April 2015

150403

ENERGIE-CHRONIK


E.ON-Konzern treibt Aufspaltung in zwei Unternehmen voran

Der E.ON-Aufsichtsrat beschloß am 27. April eine Reihe von Struktur- und Personalentscheidungen, mit denen die vor fünf Monaten bekanntgegebene Aufspaltung des Konzerns in zwei Bereiche (141203) vorangetrieben wird. Der Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen (65) bleibt demnach Chef der E.ON SE, die sich aber künftig auf "erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen" konzentriert. Der bisherige Finanzvorstand Klaus Schäfer (47) wird Chef der neuen Gesellschaft, die sich den Geschäftsfeldern "konventionelle Erzeugung, globaler Energiehandel und Exploration & Produktion" widmet.

Aus der "Bad Bank" wird eine "einzigartige Leistung"


Johannes Teyssen (rechts) bleibt Chef der E.ON SE, die aber ihr konventionelles Kraftwerksgeschäft an eine neu zu gründende Gesellschaft mit dem schönen Namen "Uniper" abgibt. Die Leitung von Uniper übernimmt der bisherige Finanzvorstand Klaus Schäfer (links). Das Foto zeigt beide bei einer Pressekonferenz im Dezember 2014, auf der die geplante Aufspaltung in zwei Unternehmen erläutert wurde.
Foto: E.ON

Die neue Gesellschaft, die vor allem die unrentabel gewordenen Kohle- und Atomkraftwerke übernimmt, wird "Uniper" heißen und ihre Geschäftstätigkeit zum Jahresbeginn 2016 aufnehmen. Mit dem Namen will man anscheinend dem Eindruck entgegenwirken, daß es sich bei der Neugründung um eine Art "Bad Bank" handelt, in die E.ON die riskanten oder weniger rentablen Geschäftsbereiche abschiebt. Es handelt sich nämlich nicht um einen reinen Kunstnamen, wie bei der Erfindung von "E.ON" vor fünfzehn Jahren (000306), sondern um die Abkürzung für "Unique Performance". Die Neugründung will somit keine drittklassige "Auffangbank" für abgeschobene Altlasten sein, wie der Verein Deutsche Sprache den englischen Ausdruck Bad Bank übersetzt, sondern eine "einzigartige Leistung".

Die Idee soll auch nicht von einer Werbeagentur stammen, sondern auf den Vorschlag eines langjährigen Mitarbeiters zurückgehen, der künftig selber im Uniper-Bereich tätig sein wird. Der Vorschlag habe sich "aus anfangs rund 3.000 Ideen durchgesetzt". Laut Teyssen ist das "ein hervorragender Name für die neue Gesellschaft, wie unsere Analysen in zahlreichen Zielmärkten gezeigt haben".

Bisheriger E.ON-Vorstand bleibt größtenteils unverändert

Auch sonst geht es in den E.ON-Chefetagen ziemlich angloamerikanisch zu, denn die Aufgabenbereiche des Spitzenpersonals werden mit kryptischen Kürzeln wie CEO, CFO, CMO, CRO, COO oder CCO bezeichnet. Unter dem Vorstandsvorsitz des Chief Executiv Officer (CEO) Johannes Teyssen wird Leonhard Birnbaum (48) künftig als Chief Regions Officer (CRO) die Verantwortung für die Geschäfte in den Kernmärkten und damit für Vertriebskunden sowie die Netzaktivitäten übernehmen. In seiner Verantwortung sollen die Marktaktivitäten des Konzerns in Deutschland, Großbritannien, Schweden, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien weiter gestärkt werden. Sein Vorstandskollege Bernhard Reutersberg (61), dessen Vertrag bis 2017 verlängert wurde, wird als Chief Markets Officer (CMO) die Entwicklung innovativer Kundenlösungen vorantreiben und die Geschäfte mit Erneuerbaren Energien steuern. Die Aufgaben des bisherigen Finanzvorstands Klaus Schäfer übernimmt als Chief Financial Officer (CFO) künftig Michael Sen (46), der derzeit noch als Finanzvorstand von Siemens Healthcare tätig ist. Jørgen Kildahl und Mike Winkel werden in dem von sechs auf vier Köpfe verkleinerten E.ON-Vorstand nicht mehr vertreten sein.

Dreiköpfige Führungsmannschaft für Uniper

Klaus Schäfer wird auch als Chief Executive Officer (CEO) von Uniper zunächst noch Vorstandsmitglied bei E.ON bleiben, bis die Neugründung etabliert ist, um dort wesentliche Geschäfte der künftigen Uniper zu führen. Als Finanzvorstand (CFO) steht ihm Christopher Delbrück (48) zur Seite. Eckhardt Rümmler (55) übernimmt als Chief Operating Officer (COO) die Verantwortung für alle technischen Anlagen, insbesondere die konventionellen Kraftwerke und Gasspeicher der Uniper.

E.ON sitzt künftig in Essen und Uniper in Düsseldorf

Unter Beteiligung der Arbeitnehmervertreter wurden in den letzten Monaten auch die Standortentscheidungen für beide Gesellschaften vorbereitet. Die Uniper übernimmt die in Düsseldorf genutzten Liegenschaften und wird ihren Sitz im Düsseldorfer Hafen erhalten. Die E.ON SE konzentriert ihre Aktivitäten vollständig auf den Standort am Brüsseler Platz im Essener Süden. Die Standorte Gelsenkirchen als Sitz der Ingenieursaktivitäten und des Anlagenservices sowie Hannover für Kernenergie und IT-Dienstleistungen bleiben erhalten.

In der zweiten Hälfte dieses Jahres sollen die rechtlichen Voraussetzungen für die Neuaufstellung geschaffen und die Uniper zugeordneten Geschäftsaktivitäten aus der bisherigen E.ON SE herausgelöst werden. In der Hauptversammlung am 8. Juni 2016 will der E.ON-Vorstand dann die Aktionäre "um Zustimmung zur mehrheitlichen Abspaltung der Geschäftsanteile zugunsten der Aktionäre bitten".

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