März 1993

930305

ENERGIE-CHRONIK


Probleme bei der Beseitigung der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe

Die Medien widmen sich in letzter Zeit verstärkt der Problematik nuklearer Altanlagen. Im Vordergrund stehen dabei öffentlich (mit-)finanzierte Forschungseinrichtungen wie die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe, der Schnelle Brüter in Kalkar, der Hochtemperaturreaktor in Hamm-Uentrop und die Schachtanlage Asse II, deren Beseitigung bzw. Sicherung ebenfalls vom Steuerzahler getragen werden muß.

So kostet die Überwachung der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK), mit der Erfahrungen für die Wiederaufarbeitung großen Stils gesammelt werden sollten und die nach dem Scheitern des Projektes in Wackersdorf 1990 stillgelegt wurde, monatlich noch immer acht bis neun Millionen DM. Die Abrißkosten werden auf etwa zwei Milliarden DM veranschlagt. Sie könnten aber noch wesentlich höher ausfallen, wenn es nicht gelingt, die hochradioaktiven flüssigen Überreste der Anlage rechtzeitig in die Pamela-Entsorgungsanlage im belgischen Mol zu bringen und dort verglasen zu lassen. Die mit deutscher Finanzhilfe erbaute Anlage in Mol steht nur noch bis zum Jahr 2000 zur Verfügung. Um den Bau einer eigenen Verglasungsanlage in Karlsruhe zu vermeiden, müßte deshalb mit den Transporten aus Karlsruhe 1997 begonnen werden. Die dafür in Karlsruhe erforderliche Abfüllstation setzt jedoch ein atomrechtliches Genehmigungsverfahren voraus, das die Einhaltung des Zeitplans in Frage stellt. Während das Bundesforschungsministerium auf Beschleunigung des Verfahrens drängt, will der baden-württembergische Umweltminister Schäfer (SPD) "in Fragen der Sicherheit keinen Rabatt" gewähren (SZ, 4.3.; FAZ, 6.3.).

"Selbst als Ruinen kosten die nuklearen Forschungsbauten noch Milliarden", hieß es dazu im Spiegel (15.3.). Das Problem bereichere "die Atomgeschichte der Republik zu einer Zeit, da die Industrie neue Staatsgelder für eine zweite Reaktorgeneration fordert, mit besonders bizarren Beispielen für die mit der Atomförderung verbundene sinnlose Geldvernichtung."

Die Fraktion der Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag hat eine Verfassungsklage gegen die Landesregierung angekündigt, weil diese ohne Einschaltung des Parlaments 78,8 Millionen DM für die Restabwicklung des Hochtemperaturreaktors Hamm-Uentrop übernommen habe (DDP, 2.3.).