August 1996

960813

ENERGIE-CHRONIK


Diskussion um Versorgungssicherheit nach erneutem Stromausfall im Westen der USA

Zum zweiten Mal innerhalb von sechs Wochen hat am 10.8. ein Stromausfall das öffentliche Leben im Westen der USA weitgehend lahmgelegt. Insgesamt mußten rund vier Millionen Menschen in neun Bundesstaaten, die vom Verbundsystem des Western System Coordinating Council (WSCC) versorgt werden, bis zu acht Stunden ohne Strom auskommen. Anscheinend wurde der Zusammenbruch des Verbundsystems dadurch ausgelöst, daß infolge der glühenden Sommerhitze etliche Hochspannungsleitungen ins Pendeln gerieten und Bäume kontaktierten, was die Abschaltung zur Folge hatte. Weil das Verbundsystem durch die massenhaft eingeschalteten Klimaanlagen äußerst stark belastet war, kam es darauf in einem Domino-Effekt zur Abschaltung weiterer Leitungen. Am Ende zerfiel das Verbundsystem in vier Versorgungs-Inseln - ähnlich wie beim Stromausfall am 2.7. (siehe 960711), als sich fünf Versorgungs-Inseln gebildet hatten. Am stärksten betroffen war das Versorgungsgebiet der kalifornischen Elektrizitätsgesellschaft PG&E, wo eine Last von 9 000 Megawatt abgeworfen wurde und 11 Kraftwerksblöcke mit einer Leistung von insgesamt über 6 000 Megawatt durch Schutzprogramme abgeschaltet wurden (FR, 13.8.; SZ, 13.8.).

Der Energieexperte Prof. Dr. Dieter Schmitt äußerte gegenüber dem Handelsblatt (20.8.), daß durch die schrittweise Deregulierung des amerikanischen Elektrizitätsmarktes der Preiswettbewerb an Bedeutung gewonnen hat und Vorsorgemaßnahmen für Spitzenverbrauchswerte mit ihrem Kostenauswirkungen immer sorgfältiger geprüft würden. Auch bei den anstehenden Reformen in Brüssel und Bonn müsse deshalb die Gretchenfrage gestellt werden, welche Konsequenzen für die Störanfälligkeit des Elektrizitätsversorgungsssystems im Zuge der Liberalisierung zu erwarten wären. Schmitt ist Inhaber des Lehrstuhls für Energiewirtschaft an der Universität Essen.

Ein Defekt in einem einzigen Kraftwerk hat am 3.8. in ganz Malaysia die Stromversorgung zusammenbrechen lassen. Vor allem in der Hauptstadt Kuala Lumpur und den anderen Großstädten herrschten chaotische Zustände. Tausende Menschen blieben in Aufzügen der Hochhäuser stecken und konnten erst nach Stunden befreit werden (DPA, 4.8.).