Oktober 1997

971004

ENERGIE-CHRONIK


Neue Attacke gegen Krümmel wegen angeblich zu hoher "Kühlwassserverluste"

Kernkraftgegner haben dem Kernkraftwerk Krümmel übermäßig hohe "Kühlwasserverluste" vorgeworfen, welche die Umwelt gefährden würden. Der Sender NDR 2 berichtete am 27.10., daß der Kühlwasserverlust mehr als hundertfach über den Berechnungen liege. Die Organisation "Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges" (IPPNW) stellte erneut einen Zusammenhang zwischen dem Kernkraftwerk und den Leukämie-Häufungen in der benachbarten Elbmarsch her.

Urheberin der Vorwürfe ist die Bremer Physikerin Inge Schmitz-Feuerhake, die schon mehrfach versucht hat, die Leukämie-Häufungen in der Elbmarsch mit dem Betrieb des Kernkraftwerks auf der anderen Seite der Elbe in Verbindung zu bringen. Sie stützt sich dabei auf die offiziellen Angaben in den monatlichen Berichten des Betreibers. Die Verluste durch Leckagen, die sie für den Bereich des Sicherheitsbehälters errechnet haben will, verglich sie mit den weit geringeren Werten, die der TÜV einst nicht für den Sicherheitsbehälter, sondern für Leckagen innerhalb des Reaktorgebäudes prognostiziert hatte. Durch die Verwendung des Wortes "Kühlwasser" für den Wasser-Dampf-Kreislauf des Siedewasserreaktors wurde in den Berichten zudem der Eindruck erweckt, als sei radioaktiv verseuchtes Wasser über den Kühlwasser-Kreislauf in die Elbe gelangt.

Das Kieler Energieministerium wies die Argumentation Schmitz-Feuerhakes zurück: "Es besteht kein Grund zur Besorgnis", erklärte Staatssekretär Wilfried Voigt (Bündnisgrüne). Bei den Leckagen handele es sich nicht um Austritte von Radioaktivität in die Umwelt, sondern um betrieblich bedingte Verluste innerhalb des Sicherheitsbehälters.

Die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW), die das Kernkraftwerk betreiben, sehen in den Vorwürfen einen erneuten "Versuch, durch Verdrehung altbekannter Tatsachen Stimmungsmache gegen den normalen und störungsfreien Betrieb des Kernkraftwerkes zu betreiben". In Krümmel seien zu keiner Zeit unzulässige Leckagen aufgetreten. Aufgrund der Sicherheitsbarrieren könnten Leckagen auch nicht zu einer Freisetzung von Radioaktivität führen. Alle relevanten Betriebsdaten würden im Monatsbericht des Kernkraftwerks gegenüber der Aufsichtsbehörde offengelegt.

Nach Feststellung der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) hat Frau Schmitz-Feuerhake "Äpfel mit Birnen verglichen". Grundsätzlich sei der Austritt einer bestimmten Menge radioaktiv verseuchten Wassers nicht zu vermeiden. Das Leckagewasser stelle aber kein Sicherheitsrisiko dar, sondern werde der Abwasseraufbereitung zugeführt und gereinigt (DPA, 27.10.; Hamburger Abendblatt, 28.10.).