Oktober 2004

041007

ENERGIE-CHRONIK


Kraftwerksbetreiber fühlen sich in Sachen Kernenergie mißverstanden

"Entgegen anderslautenden Presseberichten" hat der Verband der Kraftwerksbetreiber VGB Powertech am 6. Oktober bekräftigt, daß die deutschen Kraftwerksbetreiber an der mit der Bundesregierung getroffenen Vereinbarung über den Ausstieg aus der Kernenergie festhalten wollen. Er bezog sich damit auf Presseberichte mit Überschriften wie "Strombranche weicht Atomkonsens auf" (FTD, 6.10.) und "Kraftwerksbetreiber streiten sich mit Bundesregierung" (FR, 6.10.).

Zielkonflikt zwischen Ausstieg aus Kernenergie und CO2-Minderung

Am Vortag hatte der VGB-Vorsitzende Gerd Jäger auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf ein Szenario für den deutschen Stromerzeugungs-Mix im Jahr 2020 vorgestellt. Demnach müssen selbst dann, wenn bis 2020 der Anteil der erneuerbaren Energieträger auf 20 Prozent steigt, wegen des sukzessiven Abschaltens von Kernkraftwerken etwa 37.000 Megawatt Kraftwerksleistung durch den Bau neuer Kohle- und Gaskraftwerke ersetzt werden. Diese starke Zunahme der fossilen Energieträger am Strom-Mix sei aber unvereinbar mit der politischen Zielsetzung, bis zum Jahr 2020 den Ausstoß an Kohlendioxid um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. "Bei einer langfristigen Betrachtung bis 2020 wird deutlich, daß die verschiedenen energiepolitischen Rahmensetzungen nicht zueinander passen", resümierte Jäger. "Dieses Szenario zeigt, daß der Ausstieg aus der Kernenergie und das Erreichen anspruchsvoller CO2-Ziele nicht gleichzeitig realisierbar sind."

Staatssekretär hofft auf Fortschritte der Technik

Staatssekretär Georg Wilhelm Adamowitsch vom Bundeswirtschaftsministerium, der an der Pressekonferenz zum bevorstehenden VGB-Kongreß "Kraftwerke 2004" teilnahm, hatte dem von Jäger dargelegte Szenario unverzüglich widersprochen. Politik und Energiewirtschaft hätten sich auf den Ausstieg aus der Kernenergie geeinigt, betonte Adamowitsch. "Es gibt keinen Anlaß, das neu aufzudrehen." Der Staatssekretär räumte zwar ein, daß infolge des Ausstiegs aus der Kernenergie eine starker Ausbau der fossilen Kraftwerkskapazitäten nötig sein werde, er hielt es aber für möglich, daß die Bemühungen um eine weitere Verbesserung der Kraftwerkseffizienz und CO2-freier Kohle- und Gaskraftwerke bis 2020 hinreichend erfolgreich sind, um den von Jäger aufgezeigten Zielkonflikt vermeiden zu können.