November 2017

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ENERGIE-CHRONIK


Stromausfälle in Wiesbaden und Mainz

In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden fiel am 16. November morgens um 7.21 Uhr komplett der Strom aus. Ursache war ein Kurzschluß im Umspannwerk Wiesbaden-Biebrich. Es dauerte bis 8.31 Uhr, ehe der Verteilnetzbetreiber ESWE sämtliche Stadtteile wieder versorgen konnte. Dies geschah durch Umschaltungen über andere Umspannwerke. Beim Industriepark "Infraserv" war jedoch eine Noteinspeisung nicht möglich, weil er eine zu große Strommenge benötigt. Hier floß der Strom erst wieder ab 11.14 Uhr, nachdem im Umspannwerk Wiesbaden-Biebrich drei der vier Transformatoren wieder in Betrieb genommen werden konnten.

Millionenschaden beim Glasspezialisten Schott

Die Störung in Wiesbaden bewirkte auch Stromausfälle in verschiedenen Stadtteilen der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz auf der anderen Seite des Rheins. Im Versorgungsbereich der Mainzer Netze GmbH dauerte der Stromausfall je nach Gebiet zwischen acht und etwas mehr als zwanzig Minuten. Besonders hart getroffen wurden die drei Mainzer Werke des Glasspezialisten Schott, der wegen der rund zwanzigminütigen Unterbrechung beispielsweise die Temperatur in den großen Glasschmelzwannen nicht konstant auf der erforderlichen Höhe halten konnte, die bei optischem Glas rund 1400 Grad Celsius beträgt. Das Unternehmen sprach von einem Schaden im einstelligen Millionenbereich.

Kein Einkauf, weil Kassen und automatische Türen nicht mehr funktionierten

In beiden Städten kam es zu den üblichen Begleiterscheinungen eines flächendeckenden Stromausfalls: Bei der Morgentoilette im Bad gingen plötzlich Licht und Föhn aus. Andere standen in der Küche im Dunkeln vor der kalten Kaffeemaschine. Radio, Fernsehen oder Computer funktionierten nur noch, wenn es sich um Batteriegeräte handelte. In den Straßen fielen Ampeln aus, Alarmanlagen gingen los. Oft war Einkaufen nicht mehr möglich, weil Kassen und automatische Türen nicht mehr funktionierten. Zahlreiche Menschen mußten aus steckengebliebenen Fahrstühlen befreit werden.

Hochschüler wurden eingesperrt und mußten von der Polizei befreit werden

In der Hochschule Mainz reagierte die Alarmanlage infolge des Stromausfalls so, als ob ein Amokläufer unterwegs sei, und verriegelte die Türen. Studenten und Mitarbeiter wurden dadurch in Hörsälen oder Büros eingeschlossen und mußten von der Polizei befreit werden. Da die Polizei zunächst von einem echten Alarm ausgehen mußte, rückte sie in voller Montur und mit Maschinenpistolen an. Es dauerte ihren Angaben zufolge fast zwei Stunden, bis alle Eingeschlossenen wieder frei waren.

Schon zwei Tage später kam es in Wiesbaden erneut zu einem Stromausfall

Schon am 18. November kam es abends um 18 Uhr in einem anderen Umspannwerk der Stadtwerke Wiesbaden zu einer weiteren Panne, die für rund 3500 Haushalte in den Stadtteilen Delkenheim und Norderstadt erneut einen Stromausfall bewirkte, der bis zu einer Stunde und vierzig Minuten dauerte. Auslöser war ein Fehler in einer Meßeinrichtung. "Daß es so zeitnah zu einem weiteren Ausfall kam, ist ein bedauerlicher Zufall, der uns leid tut", hieß es in einer kurzen Mitteilung der ESWE.

Sturmtiefs beschädigten Verteilnetze in Norden Deutschlands

Im Nordosten Deutschlands hat der Sturm "Xavier" am 5. Oktober die Verteilnetze so strapaziert, daß im Bereich der mecklenburgischen Wemag bis zu 35.000 Kunden ohne Strom waren. Nach Angaben der Wemag hingen in einzelnen Stromleitungen bis zu 30 umgestürzte Bäume. Im Gebiet des brandenburgischen Netzbetreibers Mitnetz (enviaM) waren zeitweilig sogar rund 53.000 Haushalte ohne Strom. Am 29. Oktober verursachte das Sturmtief "Herwart" erneut Störungen durch herabfallende Äste und entwurzelte Bäume. Im Gebiet der Wemag Netz konnten deshalb vorübergehend bis zu 9.000 Kunden nicht versorgt werden.