Dezember 2018

181209

ENERGIE-CHRONIK


Eneco übernimmt Lichtblick komplett

Das niederländische Unternehmen Eneco übernimmt den "Ökostrom"-Anbieter Lichtblick komplett. Damit trennen sich die Mitgründer Heiko von Tschischwitz und Michael Saalfeld sowie der Lichtblick-Geschäftsführer Wilfried Gillrath und andere private Gesellschafter von den restlichen fünfzig Prozent, die sie im Januar 2017 nach dem Verkauf von jeweils der Hälfte ihrer Anteile behalten hatten (170113).

Das 1998 gegründete Unternehmen LichtBlick (991019) beliefert mehr als 600.000 Kunden mit "Ökostrom" und "Ökogas". Außerdem war es zeitweilig Anbieter von Mini-Blockheizkraftwerken (090902), vertreibt Batteriespeicher für den Hausgebrauch (150509) und entwickelte eine IT-Plattform zur Vernetzung dezentraler Kraftwerke, Speicher und Lasten (150412).

Seit dem Einstieg von Eneco kooperieren beide Unternehmen bei der Entwicklung digitaler Lösungen im Bereich Smart Home, Batterien und Elektromobilität. Auch im Energiehandel arbeiten sie zusammen. Management, operatives Geschäft und Marken beider Unternehmen bleiben aber weiterhin von dem Verkauf unberührt, hiess es in einer gemeinsamen Pressemitteilung vom 18. Dezember.

Drittelbeteiligung am Stromhändler Next Kraftwerke

Kurz nach dem Einstieg bei Lichtblick erwarb Eneco im Mai 2017 eine Beteiligung vom 34 Prozent am Stromhändler Next Kraftwerke GmbH, der die Direktvermarktung von EEG-Strom besorgt und seinen Angaben zufolge rund 6.400 Erzeugungsanlagen mit einer Leistung von 5.400 MW zu einem "virtuellen Kraftwerk" vernetzen kann. Im November 2017 folgte eine Minderheitsbeteiligung von 6,5 Prozent am Heizungsbauer Thermondo. Außerdem betreibt Eneco in Deutschland gemeinsam mit Mitsubishi den bislang größten Batteriespeicher, der seit Mai dieses Jahres die fluktuierende Einspeisung von Windkraftanlagen in Schleswig-Holstein ausgleichen hilft (181214).

Eneco steht selber zum Verkauf – Kommunen wollen Kasse machen

Eneco gehört bisher 53 niederländischen Kommunen, soll aber im kommenden Jahr privatisiert werden. Für die Hauptgesellschafter Rotterdam (31,69 %), Den Haag (16,55 %) und Dordrecht (9,05 %) wäre dies mit Erlösen in neun- bis zehnstelliger Höhe verbunden, denn der Verkaufswert wird auf drei bis vier Milliarden Euro geschätzt. Als mögliche Interessenten gelten die Energiekonzerne Total und Engie (Frankreich), Enel (Italien) und Verbund (Österreich).

Vorsitzende von Vorstand und Aufsichtsrat mußten wegen Widerstands gegen Privatisierung gehen

Der Privatisierungsbeschluss war allerdings heftig umstritten und mußte gegen die Unternehmensleitung durchgesetzt werden. Im April dieses Jahres trat deshalb der Vorstandsvorsitzende Jeroen de Haas zurück. Im Juli folgte die Aufsichtsratsvorsitzende Marike van Lier Lels. Strittig war auch, in welcher Weise die Privatisierung durchgeführt werden soll. Am 18. Dezember verkündeten Gesellschafterausschuss, Aufsichtsrat und Vorstand einen gemeinsamen Beschluss, wonach die Privatisierung im Wege eines kontrollierten Bieterverfahrens erfolgt, bei dem der Verkäufer selbst einen begrenzten Kreis von Bietern bestimmt und im Laufe des Verfahrens schrittweise einschränkt. Der ebenfalls erwogene Gang an die Börse kommt damit nicht mehr in Frage.

 

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