März 2016

160320

ENERGIE-CHRONIK


Senvion schafft Gang an die Börse erst im zweiten Anlauf

Der Windkraftanlagen-Hersteller Senvion hat es erst im zweiten Anlauf geschafft, das Unternehmen an die Börse zu bringen. Zunächst sollte der Börsenhandel am 18. März beginnen. Einen Tag vor dem Ende der Zeichnungsfrist brach Senvion aber die Plazierung ab, weil das Interesse hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Es folgte ein neues Angebot, bei dem die Menge der Aktien wie auch der Preis stark reduziert waren. Seit 23. März wird Senvion tatsächlich an der Börse notiert. Der Erlös aus dem Börsengang beträgt aber weniger als die Hälfte dessen, was sich die beiden Eigentümer Centerbridge und Arpwood erhofft hatten.

Früher hieß das Unternehmen Repower und war schon einmal an der Börse notiert

Bei Senvion handelt es sich um die ehemalige Repower AG, die schon einmal an der Börse notiert wurde und um deren Aktien Anfang 2007 ein Bieterwettbewerb zwischen dem französischen Nuklearkonzern Areva und dem indischen WKA-Hersteller Suzlon entbrannte (070312). Da beide jeweils nur Minderheitsbeteiligungen erlangen konnten, kam es daraufhin zu einem Arrangement mit der Überlassung der Führung an Suzlon (070510). Etwas später orientierte sich die Areva auf den neu erworbenen Offshore-Spezialisten Multibrid (070910), wodurch Suzlon auch das französische Aktienpaket erlangte und Repower schließlich komplett übernehmen konnte (110913). Der indische Konzern hatte sich aber mit dieser Übernahme hoch verschuldet. Anfang 2015 mußte er deshalb die in Hamburg ansässige Tochter, die inzwischen in Senvion umbenannt worden war, für rund eine Milliarde Euro an den US-Finanzinvestor Centerbridge verkaufen (150108). Kurz danach reichte Centerbridge einen Anteil von 21 Prozent an den indischen Finanzinvestor Arpwood weiter.

Streubesitz von etwa 28 Prozent erbrachte knapp 300 Millionen Euro

Ursprünglich wollten die neuen Eigentümer Centerbridge und Arpwood nun Kasse machen, indem sie institutionellen Investoren den Erwerb von 29,9 Millionen Aktien zum Stückpreis von 20,00 bis 23,50 Euro anboten. Dies hätte einem Streubesitz von 46 Prozent und einer Unternehmensbewertung mit 1,3 bis 1,53 Milliarden Euro entsprochen. Wegen des mangelnden Interesses reduzierten sie bei ihrem zweiten Angebot die Menge der Aktien auf 18,7 Millionen Stück und den Preis auf 15,75 Euro. Der Erlös verringerte sich dadurch um mehr als die Hälfte auf knapp 300 Millionen Euro. Der Streubesitz beträgt nun etwa 28 Prozent.

Die Zurückhaltung der Anleger könnte auch dadurch beeinflußt worden sein, daß kurz vor Ende der ersten Zeichnungsfrist staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen den Senvion-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Geißinger bekannt wurden, der seit Ende 2015 amtiert und den Börsengang im Auftrag der Eigentümer betrieben hat. Geißinger war bis Oktober 2013 Vorstandschef beim Autozulieferer Schaeffler. Die Ermittlungen beziehen sich auf eine mögliche Verletzung seiner Sorgfaltspflichten im Zusammenhang mit Schmiergeld-Zahlungen von Schaeffler-Mitarbeitern.

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