| Dezember 2007 | 071206 | ENERGIE-CHRONIK | 
(Auszug aus dem Protokoll der 133. Sitzung des Deutschen Bundestages vom 
13.12.2007)
Die Redner in der Reihenfolge ihres Auftritts:
Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU)
Angelika Brunkhorst (FDP)
Christoph Pries (SPD)
Hans-Kurt Hill (DIE LINKE)
Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU)
Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Michael Müller, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Umwelt, 
Naturschutz und Reaktorsicherheit
Katherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU)
Dr. Marlies Volkmer (SPD)
Jens Koeppen (CDU/CSU)
Heinz Schmitt (Landau) (SPD)
Monika Griefahn (SPD)
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Jetzt rufe ich den Zusatzpunkt 6 auf:
Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Konsequenzen der Bundesregierung aus der Studie über erhöhte Krebsrisiken 
in der Umgebung von Atomanlagen
Ich eröffne die Aussprache und gebe das Wort dem Kollegen Hans-Josef Fell für 
Bündnis 90/Die Grünen.
Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Ärzte, die 
in der Umgebung von Kernreaktoren praktizieren, geben schon seit Jahrzehnten Hinweise 
darauf, dass es einen Zusammenhang zwischen Radioaktivität und Zunahmen von Erkrankungen 
geben könnte. Es ist andererseits eindeutige Erkenntnis der Wissenschaft, dass 
Radioaktivität bereits vorgeburtlich Missbildungen und Krebs auslösen kann, 
Letzteres auch im frühkindlichen Stadium.
Seit Jahrzehnten streiten sich Wissenschaftler darüber, wie hoch die Gefahr für 
eine Erkrankung besonders im Bereich der niedrigen radioaktiven Strahlung ist. Tatsache 
ist, dass die radioaktive Belastung in der Umgebung von Kernreaktoren geringfügig 
höher ist als die natürliche radioaktive Strahlung. Zudem ist die Art der 
radioaktiven Strahlung, die aus den Schornsteinen der Kernreaktoren kommt, eine ganz 
andere als die der natürlichen. Aus Atomkraftwerken entweichen gasförmige 
Radionuklide. Darunter befinden sich auch die besonders gefährlichen Spaltprodukte 
aus der Kernspaltung und deren Zerfallsprodukte, die übrigens auch über 
Abwasserrohre in die Gewässer gelangen.
Ich weiß genau, worüber ich hier spreche: Mir wurde dieser Sachverhalt 
innerhalb meines Physikstudiums und in meiner Ausbildung als Strahlenschutzexperte 
bei der Gesellschaft für Strahlenforschung in München gelehrt.
(Heinz Schmitt [Landau] [SPD]: Ach so, der Fell hat studiert!)
Mit jedem Regen werden diese aus den Schornsteinen der Atomkraftwerke kommenden Radionuklide 
als sogenannter Fallout ausgewaschen. Sie erhöhen damit die Strahlung in der 
Umgebung. Ich persönlich messe dies kontinuierlich mit meiner privaten Radioaktivitätsmessstation 
in der Nähe des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld. 
Über die Atmung und über die Nahrung werden die radioaktiven Partikel in 
den Körper aufgenommen, wo sie ihre gesundheitsgefährdende Wirkung entfalten 
können. Über den exakten Wirkungsmechanismus dieser inkorporierten, höchst 
unterschiedlichen radioaktiven Spaltprodukte weiß die Wissenschaft zu wenig. 
Kritische Wissenschaftler warnen seit Jahrzehnten, dass die krankmachenden Wirkungen 
wesentlich höher sind, als nach den radiologischen Lehrbüchern zu erwarten 
wäre. Nun hat die vorliegende Leukämiestudie erstmals zweifelsfrei nachgewiesen, 
dass für Kinder unter fünf Jahren, die in der Nähe von Kernreaktoren 
aufwachsen, das Risiko, an Leukämie zu erkranken, wesentlich höher ist als 
bisher angenommen.
Die besondere und wissenschaftlich bisher einzigartige Qualität dieser Studie 
ist, dass alle anderen bekannten Leukämierisiken ausgeschlossen werden können. 
Diese nachgewiesenen Risiken sind nicht unerheblich. In einem Radius von bis zu 5 
Kilometern um die Kernreaktoren gibt es 19 Leukämiefälle mehr, als im statistischen 
Mittel ohne Kernreaktoren zu erwarten gewesen wären. 
(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: In 24 Jahren!)
Die Datenlage der Studie weist im 50-Kilometer-Radius sogar bis zu 275 zusätzliche 
Krebsneuerkrankungen aus - Hunderte von Einzelschicksalen, die in jeder betroffenen 
Familie eine Tragödie auslösen.
Falsch ist die Interpretation, es gebe keinen Zusammenhang zwischen kindlicher Leukämie 
und der Radioaktivität in der Umgebung von Kernreaktoren. Nur der Wirkungszusammenhang 
ist nicht ausreichend bekannt.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Genau dies muss aber nun Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.
Die Ergebnisse der Studie müssen zu Konsequenzen führen:
Erstens. Der bisher in der Wissenschaft angenommene Wirkungszusammenhang zwischen 
niedriger radioaktiver Strahlung und Krebserkrankungen muss wissenschaftlich neu bewertet 
und an die Erkenntnisse dieser Studie angepasst werden.
Zweitens. Hinweise von Medizinern und Wissenschaftlern zeigen, dass auch eine erhöhte 
Missbildungsrate sowie erhöhte Krebsgefahren bei Erwachsenen, die in der Umgebung 
von Kraftwerken leben, vorhanden sein dürften. Dies muss in neuen Studien genauer 
erforscht werden.
Drittens. Ein vorsorgender Gesundheitsschutz erfordert auch entsprechendes Handeln. 
Die nachgewiesenen erhöhten Krebsraten in der Umgebung von Kernreaktoren müssen 
vorsorglich dazu führen, dass die Emission von Spaltprodukten und anderer Radioaktivität 
aus den laufenden Kernreaktoren beendet wird.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)
Wollen die Betreiber von Kernreaktoren diese weiterbetreiben, dann müssen sie 
Wege finden, die radioaktiven Emissionen aus den Schornsteinen ihrer Kernreaktoren 
vollständig zu stoppen.
Viertens. Da die Atomenergie eine Fülle weiterer Gefahren wie erhöhte Terroranfälligkeit, 
Sicherheitsprobleme und anderes birgt, müssen zunächst die störanfälligen 
älteren Reaktoren stillgelegt werden.
Fünftens. Im Sinne des Verursacherprinzips müssen die Reaktorbetreiber nachweisen, 
dass die nachgewiesene erhöhte Zahl von Krebsfällen nicht durch den laufenden 
Betrieb der Kernreaktoren verursacht wird. Sollten sie diesen Nachweis nicht erbringen, 
müssen sie aufgefordert werden, die Kernreaktoren stillzulegen; eine Stromversorgung 
aus erneuerbaren Energien - diese sind radioaktivitätsfrei - wird als Ersatz 
leicht möglich sein.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Die Gesundheit unserer Kinder sollte uns dies alles wirklich wert sein.
Ich danke Ihnen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Der Kollege Dr. Georg Nüßlein hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren! Jedes Kind, das an 
Krebs erkrankt, ist ein Kind zu viel. Niemand kann und darf darum ein Interesse haben, 
die Studie, über die wir hier diskutieren, zu relativieren; im Gegenteil: Offene 
Fragen sind zu klären.
In der Tat liefert die Studie ein Ergebnis, aber, Herr Kollege Fell, keine Erklärung 
dazu. Das Ergebnis lautet - ich sage es jetzt präziser, als Sie als Physiklehrer 
das getan haben -: In einer 5-Kilometer-Zone um Kernkraftwerke erkranken pro Jahr 
bundesweit durchschnittlich 1,2 Kinder unter fünf Jahren mehr an Krebs als in 
einer zufällig ausgewählten Kontrollgruppe. Das ist das präzise statistische 
Ergebnis dieser Studie. 
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das reicht doch!)
Die Einzelschicksale, die dahinterstehen - circa ein erkranktes Kind pro Jahr im Bundesgebiet 
-, halten mich davon ab, von statistischem Grundrauschen zu sprechen. Außerdem 
will ich, wie gesagt, nicht das Ergebnis relativieren. Die Studie ist hinsichtlich 
der Modellannahmen in keiner Weise statistisch in Zweifel zu ziehen. Das Ergebnis 
ist statistisch signifikant; das heißt, der Zusammenhang ist mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit 
von weniger als 5 Prozent richtig.
Die Art und Weise, wie Herr Fell gerade die Debatte eröffnet hat, ist ein weiterer 
Beleg dafür, dass sich viele mühen, politische Schlussfolgerungen aus dieser 
Studie zu ziehen. Das in seriöser Weise zu tun, ist zumindest zum jetzigen Zeitpunkt 
nicht möglich. Die Studie belegt nämlich - auch wenn Sie, Herr Fell, etwas 
anderes behaupten - überhaupt keine Ursachen.
(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Tatsachen belegt 
sie schon!)
Dazu die KiKK-Studie wörtlich:
Obwohl frühere Ergebnisse mit der aktuellen Studie reproduziert werden konnten, 
kann aufgrund des aktuellen strahlenbiologischen und -epidemiologischen Wissens die 
von deutschen Kernkraftwerken im Normalbetrieb emittierte ionisierende Strahlung grundsätzlich 
nicht als Ursache interpretiert werden.
(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und das ist strittig!)
Soweit die zusammenfassende Schlussfolgerung. Im nächsten Satz wird sogar darauf 
hingewiesen, dass Zufall bei dem beobachteten Abstandstrend eine Rolle spielen könnte. 
Das Deutsche Kinderkrebsregister verlautbart in einer Presseerklärung vom 12. 
Dezember 2007 entsprechend: 
So kommt nach dem heutigen Wissensstand Strahlung, die von Kernkraftwerken im Normalbetrieb 
ausgeht, als Ursache für die beobachtete Risikoerhöhung nicht in Betracht. 
Denkbar wäre, dass bis jetzt noch unbekannte Faktoren beteiligt sind oder dass 
es sich doch um Zufall handelt. 
So sieht das übrigens auch der zuständige Abteilungsleiter beim Bundesamt 
für Strahlenschutz, Thomas Jung, während sich sein Chef Wolfram König 
- er ist hier im Hause bekannt -
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was soll das denn jetzt 
wieder heißen?)
alle Mühe gibt, einen anderen Eindruck zu erwecken. Er wird folgendermaßen 
zitiert: "Es gibt Hinweise, aber keine Beweise."
Ich sage: Es gibt Forschungsbedarf, sonst gar nichts. Wie ich in meinen Gesprächen 
mit Experten erfahren habe, sollte man im Zusammenhang mit Leukämie Folgendes 
beachten: 
Erstens. Es gibt andere Leukämie-Cluster, das heißt regional-zeitliche 
Häufungen von Leukämien an Orten ohne Kernkraftwerke. 
Zweitens. In der Wissenschaft wird über demografische Einflussfaktoren geforscht.
Drittens. Es soll immunologische Faktoren geben, die eine Rolle spielen.
Viertens. Es könnte auch andere Zusammenhänge geben, die gerade an Kernkraftstandorten 
eine Rolle spielen und die man vielleicht anhand eines Vergleichs mit anderen Clustern 
identifizieren kann.
Jedenfalls herrscht hier Klärungsbedarf. Darüber hinaus taugt der Zwischenbericht 
- Herr Fell, ich sage Ihnen das ausdrücklich - nicht für Politik. Ich sage 
das an die Adresse der Grünen und gehe dabei nicht einmal so weit wie Herr Jung 
vom Bundesamt für Strahlenschutz - ich habe ihn gerade zitiert -, der meint, 
im Straßenverkehr oder durch das Passivrauchen seien Kinder ungleich größeren 
Risiken ausgesetzt.
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, deswegen haben wir 
den Nichtraucherschutz!)
Die Union macht jedenfalls keine Politik mit den Ängsten von Eltern.
(Beifall bei der CDU/CSU - Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 
Sie machen nur mit den Ängsten von Vorstandsvorsitzenden vor Gehaltskürzungen 
Politik!)
Deshalb kann ich mir eine Anmerkung an dieser Stelle - bei aller Sachlichkeit - beim 
besten Willen nicht verkneifen. Meine Damen und Herren von den Grünen, Sie waren 
sieben Jahre in der Regierung. Wenn Sie schon immer mehr als die Wissenschaft gewusst 
haben - Herr Fell hat gerade wieder gezeigt, dass er mehr als die Wissenschaft weiß 
-, wenn die Risiken aus Ihrer Sicht wirklich so enorm und so unverantwortbar sind, 
warum haben Sie dann in sieben Jahren Regierungszeit den immer propagierten sofortigen 
Ausstieg aus der Kernenergie nicht durchgesetzt?
(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ah!)
Warum haben Sie den Atomausstieg aufgegeben? Das sollte der nächste Redner aus 
Ihren Reihen einmal begründen.
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mehr fällt Ihnen dazu 
nicht ein?)
Das ist nämlich für uns eine politisch hochspannende Frage.
(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir saßen doch in den Startlöchern!)
Vielen herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU - Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 
Das war jetzt sehr niveauvoll!)
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Die Kollegin Angelika Brunkhorst spricht jetzt für die FDP-Fraktion.
(Beifall bei der FDP)
Angelika Brunkhorst (FDP):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn ein Kind an Krebs erkrankt, 
dann ist das immer eine Katastrophe, für das Kind selbst, für die Familie, 
das Umfeld und die Freunde. Umso mehr freue ich mich, dass die Krebsforschung in Deutschland 
und weltweit sehr große wissenschaftliche Fortschritte gemacht hat und dass 
es insbesondere bei Leukämie bei Kindern mittlerweile sehr gute Heilungschancen 
gibt. 
Den Heilungschancen stehen natürlich die vielen offenen Fragen bei der Ursachenforschung 
gegenüber. Die britische Forscherin Claire Gilham veröffentlichte 2005 zu 
diesem Thema eine Studie, aus der hervorging, dass Kinder, die bereits in den ersten 
Lebensmonaten Kindertagesstätten besuchten oder häufig andere Kontakte sozialer 
Art hatten, seltener an Leukämie erkrankten. Andere Theorien gehen davon aus, 
dass genetische Ursachen für das Vorkommen von Leukämie mit eine Rolle spielen 
könnten, oder sie führen diese Erkrankungen auf virale Infektionen zurück. 
Immerhin ist es heute bei 85 Prozent der Fälle nicht möglich, die wirklichen 
Ursachen einer Leukämie festzustellen. So viel erst einmal vorab.
Hingegen kommt - das haben die Verfasser der KiKK-Studie ganz deutlich gesagt - nach 
heutigem Wissensstand nicht allein die Strahlung von Kernkraftwerken im Normalbetrieb 
als Ursache für die beobachtete erhöhte Erkrankungszahl im 5-Kilometer-Umkreis 
infrage. 
(Monika Griefahn [SPD]: Das sagt die Studie nicht! Sie sagt nicht, dass es so 
ist; sie sagt aber auch nicht, dass es nicht so ist!)
An Standorten, an denen man zum Beispiel Kernkraftwerke geplant, sie aber letztendlich 
doch nicht gebaut hat, gibt es genauso viele Erkrankungen wie an Standorten, an denen 
heute Kernkraftwerke in Betrieb sind.
(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aha!)
Die Wissenschaftler, die am Deutschen Krebsregister tätig sind, rufen meinen 
großen Respekt hervor. Wir müssen ihnen ihre Arbeit hoch anrechnen, insbesondere 
vor dem Hintergrund, dass sie bei der Erstellung dieser Studie mit gravierenden Schwierigkeiten 
zu kämpfen hatten. Zunächst einmal war die Bereitschaft von Familien, die 
innerhalb des 5-Kilometer-Umkreises von Kernkraftwerken wohnen, nicht besonders hoch, 
überhaupt die Fragebögen auszufüllen und Interviews zu führen. 
Also war die Fallzahl sehr gering. Dann mussten sich die Forscher bei der Erarbeitung 
der Studienkonzeption mit einem sogenannten Expertengremium des BfS auseinandersetzen, 
welches vorrangig mit Vertretern atomkritischer NGOs besetzt war. Für eine wissenschaftliche 
Studie ist das eine ungewöhnlich einseitige Konstellation. Das möchte ich 
hier auf jeden Fall einmal feststellen.
(Beifall bei der FDP - Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ausgewogen!)
Schließlich möchte ich an dieser Stelle noch auf ein weiteres aktuelles 
Ereignis hinweisen. In der Berliner Morgenpost von heute steht, dass die Leiterin 
der Untersuchungskommission vom BfS noch nicht einmal eingeladen wurde, als die Studie 
veröffentlicht wurde.
(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist ja interessant! - Zuruf von der CDU/CSU: Ungeheuerlich!)
Da gibt es scheinbar irgendwelche Dissonanzen. Ich kann es mir nicht anders erklären. 
Oder sind die Ergebnisse nicht so, wie man sie sich vorgestellt hat?
Die Studie an sich weist also mehrere Schwierigkeiten auf:
Die geringe Fallzahl hatte ich eben schon genannt. Die Autoren der KiKK-Studie sagen 
in Bezug darauf, dass die daraus überhaupt abzuleitenden Risikobewertungen mit 
sehr großen Unsicherheiten behaftet sind, und das nicht nur an einer Stelle; 
an vielen Stellen werden hierfür unterschiedlich hergeleitete Begründungen 
geliefert. Allein dann, wenn man die Zusammenfassung liest, fällt einem das auf. 
Jeder, der sich schon einmal mit empirischer Sozialforschung befasst hat, weiß, 
dass Studien mit einer relativ kleinen mathematischen Zahlenbasis immer sehr große 
Ungewissheiten hervorrufen. Es stellt sich zum einen die Frage, ob die Ergebnisse 
überhaupt auf kausale Zusammenhänge zurückzuführen sind, zum anderen, 
ob die wissenschaftlichen mathematischen Methoden nicht an ihre Grenzen stoßen, 
wenn man es mit ganz kleinen Fallzahlen zu tun hat.
Ich glaube, bei allem, was die Studie ergeben hat oder auch nicht, ist es jetzt entscheidend, 
den Blick nach vorne zu werfen. Der Vorsitzende der Strahlenschutzkommission, Professor 
Dr. Wolfgang-Ulrich Müller, hat darauf hingewiesen, dass die dokumentierten Leukämiefälle 
sicherlich weitere Ursachen haben als nur die Strahlung. Man darf also nicht allein 
bei der Strahlung monokausal eine Erklärung für die Leukämiefälle 
suchen. Ich denke, wir müssen - das hat auch der Vorredner schon gesagt - anstreben, 
dass weitergehende Untersuchungen vorgenommen werden, die auch andere mögliche 
Umgebungsursachen in den Blick nehmen. 
Zum Schluss möchte ich an meine Kolleginnen und Kollegen von den Grünen 
appellieren: Sind Sie eigentlich im Bilde, dass diese Debatte - ich denke nur an Ihre 
Bestürzungsreaktionen, Herr Fell - so kurz vor Weihnachten bei vielen Familien 
ein starkes Unwohlsein hervorrufen wird? 
(Beifall bei Abgeordneten der FDP - Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 
sowie bei Abgeordneten der SPD - Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 
Erst Atomkraft wollen und sich dann vor der Debatte drücken!)
- Frau Künast, seien Sie bitte einmal ganz ruhig! - Ich unterstelle Ihnen in 
der Tat, dass es Ihnen darum ging, die Atomdebatte möglichst lange am Kochen 
zu halten. In der Studie werden keine sofortigen Handlungen gefordert. 
(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Darüber hätten wir mit der nötigen Sorgfalt gut und gerne auch im nächsten 
Jahr debattieren können. 
(Zuruf von der SPD: Aber nicht vor Ostern! - Gegenruf der Abg. Renate Künast 
[BÜND-NIS 90/DIE GRÜNEN]: Chanukka ist auch noch! Und dann noch Ramadan!)
Es wäre auf jeden Fall sozialverträglicher gewesen.
Schönen Dank.
(Beifall bei der FDP)
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Der Kollege Christoph Pries spricht jetzt für die SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD - Jörg Tauss [SPD]: Verdirb uns bloß nicht Weihnachten, 
Christoph!)
 Christoph Pries (SPD):
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich zum Anlass 
der Aktuellen Stunde komme, möchte ich eine persönliche Anmerkung machen. 
Wir sprechen heute über Krebs - vor allem über Leukämie - bei Kleinkindern. 
Trotz deutlich verbesserter Heilungschancen ist diese Diagnose eine Horrorvorstellung 
für jeden, der selbst Kinder hat. Wir alle sollten dies in der Hitze der politischen 
Diskussion nicht vergessen. Das gebietet der Respekt vor den Betroffenen.
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie 
der Abg. Antje Tillmann [CDU/CSU] und Gert Winkelmeier [fraktionslos])
Als am vergangenen Samstag die ersten Informationen über die Studie "Kinderkrebs 
in der Umgebung von Kernkraftwerken" bekannt wurden, waren die Reaktionen leicht 
vorhersehbar: Aufschrei bei den Grünen, Abwiegeln bei Union und FDP. Liebe Kollegin 
Brunkhorst, die Diskussion über die Ergebnisse einer soliden wissenschaftlichen 
Studie als irrational und schäbig zu bezeichnen, nur weil einem diese Ergebnisse 
nicht passen, halte ich für unangemessen. 
(Angelika Brunkhorst [FDP]: Diese Studie besagt nichts Neues!)
"Schäbig" wäre wahrscheinlich Ihre Wortwahl.
Auch der Eindruck von Kollegin Reiche, die Untersuchung solle Antipathien gegen die 
Kernenergie schüren, halte ich für ziemlich deplatziert.
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie 
des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])
Ich habe bei der Durchsicht der Studie nicht einen Beleg für Ihre absurde Verschwörungstheorie 
gefunden.
Kommen wir zu den Grünen. Der Kollege Fell titelte bereits vor der offiziellen 
Veröffentlichung der Studie: "Atomenergie gefährdet Kindergesundheit". 
Weiter heißt es, Atomkraftwerke seien verantwortlich für das Leid vieler 
Kinder. Lieber Kollege Fell, hätten Sie diesen Satz im Zusammenhang mit der Reaktorkatastrophe 
von Tschernobyl geschrieben, würde ich Ihnen zustimmen. Aber im Zusammenhang 
mit der vorliegenden Studie zu diesem Vokabular zu greifen, finde ich einfach abenteuerlich. 
Hysterie, Herr Fell, bringt uns keinen Millimeter weiter.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU - Renate Künast [BÜNDNIS 
90/ DIE GRÜNEN]: Euch muss man immer treiben!)
Was uns vorliegt, ist eine wissenschaftliche Untersuchung mit einem Ergebnis, aber 
ohne eine Erklärung. Wir haben ein statistisches Ergebnis. Es besagt, dass die 
Wahrscheinlichkeit von Krebserkrankungen bei Kleinkindern, die im Umkreis von 5 Kilometern 
von Atomkraftwerken leben, signifikant erhöht ist. Das ist besorgniserregend. 
Gleichzeitig wurde ein direkter Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und der Strahlenbelastung 
von den Autoren weder untersucht noch hergestellt. Einige Experten unterstützen 
die Meinung, es gebe keine Anzeichen für einen Zusammenhang, andere sind der 
Auffassung, dieser Zusammenhang könne nicht ausgeschlossen werden.
Um dieses Dilemma aufzulösen, müssen wir auf der Grundlage der vorliegenden 
Studie weitere Untersuchungen durchführen. Wir sind deshalb der Auffassung, dass 
die Entscheidung von Bundesumweltminister Gabriel richtig ist, die Studie von der 
Strahlenschutzkommission umfassend bewerten zu lassen. Im Gegensatz dazu ist es wenig 
hilfreich, die Untersuchung als Steinbruch zu benutzen.
Ein schönes Beispiel dafür war am Dienstag in der atomkraftfreundlichen 
Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu lesen. Dort wurde in einem Artikel aus der Zusammenfassung 
der Studie zitiert: Die Häufung von Leukämiefällen in der Region um 
das Atomkraftwerk Krümmel, vom Autor als Zufall dargestellt, habe die Untersuchung 
am stärksten beeinflusst. Weggelassen hat der Redakteur allerdings, dass im zitierten 
Absatz von den Wissenschaftlern eindeutig klargestellt wird:
Die Auslassung jeweils einer einzelnen Kernkraftwerksregion ergab keinen Hinweis darauf, 
dass das Ergebnis nur von einer einzelnen Region abhängig ist.
Dieser kleine, aber entscheidende Unterschied muss dem Redakteur wohl entgangen sein. 
Ein Schelm, wer Böses vermutet.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN 
- Ulrich Kelber [SPD]: Gesinnungsjournalismus!)
Ich möchte abschließend zusammenfassen. Das Ergebnis der Studie gibt Anlass 
zur Sorge. Was wir jetzt brauchen, ist eine sachliche Bewertung - insbesondere mit 
Blick auf den möglichen Ursachenzusammenhang zwischen Wohnortnähe zum Atomkraftwerk 
und Krebsrisiko. Erst nach Abschluss dieser Prüfungen kann über das weitere 
Vorgehen entschieden werden. 
Die SPD-Bundestagsfraktion plädiert weiterhin für eine Übertragung 
von Reststrommengen von älteren auf neuere Atomkraftwerke. Die Gründe dafür 
sind bekannt: Ältere Atomkraftwerke sind störanfälliger. Ältere 
Atomkraftwerke bieten weniger Schutz bei Unfällen und Terroranschlägen. 
Ältere Atomkraftwerke sind nach unserer Auffassung trotz Nachrüstungen weniger 
sicher als neuere Anlagen. Die Versorgungssicherheit würde durch eine Abschaltung 
der Uraltmeiler nicht gefährdet.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, für die SPD-Bundestagsfraktion ist die Atomenergie 
eine Risikotechnologie, die wir für nicht mehr zeitgemäß halten.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Die vorliegende Studie bestärkt uns in dieser Position. Der Atomausstieg ist 
und bleibt die richtige Entscheidung.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: 
Der Kollege Hans-Kurt Hill spricht jetzt für die Linke.
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])
Hans-Kurt Hill (DIE LINKE): 
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kinder, die in der Nähe 
von Atomkraftwerken leben, erkranken doppelt so häufig an Krebs wie Kinder im 
übrigen Bundesgebiet. Das ist das erschreckende Ergebnis einer Studie des Bundesamtes 
für Strahlenschutz. Die Zahlen dieser Untersuchung sind außergewöhnlich 
gut belegt. Frau Brunkhorst und Herr Nüßlein, an dieser Erkenntnis ist 
nicht zu rütteln. Die Untersuchung zeigt zwar nicht direkt auf, warum das Leukämierisiko 
so hoch ist. Der Zusammenhang zwischen erhöhter Krebsgefahr für Kinder und 
der Nähe des Wohnortes zu einem Atomkraftwerk ist aber methodisch nachgewiesen.
(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Habe ich auch nicht bestritten, wenn 
Sie mir zugehört haben!)
Daraus ergeben sich zwei Schlussfolgerungen, Herr Nüßlein: Erstens. Dies 
ist ein Zufall - was wohl kaum anzunehmen ist. Zweitens. Das Wohnen in der Nähe 
von Atommeilern verursacht ein erhöhtes Krebsrisiko. 
(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Aber warum?)
Deshalb ist es jetzt unsere Aufgabe, die Aufgabe verantwortlicher Politiker, umgehend 
Konsequenzen zu ziehen. Wir müssen folgende Fragen neu bewerten: Sind die bisherigen 
gesetzlichen Grenzwerte noch haltbar? Welche Fakten in der Nähe von Atomkraftwerken 
müssen beachtet und bewertet werden? Welche Rolle spielen niedrige Strahlenwerte 
über einen längeren Zeitraum? 
(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Sie haben mir überhaupt nicht zugehört! 
Überhaupt nicht!)
Wurden Faktoren beim Normalbetrieb von Atomkraftwerken übersehen? Welche Auswirkung 
haben die Erkenntnisse auf die Zwischenlagerung und die geplante Endlagerung hochradioaktiver 
Stoffe?
(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist reine Ideologie!)
Ist unter diesen Umständen der Weiterbetrieb solcher Atomanlagen überhaupt 
noch zu verantworten?
Ich warne an dieser Stelle allerdings vor zwei Dingen: 
Erstens. Die Leukämiekranken sind keine statistischen Opfer. Der Zusammenhang 
zwischen Atomkraft und Krebs ist bedrückend und real. Wer die Ergebnisse der 
Studie relativiert, nimmt die Leukämieopfer billigend in Kauf.
(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Niemand tut das!)
Zweitens. Das Unterschreiten gesetzlicher Grenzwerte kann die Gefahr nicht herabsetzen; 
denn die Erkenntnis der Studie ist: Wir wissen immer noch viel zu wenig über 
die Gefährlichkeit radioaktiver Strahlung insbesondere aus spaltbaren Materialien.
Geradezu unverantwortlich ist es, wenn jetzt behauptet wird, da die Grenzwerte nicht 
überschritten würden, gebe es keinen Zusammenhang zu den benachbarten Atomkraftwerken. 
Jetzt zu behaupten, die Studie liefere keine neuen Erkenntnisse, wie es Frau Kollegin 
Reiche von der CDU/CSU gleichlautend mit der Atomlobby behauptet, ist geradezu zynisch.
(Angelika Brunkhorst [FDP]: Frau Reiche, stimmt das überhaupt?)
Unsere Aufgabe ist es, den Sachverhalt ernst zu nehmen, um jegliche Gefährdung 
von der Bevölkerung abzuwenden. 
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])
Dazu stellt die Linke drei Forderungen auf:
Erstens. Der zuständige Umweltminister Gabriel wird gebeten, in der ersten Januarsitzung 
des Umweltausschusses eine umfassende Erklärung darüber abzugeben, welche 
Konsequenzen die Bundesregierung aus den Erkenntnissen ziehen wird und was die nächsten 
Schritte sind.
Zweitens. Besorgte Anwohnerinnen und Anwohner von Atomanlagen müssen detailliert 
über die Situation informiert werden.
(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Aber bitte nicht von Ihnen!)
Sie müssen die Möglichkeit erhalten, Daten über ihren individuellen 
Strahlenwert zu bekommen. Es ist heute ohne Probleme möglich, Privatpersonen 
mit einem persönlichen Strahlenmessgerät auszustatten. 
(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Herr Fell hat das!)
Für jede Person, die das möchte, könnte ein elektronisches Strahlenregister 
geführt werden. Herr Fell hat das eben schon ausgeführt. 
Drittens und letztens: Die Atomanlagen müssen ihren Betrieb in Deutschland schnellstmöglich 
einstellen. Das verlangen das Vorsorgeprinzip und das Prinzip der Gefahrenabwehr.
Vielen Dank.
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Die Kollegin Dr. Maria Flachsbarth spricht jetzt für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU): 
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In den vergangenen Jahren wurde 
immer wieder der Verdacht geäußert, dass Kinder, die in der Nähe von 
Kernkraftwerken leben, häufiger an Krebs erkranken. Deshalb hat das Bundesumweltministerium 
über das Bundesamt für Strahlenschutz die sogenannte KiKK-Studie, die Epidemiologische 
Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken, beim Deutschen Kinderkrebsregister 
an der Universität Mainz in Auftrag gegeben. Die Wissenschaftler verglichen Daten 
von an Krebs erkrankten Kindern unter fünf Jahren aus dem Zeitraum 1980 bis 2003, 
die zum Zeitpunkt ihrer Erkrankung in einem Umkreis von maximal 5 Kilometern zu einem 
von 16 Kernkraftwerken lebten, mit den Daten ihrer gesunden Altersgenossen aus derselben 
Region.
Die KiKK-Studie hat gezeigt, dass es zwischen der Nähe der Wohnung zu einem Kernkraftwerk 
und der Häufigkeit, mit der Kinder vor ihrem fünften Geburtstag an Krebs, 
insbesondere an Leukämie, erkranken, einen Zusammenhang gibt. Für den Untersuchungszeitraum 
wurde ermittelt, dass 37 Kinder neu an Leukämie erkrankt sind, obwohl statistisch 
nur 17 Neuerkrankungen zu erwarten gewesen wären. Die Forscher betonen allerdings, 
dass Strahlung von Kernkraftwerken im Normalbetrieb nach heutigem Wissen als Ursache 
für die beobachtete Risikoerhöhung nicht in Betracht kommt. Es handelt sich 
vielmehr um eine rein mathematisch-statistische Erhebung, die im Ergebnis leider keine 
Erkenntnisse über die Ursache der Krebserkrankung bei Kindern liefert. Diese 
Fragestellung ist im Forschungsauftrag des BMU, das damals unter der Leitung von Jürgen 
Trittin stand, nicht enthalten.
(Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)
Die Direktorin des Instituts für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik 
an der Universität Mainz, Professor Maria Blettner, stellt als Mitautorin der 
KiKK-Studie fest - ich zitiere -: 
Leider erlaubt die KiKK-Studie keine Aussage darüber, wodurch sich die beobachtete 
Erhöhung der Anzahl von Kinderkrebsfällen in der Umgebung deutscher Kernkraftwerke 
erklären lässt. Denkbar wäre, dass bis jetzt noch unbekannte Faktoren 
beteiligt sind oder dass es sich doch um einen Zufall handelt.
Auch Bundesumweltminister Gabriel betont, dass die Strahlenbelastung der Bevölkerung 
in der Umgebung von Kernkraftwerken durch den Betrieb um mindestens das Tausendfache 
erhöht sein müsste, um strahlenbiologisch den Anstieg des Krebsrisikos erklären 
zu können.
Die Unionsfraktion im Deutschen Bundestag unterstützt das Vorgehen des Bundesumweltministers, 
der die Strahlenschutzkommission, SSK, mit der Bewertung der Ergebnisse und der Behandlung 
der Frage eines möglichen Ursachenzusammenhangs beauftragt hat; denn Politik 
muss die Ängste der Bevölkerung, insbesondere der Eltern, ernst nehmen. 
Deshalb müssen wir die Ergebnisse dieser Studie fundiert beleuchten.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ina Lenke [FDP])
Der Hinweis von Professor Wolfgang-Ulrich Müller vom Institut für Medizinische 
Strahlenbiologie des Essener Universitätsklinikums, der zugleich Vorsitzender 
der SSK ist, dass auch noch andere Ursachen als die Strahlung vor dem Hintergrund 
der KiKK-Studie zu untersuchen sind, ist sicher richtig. Denn noch immer ist die Entstehung 
von Leukämie, die inzwischen Gott sei Dank in vielen Fällen heilbar ist, 
überhaupt noch nicht klar. Möglicherweise spielen neben einer genetischen 
Disposition auch noch andere Umweltbelastungen eine Rolle. Forschungen in dieser Richtung 
sind wichtig, um das Krebsrisiko von Kindern generell zu senken.
Die Unionsfraktion begrüßt ferner, dass auch die Bundesländer, in 
denen Kernkraftwerke betrieben werden, wie mein Heimatland Niedersachsen, unmittelbar 
nach Bekanntgabe der Studie die sorgfältige Prüfung der Ergebnisse zugesagt 
haben. Das Niedersächsische Landesgesundheitsamt wird dabei vom Radiologischen 
Lagezentrum des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, 
Küsten- und Naturschutz unterstützt, das das Expertenwissen für Strahlenschutz 
mit einer gerade erst verbreiterten Personalbasis zusammenfasst. Herr Fell, dabei 
wird man auch auf Messergebnisse des Reaktorfernüberwachungssystems zurückgreifen 
können. Das ist ein wichtiges Instrument zur kontinuierlichen Kontrolle der Radioaktivität 
in der Umwelt.
Unverantwortlich ist es aber, die Ängste der Menschen für eigene politische 
Zwecke zu missbrauchen.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
Wenn sich der Spitzenkandidat der niedersächsischen SPD im Landtagswahlkampf 
die populistische Forderung der Linken, alle Kernkraftwerke in Deutschland sofort 
abzuschalten, zu eigen macht, dann ist das höchst verantwortungslos und zudem 
billigste Polemik.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP - Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE 
GRÜNEN]: Die wollen die Kernkraftwerke doch gar nicht abschalten! Die wollen 
bloß sozialistische Kernkraftwerke!)
Wer die Ergebnisse einer solchen Studie für Wahlkampfzwecke instrumentalisiert, 
der geht zynisch mit der Angst von Eltern um und disqualifiziert sich selbst für 
jegliche höheren Ämter. 
Als ehemaliger Landesumweltminister weiß Herr Jüttner natürlich, was 
seine Forderung nach sofortiger Abschaltung aller Kernkraftwerke zur Folge hätte: 
Sein Parteifreund Sigmar Gabriel, der Bundesumweltminister, müsste umgehend die 
Betriebsgenehmigung aller Kernkraftwerke in Deutschland widerrufen. Aus Gründen 
der Rechtsstaatlichkeit tut Minister Gabriel das natürlich nicht, sondern er 
mahnt stattdessen zu Besonnenheit. Er hat zugesagt, das BMU werde nach Vorliegen der 
Ergebnisse der Prüfung der SSK über das weitere Vorgehen entscheiden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich fordere Sie eindringlich auf, diese Haltung des 
Bundesumweltministers zu unterstützen und in dieser schwierigen Frage mit der 
notwendigen Ernsthaftigkeit zu agieren.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Jetzt spricht die Kollegin Sylvia Kotting-Uhl für Bündnis 90/Die Grünen.
(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Sagen Sie uns jetzt etwas zum sofortigen 
Ausstieg?)
Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): 
- Nein, lieber Herr Nüßlein.
(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Schade! Das hätte ich mir nämlich 
gewünscht!)
Liebe Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Das Ergebnis der Studie, 
über die wir heute reden, kann kurz zusammengefasst werden: Es gibt einen Zusammenhang 
zwischen der Nähe einer Wohnung zu einem AKW und dem Risiko von Kindern im Alter 
von bis zu fünf Jahren, an Krebs bzw. Leukämie zu erkranken. Warum das so 
ist, können die Autoren nicht sagen.
Was heißt das für die Politik, die mit den Ergebnissen dieser Studie anders 
umgehen muss als die Wissenschaft, weil sie sich dazu verhalten muss? Es heißt 
ganz sicher nicht - das höre ich allerdings aus dieser Debatte und aus der Berichterstattung 
in der Presse zum Teil heraus -: In der Studie konnte zur Kausalität der Erkrankungen 
keine Aussage getroffen werden; also ist sie nicht aussagekräftig. Wir legen 
sie zur Seite und bedauern, dass wir für so viel Geld nur so wenige Ergebnisse 
bekommen haben.
Diese Studie ist aussagekräftig. Ihre Aussage ist, dass es einen Zusammenhang 
zwischen der Nähe einer Wohnung zu einem AKW und dem Risiko eines Kindes, an 
Krebs zu erkranken, gibt
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
und dass dieses Risiko steigt, je größer die Nähe des Lebensraums 
des Kindes zum AKW ist. Meine Damen und Herren, das ist die dramatische Erkenntnis 
dieser Studie, auch wenn wir nicht wissen, warum dieser Zusammenhang besteht.
Der Auftrag dieser Studie war im Übrigen nichts anderes, als diesen Zusammenhang, 
der im Rahmen der früheren Michaelis-Studie einmal signifikant und einmal nicht 
signifikant festgestellt wurde, endgültig zu belegen oder zu entkräften. 
Ihr Auftrag war nicht, die Ursachen zu erforschen. Das Ergebnis ist aber ganz offensichtlich 
beunruhigend genug, um zur Nebelkerzenwerferei zu verführen.
Um vom Ergebnis und von der Frage nach möglichen Konsequenzen abzulenken, wird 
der Präsident des BfS diffamiert - dieses Spielchen hatten wir schon einmal -, 
und die Mitglieder des Expertengremiums, die diese Studie bewertet haben, werden kurzerhand 
zu Atomkraftgegnern erklärt, mit der Implikation, sie würden die Ergebnisse 
in eine gewünschte Richtung interpretieren. Der traurige Witz ist, dass es genau 
umgekehrt ist: Frau Blettner und andere interpretieren in diese Studie etwas hinein, 
was sie nicht besagt.
Wie kann man erklären, die radioaktive Strahlung scheide als Ursache der höheren 
Krebsrate aus, weil die Kausalität nicht nachzuweisen sei? 
(Monika Griefahn [SPD]: Das kann man eben nicht sagen; das ist genau der Punkt!)
Wenn Sie nicht wissen, warum die Bremsen Ihres Autos versagen, fahren Sie dann ruhig 
weiter? Wenn Sie nicht wissen, warum Ihr Haus brennt, bleiben Sie dann ruhig darin 
sitzen? Sie machen das Blinde-Kuh-Spiel zum Erkennungsprinzip! Wir wissen so gut wie 
nichts über die Wirkung der Niedrigstrahlung auf Kleinkinder. Wir wissen nicht, 
ob die Alphastrahlung im Hinblick auf das Ergebnis der Studie eine Rolle spielen könnte. 
Unser derzeitiger Wissensstand ist hier am Ende.
Was ist das für eine Arroganz, unseren derzeitigen Wissensstand, mit dem wir 
ganz offensichtlich in Erklärungsnot geraten, als letzte Instanz zu setzen?
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Damit sagen Sie: Das, was sich nach unserem Wissensstand nicht erklären lässt, 
kann nicht wahr sein.
(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Erklären Sie uns doch einmal den 
Verzicht auf den sofortigen Ausstieg! Sie sind doch in Erklärungsnot! Das hat 
man bei den Grünen schon damals gesehen, als sie noch in der Regierung waren!)
Wer das ernst meint, der steckt in Zeiten, als der Widerstand noch sagen musste: "Und 
sie bewegt sich doch!"
Aufgabe der Politik und einer Gesellschaft, die es mit dem Schutz ihrer Mitglieder, 
vor allem ihrer schwächsten Mitglieder, ernst meint, ist sicherlich nicht, die 
Überbringer unangenehmer Wahrheiten mit Arrest oder Schlimmerem zu bestrafen 
oder sie wie heute zu diffamieren. Die Aufgabe ist, die Ursache für den eklatanten 
Zusammenhang von AKW-Nähe und Kinderkrebsrisiko zu erforschen. Diese Absicht 
unterstelle ich einmal hoffnungsvoll dem Schreiben des Bundesumweltministers. 
Aber was geschieht, wenn keine Antwort gefunden wird, wenn, wie so oft bei Umwelterkrankungen, 
weiterhin keine Kausalität nachgewiesen werden kann, weil die Faktoren, die als 
Auslöser infrage kommen, zu komplex sind und wir ihre Wirkungs- und Wechselmechanismen 
untereinander nicht entschlüsseln können? Auch dann muss gehandelt werden. 
Man kann es bei einer solchen Situation nicht einfach mit der Begründung bewenden 
lassen, man könne sie sich nun einmal nicht erklären. Der Komplex "Umwelt 
und Gesundheit" leidet traditionell daran, dass sich Zusammenhänge zwischen 
Umweltrisiken und Erkrankungen nur selten - und wenn, dann nur in langwierigen Prozessen 
- beweisen lassen. Erinnern Sie sich an Asbest! Die Schädlichkeit war klar, aber 
die Kausalität war lange nicht zu beweisen, wobei die Worte "Umweltschädigung" 
oder "Umwelterkrankung" viel zu wenig klarmachen, dass es hier im Allgemeinen 
um nicht von der Natur, sondern von uns Menschen hervorgerufene Schädigungen 
geht. Ob Chemikalien oder Radioaktivität, es sind unsere Eingriffe, keine Naturgewalten, 
und wir haben die Macht, diese Eingriffe bei entsprechenden Hinweisen auf Gefährlichkeit 
zu überdenken und zu reduzieren.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Der Staat hat die Aufgabe, seine Bürger zu schützen, vor allem die Schutzbedürftigsten, 
die Kinder. Es scheint mir an der Zeit, der Erfüllung des Vorsorgeprinzips etwas 
näher zu kommen. Sich verdichtende Hinweise, ein starker Verdacht, das Fehlen 
einer anderen, mindestens genauso wahrscheinlichen Erklärung müssen als 
Handlungsauftrag an den Staat ausreichen. Hier kann es nicht länger nach dem 
Prinzip gehen: Im Zweifel für die Angeklagten. - Es muss heißen: Im Zweifel 
für die Opfer. -
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten 
der LINKEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])
Wenn es nach weiteren Untersuchungen dabei bleibt, dass es keine nachweisbaren Gründe 
oder keine Erklärung für die Steigerung der Kinderkrebsraten gibt, dann 
müssen die deutlichen Hinweise auf den Zusammenhang mit der Nähe zu AKWs 
ausreichen. Dann ist es in der Tat an der Zeit, den Atomausstieg, so, wie er beschlossen 
ist, infrage zu stellen; aber umgekehrt, wie es heute hier so häufig passiert, 
nämlich mit der Forderung nach einer deutlichen Beschleunigung.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD - Dr. Georg Nüßlein 
[CDU/ CSU]: Sieben Jahre Zeit gehabt! - Gegenruf der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 
90/ DIE GRÜNEN]: Und jetzt das Ergebnis der Studie!)
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: 
Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär Michael Müller für 
die Bundesregierung.
Michael Müller, Parl. Staatssekretär beim 
Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: 
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Bundesamt für Strahlenschutz 
hat am Montag die Studie über Kinderkrebs im Umkreis von Kernkraftwerken ins 
Netz gestellt. Diese Studie hat eine intensive Diskussion ausgelöst, im Übrigen 
nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch im Ausland. Das sollten wir schon beachten. 
Diese Studie wird zu Recht als die bisher aufwendigste und sorgfältigste Studie 
über diesen Zusammenhang bezeichnet und hat deshalb in der Zwischenzeit auch 
in vielen anderen Ländern große Beachtung gefunden, weshalb die Debatte, 
die wir jetzt beginnen, nicht nur eine Debatte für die Bundesrepublik ist. Wir 
sollten das beachten. Sie hat auch international eine hohe Bedeutung.
Die Fakten sind eindeutig. Im unmittelbaren Umkreis von Atomkraftwerken von bis zu 
5 Kilometern ist bei Kindern unter 5 Jahren das Krebsrisiko 60 Prozent und speziell 
bei Leukämie etwa um 120 Prozent erhöht. Diese Fakten stehen fest, und wir 
sollten sie überhaupt nicht bezweifeln. Jetzt geht es darum, wie wir mit diesen 
Fakten umgehen. Das ist natürlich vor dem Hintergrund der aufgeladenen Debatte 
über die Atomkraft nicht so einfach, vor allem wenn man sieht, dass das eine 
kontroverse Debatte ist, die bereits über 30 Jahre anhält. 
Trotzdem will ich sagen: Frau Brunkhorst, wenn Sie hier Behauptungen aufstellen, dann 
sollten Sie sich vorher besser informieren. Das muss ich Ihnen schon sagen. Dafür 
ist die Debatte einfach zu wichtig.
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ich will das an zwei Punkten festmachen. Erstens. Frau Blettner war schriftlich zur 
Pressekonferenz eingeladen. Sie können gerne die Unterlage haben. Zweitens. Die 
Expertenkommission als einseitig atomkritisch zu bezeichnen, ist schlicht falsch. 
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Es ist gerade der qualitative Unterschied zu früher, dass wir eine plurale Zusammensetzung 
wollen.
(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Frau Blettner sagt das Gegenteil!)
Es ist eine gesellschaftliche Debatte, und die muss man mit allen Strömungen 
der Gesellschaft führen. Ich halte das für richtig; denn wir können 
in diesen Fragen nicht mit knappen Mehrheiten agieren. Wir brauchen große Mehrheiten, 
weil es hier um einen in der Tat fundamentalen Einschnitt geht.
Genauso wenig kann man es akzeptieren, wenn diese Debatte als von den Atomkraftgegnern 
als hysterisch aufgeladen abgetan wird. Es mag die eine oder andere Übertreibung 
geben - übrigens auf beiden Seiten. Aber es geht hier darum, dass Kinder im Vorschulalter 
in großer Zahl Opfer sind. Mit diesem Tatbestand müssen wir sorgfältig 
und seriös umgehen. 
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Dr. 
Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Das hat auch niemand bestritten!)
Alles andere ist aus meiner Sicht schlicht falsch. Dafür ist das Thema zu ernst. 
Wir kommen einfach nicht an der Bewertung folgender Punkte vorbei: In dieser Studie 
hat man insgesamt 1 600 erkrankte Kinder mit der ungefähr dreifachen Zahl gesunder 
Kindern verglichen. Daraus ergeben sich die von der Kollegin Flachsbarth zitierten 
Zahlen. Diese Zahlen sind vom Deutschen Kinderkrebsregister an der Universität 
Mainz in 41 Landkreisen sehr sorgfältig erhoben worden. 
Das Fazit ist eindeutig: Es gibt deutlich mehr Krebserkrankungen in der Nähe 
von Atomkraftwerken. Soweit ist das eindeutig. Der Streit beginnt, weil die Kausalität 
nicht so einfach nachzuweisen ist. Das ist der entscheidende Punkt. Weil es nicht 
einfach ist, bei den biologischen Wirkungen von Strahlungen Kausalitäten zu benennen, 
müssen wir uns sowieso im Klaren darüber sein, dass wir es immer mit einer 
in hohem Maße wertorientierten Debatte und mit einer Vorsorgedebatte zu tun 
haben. 
(Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD])
Ich will nur ein Beispiel nennen: Einer der größten Einschnitte in der 
Umweltdebatte war die Erfahrung von Rachel Carson aus dem Jahr 1968, dass man am Nordpol 
Dioxin gefunden hat. Das macht deutlich, dass die einfachen Ursache-Wirkung-Ketten, 
von denen wir sonst in der Regel ausgehen, in bestimmten Bereichen nicht vorhanden 
sind.
Umso wichtiger ist es, eine ernsthafte und wertorientierte Bewertung vorzunehmen. 
Meiner Meinung nach sollten einfache Entweder-oder-Debatten diesbezüglich nicht 
stattfinden. Wir müssen uns darüber klar werden, ob wir vor dem Hintergrund 
der Gesundheitsgefährdung nicht sehr viel mehr in Richtung Vorsorge unternehmen 
müssen. Das ist der Punkt, um den es geht. 
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Zu den Stellen, an denen ich einen Widerspruch in den Aussagen der Studie sehe, möchte 
ich Folgendes sagen: Aus meiner Sicht hat Frau Professor Blettner im Rheinischen Merkur 
völlig zu Recht gesagt, dass es drei Möglichkeiten zur Erklärung des 
Tatbestandes gibt. Die erste ist, dass es in der Tat einen Zusammenhang zwischen der 
Strahlung und der Erkrankung gibt.
Die zweite ist, dass es Zufall ist, dass gerade dieses Ergebnis herausgekommen ist. 
Daran glaube ich aber - wie übrigens auch Frau Blettner - am wenigsten. Denn 
wenn man die am meisten gefährdete, von Leukämie am stärksten bedrohte 
Region in der Elbmarsch bei der Studie außer Betracht lässt, ist das Ergebnis 
trotzdem nicht anders. Das ist ein interessanter Punkt. Das widerspricht der Annahme, 
dass das Ergebnis möglicherweise nur ein Zufall ist. 
Die dritte Möglichkeit ist - es ist völlig legitim, das zu sagen -, dass 
wir einfach viel zu wenig über die Wirkungen von niedrigsten Strahlenbelastungen 
wissen und viel genauer erforschen müssen, ob sie im Zusammenhang mit anderen 
Faktoren bestimmte Wirkungen insbesondere bei Kleinkindern hervorrufen. Das ist meiner 
Meinung nach eine völlig berechtigte Aussage.
Für nicht berechtigt halte ich es, wenn man gleich sagt: Der Zusammenhang existiert 
nicht.
(Zuruf von der CDU/CSU: Oder hat nichts mit Strahlung zu tun!)
Das darf man gerade vor dem Hintergrund des Auftrags der Studie - denn sie sollte 
eine epidemiologische Erhebung, keine Ursachenerforschung sein - nicht sagen. Das 
ist aus meiner Sicht eine falsche Darstellung. Ich glaube, dass die Interpretation 
von Frau Blettner im Rheinischen Merkur die richtige ist. 
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Aus meiner Sicht muss man das auch vor dem Hintergrund anderer Aspekte sagen. Sie 
wissen, dass wir beispielsweise bei der Frage des Strahlenschutzes seit Jahren eine 
kritische Diskussion darüber haben, ob die alten Zahlen, die teilweise auf die 
60er- und 50er-Jahre zurückgehen, heute noch zeitgemäß sind. Wir haben 
einen Grenzwert von 0,3 Millisievert für Abwasser und 0,3 Millisievert für 
die Luft. Viele sagen, schon das sei eine zu hohe Belastung. An dem Punkt kommen wir 
nicht vorbei.
Es gibt auch andere Hinweise, die wir sehr ernst nehmen müssen, zum Beispiel 
ob das Zusammenwirken mehrerer Ursachen gerade bei Kleinkindern verstärkend wirkt. 
Darüber wissen wir nicht genug. Ein einheitlicher Wert ist damit möglicherweise 
nicht adäquat, um beispielsweise unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen damit 
zu bewerten oder Vorsorge für sie zu treffen.
Meine Damen und Herren, es ist für uns ganz wichtig, dass wir Klarheit schaffen. 
Ich finde, wir müssen jetzt unsere Anstrengungen, die Zusammenhänge zu klären, 
verstärken. Wir müssen mehr Ursachenforschung betreiben.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Dazu will ich drei Punkte nennen: Erster Punkt. Wir haben der Strahlenschutzkommission 
den Auftrag erteilt, diese Studie zu bewerten und mögliche Schlussfolgerungen 
für die Politik zu benennen. Ich halte das für eine Arbeit, die in etwa 
sechs bis neun Monaten geleistet wird; dann müssen wir hier erneut darüber 
reden, welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind und welche Schritte wir unternehmen.
Zweiter Punkt. Wir müssen darüber reden, ob die Grenzwerte, die heute in 
der Strahlenschutzverordnung stehen, ausreichend sind.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 
90/DIE GRÜNEN)
Es gibt nämlich viele Hinweise, dass die Zusammenhänge so einfach, wie bisher 
angenommen wird, nicht sind. 
Dritter Punkt. Wir müssen mehr forschen, welche biologischen Wirkungen Strahlung 
hat; darüber wissen wir zu wenig. Eine persönliche Anmerkung dazu: Im Zweifelsfall 
muss der Vorsorge Vorrang gegeben werden, zumal wir Alternativen haben: Wir sind ja 
beispielsweise mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz auf einem guten Weg.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten 
der LINKEN)
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: 
Für die CDU/CSU-Fraktion spricht jetzt die Kollegin Katherina Reiche.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Katherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist das gute parlamentarische 
Recht der Opposition, eine Aktuelle Stunde zu beantragen. 
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie großzügig! 
- Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke!)
Es hat sich allerdings schnell gezeigt, wie durchsichtig Ihr Vorhaben ist: dass es 
eigentlich um Ihre Unverbesserlichkeit in Bezug auf die Nutzung der Kernenergie geht. 
Die am Samstag vorgelegte Studie zur Krebserkrankung von Kindern in der Umgebung von 
deutschen Atomkraftwerken, kurz KiKK-Studie genannt, hat bezüglich der Ursachen 
für die statistisch höhere Anzahl von Leukämiefällen keine Aussagekraft. 
In der KiKK-Studie ging es - das ist schon ausführlich dargelegt worden - um 
den statistischen Zusammenhang zwischen dem Risiko eines Kindes, an Krebs zu erkranken, 
und der Entfernung zwischen seinem Wohnort und dem nächstgelegenen Kernkraftwerk. 
Zu den Ursachen erhöhter Krebsraten enthält die Studie keine Aussagen. 
Bundesminister Gabriel - das hat der Herr Staatssekretär eben gesagt - hat erklärt, 
dass nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand der beobachtete Anstieg der 
Anzahl der Erkrankungen nicht mit Strahlenbelastungen in der Umgebung eines Kernkraftwerkes 
erklärt werden kann. Trotzdem behauptet der Präsident des Bundesamtes für 
Strahlenschutz, Wolfram König, das Gegenteil: dass Strahlung als Ursache für 
die erhöhte Krebsrate nicht auszuschließen ist. 
(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie das 
ausschließen? - Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen 
Sie es hier fürs Protokoll!)
Die Formulierung, die er gewählt hat, ist bewusst vorsichtig; doch er widerspricht 
seinem Minister und den Wissenschaftlern, die diese Studie zu verantworten haben. 
Man kann jetzt die Argumente hin und her wälzen, wir können jeder unsere 
eigene Interpretation machen.
(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jeder weiß, dass Strahlung 
Krebs erzeugt!)
Besser ist, die Interviews der Wissenschaftler selbst zu lesen. In dem Interview, 
das am 11. Dezember im Tagesspiegel erschienen ist, wurde Maria Blettner vorgehalten:
Trotzdem sagt Wolfram König, Präsident des Bundesamts für Strahlenschutz, 
dass Strahlung als Ursache nicht auszuschließen ist.
(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja!)
Maria Blettners Antwort - ich bitte Sie, zuzuhören -:
Wenn er darauf Hinweise hat, dann weiß er mehr als wir.
Weiterhin sagt sie: 
Ja, es existieren ähnliche Untersuchungen, die stets zitiert werden. 
Sie meint damit: ähnlich kritische Untersuchungen in anderen Teilen der Welt. 
Blettner weiter:
Das sind natürlich die auffälligen Studien. Doch es gibt natürlich 
genauso viele, die nicht auffällig sind.
Auf die Frage, ob das Ergebnis Zufall sein könnte, antwortet sie:
Es könnte auch Zufall sein.
Deshalb glaube ich, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, dass wir aufpassen müssen, 
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen aufpassen, 
dass Sie die Kinder in diesem Lande nicht verkaufen!)
dass wir in die Studie nichts hineininterpretieren, bei dem die Wissenschaftler selbst 
sehr zurückhaltend sind.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Ich habe das Gefühl, dass sich die Wissenschaftler derzeit hintergangen fühlen, 
zumindest aber fehlinterpretiert. 
(Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es gibt keine Forschung 
in diesem Lande, was das mit dem Körper der kleinen Kinder macht! Weder da noch 
bei Chemikalien! Sie versündigen sich, und das als angebliche Christin! Das ist 
die gleiche Debatte wie damals, als es um die Chemikalien ging! Sie kümmern sich 
nicht um die Kinder!)
Es muss der Frage nachgegangen werden, Frau Künast, wie die statistischen Abweichungen 
zustande kamen. Aber es muss in objektiver, in seriöser Weise geschehen. Es ist 
Grundlagenforschung notwendig. Wir erleben zurzeit das Gegenteil: altbewährte 
Stimmungsmache gegen die Kernkraft. Das erinnert mich an den bewährten Spruch: 
Komm mir bloß nicht mit Argumenten - ich fühle, dass es so ist!
Wir haben im Bundesamt für Strahlenschutz angerufen, weil wir die Einzeldaten 
für jeden Standort haben wollten. Uns wurde gesagt, das könnten sie nicht 
herausgeben; denn sie hätten viel zu wenige Daten, diese seien nicht aussagekräftig. 
- Wenn der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz Eltern mit Halbwahrheiten 
in Panik versetzt, dann handelt er unverantwortlich.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU - Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 
Oh Gott! - Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man muss einmal den 
katholischen Bischof fragen, wie er das sieht!)
Jedes Elternteil ist um die Kinder besorgt. Wer wäre das nicht? Jedes kranke 
Kind ist eines zu viel. Deshalb können wir froh sein, dass wir in Deutschland 
so viel in Forschung investieren und auch hier - gerade bei der Leukämie im Kindesalter 
- enorme Fortschritte erreichen konnten.
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollen verhindern und 
nicht hinterherrennen!)
Frau Künast, die Wahrheit ist doch, dass interessierte Kreise die vermeintliche 
Sorge um die Gesundheit von Kindern bzw. das Schicksal und den Kummer betroffener 
Eltern in unverantwortlicher Weise politisch instrumentalisieren. Dagegen sprechen 
wir uns aus.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wichtige Tatsachen, dass nämlich zum Beispiel die Ursachen für Krebs, darunter 
auch Leukämie, egal ob genetisch oder durch Umwelteinflüsse bedingt, bedauerlicherweise 
noch nicht ausreichend aufgeklärt sind und dass die Strahlung aus kerntechnischen 
Anlagen um das 1 000- bis 100 000-Fache geringer als die natürliche Strahlung 
ist, werden vernachlässigt. Nach Aussage der Leiterin der Untersuchung kann das 
Ergebnis - das habe ich zitiert - Zufall sein. So wurde geprüft, ob an anderen 
Standorten, an denen kerntechnische Anlagen geplant, aber nie gebaut wurden, ähnliche 
Effekte zu sehen sind. Dies war tatsächlich der Fall.
Auf die Frage, was sie von der Reaktion einiger Politiker hält, die nun ein sofortiges 
Abschalten der Meiler fordern, antwortete die Autorin der Studie: Vielleicht sind 
wir ein bisschen selbst daran schuld, weil wir die Studie gemacht und veröffentlicht 
haben. Man darf jetzt aber keine Panik machen, vor allem bei den Eltern nicht, die 
in der Nähe eines Kernkraftwerkes wohnen. So tragisch die Leukämie für 
die Betroffenen ist: Wir sprechen über eine Krankheit, die fünf von 100 
000 Kinder unter fünf Jahren betrifft und bei deren Therapie es enorme Fortschritte 
gegeben hat.
(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das ist jetzt aber wirklich zynisch!)
- Herr Kollege, ich zitiere die Wissenschaftlerin.
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für die Auswahl der 
Zitate ist man auch verantwortlich!)
Also, keine Panik: Wir wissen nicht, ob die Kernkraftwerke tatsächlich die Verursacher 
sind. Wir reden nicht über die Kausalität, wir reden über eine statistische 
Korrelation.
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: 
Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Ende.
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Am Ende ist sie schon!)
Katherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU):
Ich komme zum Schluss. - Ich möchte mit einem Zitat aus der Information des Deutschen 
Kinderkrebsregisters enden: 
Kann man aus den Ergebnissen der KIKK-Studie schließen, dass aus Kernkraftwerken 
Strahlung entweicht und bei Kindern Krebs und speziell Leukämie verursacht? Kurz 
gesagt: nein.
(Beifall bei der CDU/CSU - Zuruf von der SPD: Unglaublich!)
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: 
Jetzt spricht Marlies Volkmer für die SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD)
Dr. Marlies Volkmer (SPD): 
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zunächst 
einmal feststellen, worüber wir uns bei der Bewertung der Studie einig sind: 
Wir sind uns einig, dass ausgesagt wird, dass Kinder bis zu fünf Jahren, die 
in der Nähe von Kernkraftwerken leben, deutlich häufiger als ihre Altersgenossen 
an Krebs erkranken und dass es im Umkreis von fünf Kilometern um ein Kernkraftwerk 
mehr als doppelt so viele Fälle von Leukämie gibt, als nach dem statistischen 
Durchschnitt zu erwarten gewesen wäre.
Entscheidend ist, dass das Atomkraftwerk in der Studie geradezu als Punktquelle ausgemacht 
wird und dass das Risiko, an Leukämie zu erkranken, mit zunehmendem Abstand abnimmt. 
Das ist in einer solchen Studie zum ersten Mal festgestellt worden. Das ist statistisch 
signifikant und kein Zufall.
Weniger eindeutig ist tatsächlich die Erklärung der Ursache. Was ist die 
Ursache dafür? Was steckt dahinter? Das konnte durch die Studie nicht geklärt 
werden, weil sie auch gar nicht darauf angelegt war.
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das sollte sie auch 
gar nicht!)
- Eben. Das sollte sie nicht. Es war eine epidemiologische Studie.
Wir haben heute ja bereits mehrfach die Aussage der Autorin der Studie vernommen, 
wonach die Strahlenbelastung in der Umgebung der Reaktoren nicht ausreichend sei, 
um die erhöhte Zahl der Krebserkrankungen zu erklären.
Dabei wird aber verschwiegen, dass die Autoren nur vor dem Hintergrund des aktuellen 
strahlenbiologischen und strahlenepidemiologischen Wissens argumentieren. Wie ist 
es um dieses Wissen bestellt? Wie wirkt Strahlung, vor allem niedrig dosierte Strahlung, 
insbesondere auf den Organismus von kleinen Kindern? Welche Besonderheiten gibt es 
bei Heranwachsenden? Tatsächlich sind diese Punkte nicht abschließend geklärt. 
Vor diesem Hintergrund ist es mir unverständlich und ich finde es unverantwortlich, 
wie viele schon wieder die Interpretation parat haben, dass die Strahlenbelastung 
in der Umgebung der Kernkraftwerke keine Ursache für Krebserkrankungen sein kann. 
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)
Das erinnert mich an die ganz fatale Diskussion, die wir bezüglich der Klimaerwärmung 
hatten. Da war es auch so. Auch da gab es Wissenschaftler, die immer gesagt haben, 
das alles sei nicht bewiesen, das habe es alles schon gegeben, es habe schon Zeiten 
gegeben, in denen es so warm war. Bis zum letzten Beweis kann man manchmal nicht warten. 
Dann ist es nämlich zu spät. Jetzt redet jeder über die Klimakatastrophe.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)
Die Mitglieder der Expertenkommission, die die Studie von Anfang an wissenschaftlich 
begleitet haben, kommen zu dem Schluss: Aufgrund des besonders hohen Strahlenrisikos 
für Kleinkinder und des unzureichenden Wissens über die Wirkung der in den 
Körper aufgenommenen Strahlung könne die Strahlung keineswegs als Ursache 
ausgeschlossen werden. - Das schreibt der zwölfköpfige Expertenrat, der 
übrigens einstimmig zu dieser Aussage gekommen ist. 
Frau Brunkhorst und Frau Reiche, als Ärztin bin ich entsetzt über den Zynismus, 
mit dem Sie hier argumentieren. 
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Es kann einfach nicht sein, dass Sie die unbestrittenen Erfolge in der Krebstherapie 
und insbesondere in der Therapie der Leukämie hier quasi als Alibi benutzen, 
um nichts tun zu müssen. 
(Angelika Brunkhorst [FDP]: Das hat überhaupt niemand gesagt!)
- Ja, so kommt es aber an. 
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie 
des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] - Zuruf des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP]: 
Was wollen Sie nur?)
Wissen Sie, Leukämie ist keine Erkrankung wie Ringelröteln oder Husten und 
Schnupfen. Es ist immer eine langwierige Chemotherapie erforderlich, die entscheidend 
in das Leben der Familien eingreift. 
(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Genau das hat Frau Brunkhorst erläutert!)
Aus diesem Grund ist der Staat verpflichtet, diese Ergebnisse im Interesse des Schutzes 
der Bevölkerung und insbesondere der Vorsorge der Bevölkerung ernst zu nehmen. 
Aus diesem Grund ist es auch notwendig, dass die Emissionen aus den Kraftwerken verhindert 
werden. Das ist Aufgabe der Betreiber. 
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten 
der LINKEN - Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wer führt die Aufsicht, wenn das so gefährlich 
ist?)
Ich schließe mich meinen Vorrednern nun hinsichtlich der Forderung an, dass 
die Studie zügig und umfassend geprüft werden muss. Der Vorsitzende der 
Strahlenschutzkommission hat unter anderem darauf hingewiesen, dass einige Faktoren 
in der Untersuchung nicht berücksichtigt wurden, zum Beispiel die Dosis der Strahlung. 
Mindestens genauso wichtig ist es, Studien zu fördern, die das strahlenbiologische 
Wissen erweitern. Ich denke hier zum Beispiel an die Beteiligung des Landes Schleswig-Holstein 
an einem Projekt der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, das Leukämieentstehung 
im Kindesalter untersucht.
Durch die Studie ist aber auch klargeworden, dass es keine Entwarnung vor den Risiken 
der Kernkraft geben kann und dass der schnelle Ausstieg aus dieser Hochtechnologie 
unbestritten richtig und wichtig ist.
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie 
des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: 
Jetzt spricht der Kollege Jens Koeppen für die CDU/ CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Jens Koeppen (CDU/CSU):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Es ist gar keine Frage: 
Krebs ist die Geißel der Menschheit. Oft findet die Medizin noch keine ausreichenden 
Antworten. Viele Menschen sind dem Schicksal hilflos ausgeliefert. Besonders wenn 
Kinder von der Krankheit betroffen sind, ist das so ziemlich das Schlimmste, was passieren 
kann. Darin sind wir uns alle einig. 
Deswegen ist die Studie zu Krebsfällen bei Kindern im Umfeld von Kernkraftwerken 
ein zwingender Anlass, sich damit auseinanderzusetzen, und zwar auf der einen Seite 
ohne Verharmlosung, aber auf der anderen Seite auch ohne Hysterie. Man muss sich vielmehr 
mit Augenmaß, Sachverstand und der gebotenen Professionalität mit der Studie 
auseinandersetzen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Denn angesichts der betroffenen Kinder und der unvorstellbaren Sorgen der Eltern verbieten 
sich praktisch jede Parteitaktik und jedes Wahlkampfgetöse. 
Wer jetzt bewusst mit den Ängsten der Menschen spielt, um ideologische und parteistrategische 
Vorteile zu erhaschen, Herr Kelber, und vermeintliche Siege davonzutragen, kann in 
dieser Debatte nicht ernst genommen werden.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Mit den Ängsten der Menschen zu spielen, ist höchst verwerflich.
(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig! - Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE 
GRÜNEN]: Holen Sie doch nicht immer Ihr Zeug aus der Mottenkiste!)
- Erwartungsgemäß kommen nämlich die üblichen Reflexe von den 
Grünen, den Linken und von einigen NGOs, Frau Künast. 
(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Und von der SPD!)
Es stimmen alle in den Chor ein: Als Erstes wird der sofortige Ausstieg aus der Kernenergie 
gefordert und als Zweites die gesamte Atomtechnologie verteufelt.
(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Als Drittes auch noch die Kohlekraftwerke!)
Ich finde das unglaubwürdig und zutiefst unseriös.
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann ziehen Sie doch nach 
Tschernobyl! - Gegenruf von der CDU/CSU: Das ist zynisch, Frau Künast!)
Ich hoffe nicht, dass das zutrifft, aber ich glaube manchmal, dass Ihnen ein Störfall 
im Kernkraftwerk gerade recht kommt. Mal ist es der Wechselrichtereffekt in Forsmark 
in Schweden, mal ein defekter Dübel in Deutschland. Mal ist es die eine Studie 
und dann wieder eine andere. Schon wird - wie gestern - im Ausschuss wieder der alte, 
verstaubte Antrag vorgelegt, in dem der sofortige Ausstieg gefordert wird. 
(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der ist nicht verstaubt, sondern 
hochaktuell!)
Ich finde das unseriös; das ist nicht in Ordnung.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU - Ulrich Kelber [SPD]: Wie Frau Reiche!)
Sie schaffen schließlich auch nicht die Autos ab, weil 130 Kinder im Jahr im 
Straßenverkehr sterben. Sie schaffen auch nicht die Autos ab, weil 34 000 Kinder 
verletzt werden. Wenn Menschen durch Rußpartikel an Lungenkrebs erkranken, dann 
schaffen wir ebenfalls nicht die Autos ab, sondern bauen Rußpartikelfilter ein. 
Wir wollen keine Hysterie; wir wollen vielmehr Antworten geben. Wir wollen Lösungen 
statt Aktionismus. Das ist der richtige Weg. Ich hoffe, dass sich die Kollegen von 
der SPD jetzt nicht treiben lassen, sondern verantwortungsvoll an die Auswertung der 
Studie herangehen und diese ernst nehmen, wie es unser Umweltminister vorgeschlagen 
hat.
Wir alle nehmen die Studie ernst.
(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da habe ich aber Zweifel!)
Sie stellt einen Zusammenhang zwischen der Nähe zu einem Atommeiler und dem Risiko, 
an Leukämie zu erkranken, fest, der 0,8 Fällen pro Jahr entspricht. Das 
ist zwar ernst zu nehmen, aber die Studie trifft keine Aussagen über die Ursache. 
Die Strahlung müsste nach bisherigen Erkenntnissen 1 000- bis 10 000-fach höher 
sein, um diesen Effekt zu bewirken. An dieser Stelle muss angesetzt werden, Herr Hill, 
und zwar wissenschaftlich korrekt. Dafür ist entsprechende Forschung notwendig.
Wenn die Ursachen wasserdicht erforscht sind und die Kausalität hergestellt ist, 
dann muss gehandelt werden - das ist völlig klar -, aber schnell, unbürokratisch 
und ohne Ideologie, Parteitaktik und vor allen Dingen ohne Schaum vor dem Mund.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Angelika Brunkhorst [FDP])
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: 
Heinz Schmitt spricht jetzt für die SPD-Fraktion.
Heinz Schmitt (Landau) (SPD): 
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die sogenannte 
KiKK-Studie hat kurz vor Weihnachten für einen kräftigen Kick beim Pro und 
Kontra zur Atomkraft geführt. Die wichtigsten Ergebnisse wurden heute schon in 
zahlreichen Beiträgen genannt: Kinder unter fünf Jahre tragen ein höheres 
Risiko, an Krebs zu erkranken, je näher sie an einem Atomreaktor leben. Das ist 
das nüchternde Ergebnis der Untersuchung. 
Andere Schlussfolgerungen sind umstritten. Auch das wurde heute schon festgestellt. 
Bei so viel Unklarheit hat unser Umweltminister Sigmar Gabriel das einzig Vernünftige 
getan: Er hat mit der Strahlenkommission unabhängige Experten beauftragt, die 
Studie zu bewerten. 
Für andere Leser der Studie und auch für heutige Rednerinnen scheint das 
Ergebnis erstaunlich eindeutig zu sein. Frau Brunkhorst, Sie sagten, man dürfe 
die Studie nicht dazu nutzen, die Debatte über Atomkraft in schäbiger Weise 
anzuheizen. 
So habe ich es gelesen. Auch Frau Reiche - das hat sie heute wiederholt - hat den 
Eindruck, dass die Studie die Antipathien gegen Kernkraft schüren soll. Herr 
Nüßlein, Sie sagen: Es gibt Handlungsbedarf, sonst gar nichts. - Mir sind 
all diese Betrachtungen, die auch mit Zahlen, Statistiken, Wahrscheinlichkeiten unterlegt 
werden, ein Stück zu nüchtern, zu bürokratisch, zu technisch. Niemand 
kann - so war mein Eindruck von vielen Reden - sich in die Lage von Familien versetzen, 
die krebskranke Kinder, an Leukämie erkrankte Kinder haben. Mir fehlt bei dieser 
Debatte das Mitgefühl mit Menschen, die einen Kampf auf Leben und Tod führen 
müssen.
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] 
und Gert Winkelmeier [fraktionslos])
Das kommt mir in der Debatte viel zu kurz.
Ich sage nicht: Wir müssen Atomkraftwerke sofort abschalten; wir müssen 
den sofortigen Ausstieg vollziehen. - Es gibt viele andere, triftigere Gründe, 
die dafür sprechen, dass wir den Atomausstieg weiter vorantreiben und uns an 
die beschlossenen Vereinbarungen halten. Für mich stellen Namen wie Sellafield, 
Harrisburg, auch Forsmark, Brunsbüttel und Krümmel, ebenso das Endlager 
Asse triftige Gründe dar, um deutlich zu machen, wie es um die Sicherheit von 
Kernkraftwerken bestellt ist. Wem diese Beispiele für die Unsicherheit von Atomkraftwerken 
nicht ausreichen, der kann heute, 21 Jahre nach der Havarie eines Reaktors in Tschernobyl, 
besichtigen, welch grausige Folgen ein einziger Unfall in einem Atomkraftwerk hat. 
Die Folgen der Reaktorkatastrophe für die Menschen in den betroffenen Gebieten 
sind immer noch erschütternd. Mit Überwachung, Bedrohung und staatlichen 
Repressalien werden Aufklärung und humanitäre Hilfe gar noch behindert.
Meine Damen und Herren, Kernkraft war und ist nicht beherrschbar. Die endgültige 
Lagerung von strahlendem Müll ist und bleibt ungelöst. Atomkraft ist daher 
ein Auslaufmodell ohne Zukunft. Die große Mehrheit der Menschen in diesem Land 
lehnt die Atomkraft ab. Deshalb haben wir mit unserem früheren Koalitionspartner 
den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Wir haben auf sichere Alternativen gesetzt. 
Genau das steht in unserem jetzigen Koalitionsvertrag.
(Beifall bei der SPD)
Auch die Kanzlerin hat ja in Meseberg die Alternativen zur Atomkraft, zum Beispiel 
die erneuerbaren Energien, schätzen gelernt.
Deutschland hat eine neue Dimension beim Klimaschutz, bei der Energieeffizienz und 
bei erneuerbaren Energien erreicht. Wir haben weltweit eine Vorreiterfunktion, wie 
dies auch auf der Konferenz in Bali deutlich zutage tritt.
Wir sind also auf dem richtigen Weg. Die SPD wird beim Ausstieg aus der Atomkraft 
wie auch bei der Lösung der drängenden Aufgaben, die uns mit dem Klimawandel 
gestellt werden, Kurs halten. Es gibt keine Polemik, keine kurz entschlossenen Forderungen, 
sondern ein langfristiges Setzen auf sinnvolle, verträgliche Alternativen. Wir 
sollten die Bewertung dieser Studie abwarten und dann die richtigen Schlüsse 
ziehen.
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Uwe Schummer [CDU/CSU] und Gert Winkelmeier 
[fraktionslos])
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Monika Griefahn spricht jetzt für die SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD)
Monika Griefahn (SPD): 
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Bereits Anfang der 90er-Jahre kam mein 
Landtagskollege Uwe Harden von der Bürgerinitiative aus der Elbmarsch bei Hamburg 
zu mir, um auf das Problem von leukämiekranken Kindern in der Region aufmerksam 
zu machen. Ich war damals Umweltministerin in Niedersachsen. Schon zum damaligen Zeitpunkt 
war die Zahl der erkrankten Kinder in der Nähe des Atomkraftwerks Krümmel 
und des GKSS-Forschungszentrums wesentlich höher als in anderen Gebieten. Wir, 
also die Landesregierung in Niedersachsen, setzten damals eine Expertenkommission 
ein, die über Jahre hinweg alle möglichen infrage kommenden Ursachen für 
diese auffällige Häufung von Leukämie bei Kindern suchte. Wir suchten 
im Staub, auf Dachböden, bei defekten Röntgengeräten. Die Expertenkommission 
untersuchte Bodenproben und einiges mehr, eben alles, was man sich als potenzielle 
Ursachenfaktoren vorstellen konnte. Aber so sehr alle suchten, später auch noch 
eine Kommission des Landes Schleswig-Holstein, sie konnten bis heute keine eindeutigen 
Ursachen finden. 
Heute gibt es 16 krebskranke Kinder und Jugendliche in der Region. Nach einem ZDF-Bericht 
ist das der höchste Leukämiecluster weltweit. Zu erwarten gewesen wären 
nach einem Berechnungsschlüssel ungefähr fünf Fälle. Diese Feststellungen 
geben Anlass zur Sorge, vor allem vor dem Hintergrund, dass wir dieses schon so lange 
wissen und es eben nicht ausschalten können. Dankenswerterweise hat Frau Klug, 
Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesumweltminister, weitere Hilfen zugesagt, 
um die Ursachen für diesen Cluster zu finden. So soll bis Ende des Jahres vom 
Bundesamt für Strahlenschutz gemeinsam mit dem Land Niedersachsen ein Fragebogen 
erarbeitet werden, um weitere Fachgespräche über die Ursachen vorbereiten 
zu können. 
Das ist der aktuelle Stand der Dinge, was die Untersuchung in der Elbmarsch betrifft. 
In dieser Phase erscheint die KiKK-Studie insofern sehr verdienstvoll, als sie für 
die 16 deutschen Atomkraftwerke nachweist, dass die Zahl krebskranker Kinder steigt, 
je näher ihr Wohnort am AKW-Standort liegt. Da liegt doch eine gewisse Kausalität 
nahe, dass Atomkraftwerke auch im Normalbetrieb Auswirkungen auf die Gesundheit haben. 
Die Wissenschaft mag sich zu dieser Aussage noch nicht hinreißen lassen. Daher 
möchte ich auf eine Studie verweisen, die schon etwas älter ist, die aber 
auch sehr überzeugende Hinweise gibt. Es ist die langjährige Untersuchung 
von Alice Stewart und Rosalie Bertell, die über 30 Jahre medizinische Fälle 
von Menschen begleitet und ausgewertet haben, die niedrigstrahliger Radioaktivität 
ausgesetzt waren. Sie wiesen Zusammenhänge mit den Erkrankungen der Menschen 
nach. Lange Zeit sind sie nicht ernst genommen worden. Aber schließlich hat 
sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass jede Strahlung bei bestimmten Isotopen ein 
Problem sein kann. So sagen uns Ärzte, dass auch das erste Isotop einer inkorporierten 
Alphastrahlung den Zellteilungsprozess verändern und somit Krebs fördern 
kann.
Was wird denn an den AKWs gemessen? Bei der Umgebungsüberwachung am AKW Krümmel 
gibt es eine Messung der Emission im Abluftkamin. Dabei handelt es sich vorwiegend 
um Gammastrahlung. Es gibt dort drei Messpunkte für Immissionen für Alpha- 
und Betastrahlung. Drei Punkte sind zu wenig, um zu belastbaren Erkenntnissen zu kommen. 
Darüber hinaus orientieren sich die Grenzwerte in der Regel - darauf hat Herr 
Staatssekretär Müller dankenswerterweise hingewiesen - an MAK-Werten, also 
an der maximalen Arbeitsplatzkonzentration bei acht Stunden für einen 70 Kilogramm 
schweren Mann. Bei einem Kleinkind wird das mit dem Faktor 1,2 multipliziert. Unter 
dem Aspekt der Körpergröße und der völlig anders anzusetzenden 
Zeit - wenn jemand in der Nähe eines Atomkraftwerkes wohnt - ist das als Vergleichsmaßstab 
überhaupt nicht ausreichend, um daraus Grenzwerte abzuleiten. 
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)
Außerdem sind nicht nur der Kamin, sondern auch die Sicherheitsgefäße 
interessant. Dort aber gibt es keine Emissionsuntersuchungen. 
Es kann also sein, dass die Wissenschaft mit den Messungen, die gemacht werden, und 
den Berechnungsgrundlagen, die gelten, zu dem Schluss kommt, eine eindeutige Ursachenzuordnung 
nicht leisten zu können. Deswegen kann man aber die Ergebnisse der jetzigen KiKK-Studie 
nicht beiseiteschieben. Wir als Politiker mit Verantwortung für die Gesellschaft 
und die Gesundheit in dieser Gesellschaft können doch nicht sagen: Solange eine 
Kausalität von Atomkraftwerken und Leukämie nicht bewiesen ist, machen wir 
weiter wie bisher. Wir müssen doch sagen: Solange die Möglichkeit besteht, 
dass es da einen Zusammenhang gibt, müssen wir Vorsorge treffen und uns von dieser 
Technologie verabschieden. 
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wenn dann noch nicht einmal ausgeschlossen werden kann, dass Risiken im ganz normalen 
Betrieb bestehen, dann ist es doch umso wichtiger, der Atomkraft ein Ende zu machen, 
und zwar nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen. Wir müssen über den 
Tellerrand hinausschauen. Mir macht es Sorge und Angst - das muss ich deutlich sagen 
-, wenn Herr Gaddafi mit einem Atomkraftwerk aus Paris nach Hause geht
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
und wenn China AKWs als Heilmittel für den Klimaschutz anpreist. Ich denke, das 
kann nicht die Zukunft sein. Wir müssen dort gleich andere Lösungen realisieren.
Christopher Weeramantry vom Internationalen Gerichtshof, der in diesem Jahr den Alternativen 
Nobelpreis bekommen hat, hat bei seinem Besuch hier in Berlin besorgt darauf hingewiesen, 
dass, wer ein AKW hat, auch das Material besitzt, eine Bombe zu bauen. Vagabundierendes 
Material aus Atomkraftwerken gibt es genug auf der Welt. Viele weitere Gründe 
gegen den Einsatz der Atomkraft gibt es. Die Studie hat uns einen weiteren wichtigen 
aufgezeigt: Wir dürfen die Gesundheit der Bürger nicht leichtfertig gefährden. 
Lassen Sie uns also diesen Spuk möglichst schnell beenden und weitere Leukämiefälle 
verhindern! 
Danke schön.
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Ich schließe die Aussprache.
Die Aktuelle Stunde ist hiermit beendet.