Udo Leuschner / Geschichte der FDP (27)

11. Bundestag 1987 - 1990


Anmerkung zu William Borm

Diese Einschätzung der Persönlichkeit und der Motive Borms bestätigt auch der ehemalige DDR-Spionagechef Markus Wolf. Er schildert "Sir William" als geistig unabhängigen, den Liberalismus aus dem Gedankengut der Freimaurerei interpretierenden Menschen. Borm hat demnach einen langen Weg zurückgelegt, bis er zum Sympathisanten der DDR wurde und dem Regime sogar die Jahre in Bautzen verzieh: Aus gutbürgerlichen Kreisen stammend, habe er sich bei Beginn des 1. Weltkriegs als Kriegsfreiwilliger gemeldet. In der Weimarer Republik habe er der rechtsliberalen DVP angehört. In der Nazizeit sei er zwar "Wehrwirtschaftsführer", aber nicht Mitglied der NSDAP gewesen. Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Berlin hätten die in seinem Betrieb zur Zwangsarbeit verpflichteten Ostarbeiter zu seinen Gunsten ausgesagt.Wolf räumt ein, daß ihm die Wandlung Borms vom Opfer der stalinistischen Justiz zum Sympathisanten der DDR anfangs selber nicht geheuer war. (Markus Wolf, Freunde sterben nicht – Erinnerungen an Weggefährten, Wilhelm Heyne Verlag 2004, Seite 132 - 149)