Juni 2004

040607

ENERGIE-CHRONIK


Der Plutonium-Bunker in Hanau wird geräumt

Die im staatlichen Plutonium-Bunker in Hanau lagernden Kernbrennstoffe sollen bis Frühsommer 2005 nach Frankreich transportiert und dort zu Mischoxid-Brennelementen verarbeitet werden. Wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) am 16. Juni mitteilte, muß das Staatliche Verwahrlager auf dem Gelände des früheren Siemens-Brennelementewerks bis Ende 2005, spätestens jedoch bis 2008 geräumt sein.

Bei den in Hanau lagernden Kernbrennstoffen handelt es sich hauptsächlich um die Brennelemente für den "Schnellen Brüter" in Kalkar, der aufgrund der politischen Widerstände noch vor der Inbetriebnahme im März 1991 stillgelegt worden war. Eigentümer der Brennelemente ist die RWE Power AG. RWE hat aber nie über eine Genehmigung zum Umgang mit dem bereits gefertigten Reaktorkern für Kalkar verfügt. Deshalb mußte dieser nach Paragraph 5 des Atomgesetzes in staatliche Verwahrung genommen werden. Weiterhin enthält der Plutonium-Bunker den Kernbrennstoff für die Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktoranlage (KNK) des Forschungszentrums Karlsruhe, die ebenfalls 1991 stillgelegt worden war.

Hoch plutoniumhaltige Kernbrennstoffe werden zu normalen Mischoxid-Brennstäben verarbeitet

Im Auftrag von RWE Power wird das französische Kerntechnikunternehmen Cogema die Brennstäbe für den "Schnellen Brüter" zu normalen Mischoxid-Brennelementen verarbeiten, die etwa achtmal weniger Plutonium enthalten. Die Umarbeitung in La Hague und Marcoule kostet einschließlich Hin- und Rücktransport und weiterer Entsorgung knapp 200 Millionen Euro. Davon trägt der Bund aufgrund alter Finanzierungszusagen für die Förderung des Brüters in Kalkar knapp 40 Millionen Euro. Zusammen mit dem RWE-Material werden die KNK-Hinterlassenschaften aus dem Forschungszentrum Karlsruhe zu Mischoxid-Brennstäben verarbeitet, was den Bund weitere 35 Millionen Euro kostet. In Hanau befinden sich dann vorläufig nur noch die Kerne von vier stillgelegten Unterrichts-Reaktoren deutscher Hochschulen, die aus technischen Gründen einer Sonderbehandlung bedürfen, um das in ihnen enthaltene Uran für die Brennelementefertigung verwenden zu können.

Das Bundesamt für Strahlenschutz betonte, daß die Verarbeitung zu Mischoxid-Brennelementen die beste Lösung sei: Wegen des hohen Plutonium-Anteils wäre die Endlagerung der unbenutzten Kernbrennstoffe äußerst aufwendig. Außerdem handele es sich um waffenfähiges Material, das besondere Sicherheitsvorkehrungen mit Blick auf die internationale Non-Proliferations-Kontrolle erfordere.