Mai 2012

120511

ENERGIE-CHRONIK


SolarWorld erwirkt in USA hohe Antidumping-Zölle gegen chinesische Importe

Im Kampf gegen die erdrückende chinesische Konkurrenz bei der Herstellung von Solarzellen hat die in Bonn ansässige SolarWorld AG einen bemerkenswerten Erfolg errungen. Wie sie am 18. Mai mitteilte, hat an diesem Tag auf ihr Betreiben das US-Handelsministerium (Department of Commerce) die chinesischen Einfuhren vorläufig mit hohen Antidumping-Zöllen belegt. Je nach Fabrikat liegen diese Zölle zwischen 31,14 und 249,96 Prozent. Außerdem hat die Behörde schon am 20. März vorläufig Antisubventionszölle auf chinesische Solarprodukte in Höhe von 2,9 bis 4,7 Prozent festgelegt. Beide Zölle addieren sich. Allerdings bleibt abzuwarten, wieweit die vorläufigen Entscheidungen Bestand haben.

Die Zölle gelten für Solarstrommodule auf Basis von kristallinen Siliziumzellen aus China. Das endgültige Urteil über die Antisubventions- und Antidumpingzölle wird für den 1. Oktober erwartet. Das US-Handelsministerium prüft zwischenzeitlich weitere Subventions- und Dumpingtatbestände.

Mit beiden Entscheidungen wurde einer Wettbewerbsbeschwerde vorläufig stattgegeben, die von der US-Tochter des deutschen Solarkonzerns im Oktober 2011 eingereicht worden war. SolarWorld betreibt neben der Produktion in Deutschland in Hillsboro/Oregon die größte Fertigungsstätte für Solarstromtechnologie in den USA. Unterstützt wurde die Wettbewerbsbeschwerde von der Helios Solar Works (Wisconsin) und fünf weiteren amerikanischen Herstellern, die sich ebenfalls über unfairen Wettbewerb beklagten und deshalb der "Coalition for American Solar Manufacturing" beitraten.

Gegner der Strafzölle warnen vor Handelskrieg mit China


Nach dem Erfolg in den USA plant SolarWorld-Chef Frank Asbeck nun eine Antidumping-Klage in Brüssel. Neben wenig erfreulichen Zahlen präsentierte er auf der Bilanzpressekonferenz am 22. März 2012 in Bonn dieses mobile Ladegerät als "Solaranlage für die Westentasche".
Foto: SolarWorld

Auf der anderen Seite hat sich ein Firmenbündnis konstituiert, das aus geschäftlichen Interessen die Erhebung der Strafzölle ablehnt. Zu dieser "Coalition for Affordable Solar Energy" zählen neben der unmittelbar betroffenen chinesischen Suntech Power Holdings Co. die amerikanischen Unternehmen SunEdison, Recurrent Energy, SolarCity and Westinghouse Solar. Als Sprecher des Gremiums fungiert Jigar Shah, Gründer und Chef des Solarpark-Betreibers SunEdison, der inzwischen zur Halbleitersparte MEMC des Monsanto-Konzerns gehört. "Dies ist der erste Schritt zu einem Handelskrieg zwischen den USA und China", erklärte Jigar Shah laut "Washington Times" (17.5.). Die Entscheidung des US-Handelsministeriums verteuere Solarstrom just in dem Augenblick, in dem dieser mit konventioneller Stromerzeugung konkurrieren könne.

Der US-Chef von SolarWorld, Gordon Brinser, bekräftigte demgegenüber, daß chinesische Hersteller mit Hilfe der Pekinger Regierung ihre Solarzellen zu Dumping-Preisen auf den Markt geworfen und sich so einen illegalen Preisvorteil verschafft hätten. Mit der Entscheidung des US-Handelsministeriums werde nur wieder das "natürliche Gleichgewicht" auf dem Weltmarkt hergestellt.

SolarWorld plant nun Antidumping-Klage bei der Kommission in Brüssel

Der SolarWorld-Vorstandsvorsitzende Frank Asbeck sah in der Entscheidung des US-Handelsministeriums "auch ein Signal an Europa, wo vergleichbare Maßnahmen greifen müssen". Er will nun bei der EU-Kommission eine Antidumping-Klage einreichen, um Strafzölle auf chinesische Importe zu erreichen. Allerdings braucht er dafür die Unterstützung von Branchenunternehmen, die mindestens ein Viertel der Jahresproduktion in Europa repräsentieren.

Einen anderen Vorstoß in dieser Richtung unternahm jetzt der Bundesrat, indem er seinen Änderungswünschen für die vom Bundestag beschlossene Kürzung der Solarstrom-Vergütungen ein auf europäische Verhältnisse zugeschnittenes Schutzzoll-Konzept hinzufügte: Demnach würden die Höhe der Solarstrom-Vergütung künftig davon abhängen, wieweit Module und Zellen in Ländern der EU gefertigt worden sind (120504).

Der Konzern SolarWorld AG ist ein führender Anbieter von Solarstromtechnologie, der vom Rohstoff Silizium über Wafer, Zelle und Modul bis zur schlüsselfertigen Solarstromanlage alle Wertschöpfungsstufen umfaßt. Zentraler Geschäftsbereich ist der Vertrieb von Modulen an den Fachhandel und kristalliner Wafer an die internationale Solarzellenindustrie. Die größten Fertigungen unterhält der Konzern im sächsischen Freiberg und Hillsboro/USA. Weltweit beschäftigt er rund 3.300 Menschen.

Die SolarWorld AG ist seit 1999 börsennotiert. Ihre Aktie erlebte bis 2008 einen kometenhaften Aufstieg bis auf etwa 48 Euro. Im Mai lag sie bei etwa 1,50 Euro. Auch der Erfolg in den USA bewirkte nur kurzzeitig einen Anstieg. Anscheinend wird in Börsenkreisen an der Nachhaltigkeit der jetzt ergangenen vorläufigen Entscheidungen des US-Handelsministeriums gezweifelt, die außerdem nur das US-Geschäft betrifft.

Auch Sovello hat Insolvenz beantragt

Nach etlichen anderen deutschen Solarfirmen hat am 14. Mai auch die Sovello GmbH Insolvenz beantragt. Es handelt sich um die frühere EverQ GmbH, die 2005 von Q-Cells und dem US-Hersteller Evergreen Solar als Gemeinschaftsunternehmen gegründet wurde. Als Sovello AG wurde sie im April 2010 von einem Private-Equity-Investor übernommen. Der Zellen- und Modulhersteller ist wie Q-Cells im "Solar Valley" bei Bitterfeld angesiedelt. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete er mit 1.250 Beschäftigten einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro.

Sovello-Geschäftsführer Reiner Beutel will sich der Antidumping-Klage von SolarWorld-Chef Asbeck anschließen. Wie er am 22. Mai erklärte, können auch die chinesischen Anbieter ihrer Preise nur unter "signifikanten Verluste im dreistelligen Millionenbereich" so billig gestalten.

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