August 2014

140810

ENERGIE-CHRONIK


"Bettercoal" soll das Image der Import-Steinkohle aufpolieren

Der RWE-Konzern hat das US-Unternehmen Drummond, dem Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien vorgeworfen werden, wieder in die Liste seiner Steinkohle-Lieferanten aufgenommen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" am 28. August berichtete, berief er sich dabei auf die positive Beurteilung des Unternehmens durch die Initiative "Bettercoal". Diese hatte am 22. August mitgeteilt, daß sich bei der Überprüfung von Drummond keine ethischen, sozialen oder umweltmäßigen Beanstandungen ergeben hätten und daß sich die Geschäftspraktiken des Unternehmen in guter Übereinstimmung mit dem "Bettercoal-Kodex" befänden.

Damit bestätigt sich der Eindruck, daß die Initiative ein reines PR-Instrument von Energiekonzernen ist, um das "Greenwashing" des Energieträgers Kohle zu betreiben. Sie wurde im Februar 2012 von Dong Energy, EDF, Enel, Fortum, GDF Suez, RWE und Vattenfall gegründet. Sie verfolgt angeblich das Ziel, Einkäufer wie Verbraucher umfassend über die Abbaubedingungen von Kohle aufzuklären. Ihr "Bettercoal-Kodex" soll dabei als international akzeptierter Standard für einen sozial- und umweltbewußten Steinkohlebergbau dienen.

RWE hatte Drummond im Frühjahr von der Liste der Lieferanten gestrichen, nachdem in den Medien über Vorwürfe der internationalen Friedensorganisation Pax berichtet worden war: Demnach haben die Minenbetreiber Drummond und Glencore in Kolumbien eine paramilitärische Truppe unterstützt, die für Morde, Massaker und die Vertreibung von fast 60000 Menschen verantwortlich ist. Ferner sei der Kohleabau in Kolumbien durch die dabei auftretende Staubbelastung mit gravierenden Gesundheits- und Umweltschäden verbunden.

Da nur ein paar Monate bis zur Revidierung der RWE-Entscheidung vergingen und Kohlelieferungen langfristig vereinbart werden, erhebt sich die Frage, ob nicht auch sie ein PR-Manöver war. Vermutlich wurden die realen Geschäftsbeziehungen durch die demonstrative Streichung Drummonds von der Lieferanten-Liste überhaupt nicht belastet.

Kohle-Förderung hat nicht nur in Kolumbien schwerwiegende Auswirkungen

E.ON bezielt ein Drittel seiner Steinkohle ebenfalls aus Kolumbien. In der diesjährigen Hauptversammlung des Unternehmens am 30. April begründete der "Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre" seinen Antrag auf Nichtentlastung des Vorstands unter anderem mit den schwerwiegenden Auswirkungen, die der Bezug von Import-Steinkohle habe. Neben Kolumbien nannte er dabei auch die USA, Rußland und Südafrika:

"Im Kolumbien zerstören die Minen Agrarflächen und schneiden die lokale Bevölkerung von ihren Lebensgrundlagen ab. Dem Kohlelieferant Drummond wird vorgeworfen, jahrelang paramilitärische Einheiten finanziert zu haben. In den USA wird ein Teil der Exportkohle durch Mountain Top Removal gewonnen, wobei ganze Bergspitzen weggesprengt werden, um die darunter liegenden Kohleschichten freizulegen. Anschließend wird die übriggebliebene Erde und die Steine, die durch den Abbauprozeß voll toxischer Stoffe sind, in die Täler verklappt und so die lokale Wasserversorgung vergiftet. Auch die Luft wird mit gefährlichen Partikeln verschmutzt, was in den Appalachen zu erhöhten Krebsraten führt. Im russischen Kubass hat die Kohleförderung Luft, Böden und Trinkwasser enorm belastet und die Lebenserwartung der Menschen ist deutlich niedrig als im Rest des Landes. Im trockenen Südafrika bedroht der hohe Wasserverbrauch der Kohleminen die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung."

 

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