen investieren können bzw. wollen.

Wie Tennet und der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) am 30. Januar ankündigten, ist die 150 Kilometer lange "Westküstenleitung" von Niebüll nach Brunsbüttel als erstes Projekt dazu ausersehen, eine solche "Bürgerleitung" zu werden. Die Beteiligung der Kleinanleger wird allerdings auf maximal 15 Prozent der Investitionskosten beschränkt, was die wohlklingende Bezeichnung "Bürgerleitung" schwerlich rechtfertigt. Hinzu kommt, daß der ganzen Aktion ein korrumpierendes Element anhaftet, solange nicht jeder private Anleger die Möglichkeit hat, seine von der Inflation bedrohten Ersparnisse in den mit hohen und sicheren Renditen versehenen Netzausbau zu investieren. Das gilt besonders für die geplante Bevorzugung betroffener Anwohner, denen auf diese Weise praktisch der Protest abgekauft werden soll.

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