Juli 1999

990702

ENERGIE-CHRONIK


RWE Energie bietet bundesweit "Privatstrom" für 25,87 Pf/kWh an

Die RWE Energie bietet ab 1. August bundesweit allen Haushalten den Bezug von "Privatstrom" zum Grundpreis von 11,57 DM monatlich zuzüglich 25,87 Pfennig pro verbrauchter Kilowattstunde an. Die vertragliche Mindestdauer beträgt drei Monate. Danach kann der Kunde mit einer Frist von 14 Tagen zu jedem Monatsende kündigen.

Ungeachtet der anfallenden Durchleitungskosten handelt sich um denselben Preis, zu dem die RWE Energie bisher ihre Haushaltskunden im eigenen Netzbereich versorgt. Beim bundesweiten Preisvergleich rangiert der Haushaltstarif der RWE Energie derzeit auf den vordersten Plätzen. Wenn man z.B. den Jahresverbrauch einer vierköpfigen Familie mit 4000 kWh zugrunde legt, beträgt für Kunden der RWE Energie die jährliche Stromrechnung aus Grundpreis und Verbrauchspreis 1173,66 DM. Billiger sind nur noch die Überlandwerke Groß-Gerau (1145,23 DM), die Stadtwerke Soltau (1164,80 DM) und die Stadtwerke Braunschweig (1173,60 DM).

RWE Energie trat mit dem neuen Angebot überraschend am 30.7. an die Öffentlichkeit. In ganzseitigen Anzeigen hieß es: "Sie haben ein Recht auf den günstigsten Strom in Deutschland - Privatstrom - Jetzt wechseln - bis zu 20 % sparen." Weitere Informationen seien unter der Telefonnummer 0180 - 1234000 zum Ortstarif oder im Internet unter www.privatstrom.de erhältlich. Bis zum 1.8. verbuchte das Call-Center rund 20 000 Anfragen. Die Internet-Seite wurde 4000mal angewählt.

"RWE hat seine Lektion gelernt"

Als einziges Printmedium konnte die Bild-Zeitung am selben Tag, an dem RWE Energie das bislang geheimgehaltene neue Angebot erstmals publik machte, mit einer entsprechenden Schlagzeile aufwarten. Sie erweckte dabei allerdings den falschen Eindruck, als ob die RWE-Preise generell um 20 Prozent unter denen der Konkurrenz lägen.

Die Frankfurter Allgemeine (31.7.) verwies auf den mißglückten Ausflug des RWE-Konzerns in den Telekommunikationsbereich, wo er sich mit der Firma Otelo (990426) in erster Linie um Großkunden bemüht und das Massengeschäft vernachlässigt habe. Offenbar wolle er nun diesen Fehler im mittlerweile ebenfalls liberalisierten Strommarkt nicht wiederholen und sich nicht erneut von kleineren, aber findigeren Wettbewerbern abhängen lassen.

Nach Meinung der Berliner Zeitung (2.8.) wird RWE Energie alle Anstrengungen unternehmen, um die Kosten der Durchleitung für Haushaltskunden im gesamten Bundesgebiet auf ein Minimum zu reduzieren. Damit seien aber "nachhaltige Konflikte der Unternehmen in der Branchenvereinigung VDEW, die sich derzeit um eine gemeinsame Fortschreibung der Durchleitungsregeln bemüht, bereits programmiert."

Die Hannoversche Allgemeine (31.7.) prophezeite das baldige Nachziehen anderer großer Stromversorger: "Der Essener Energieriese RWE hat mit seiner bundesweiten Kampagne einen beachtlichen Start hingelegt - und die verdatterten Wettbewerber auf dem falschen Fuß erwischt. Nun müssen die PreussenElektra & Co. nachlegen. Zögern kostet Kunden."