Dezember 2012

121207

ENERGIE-CHRONIK


 

Beim Gesamtverbrauch sinkt der Bedarf an Endenergie am stärksten

Gemäß dem Leitszenario des jetzt beschlossenen Netzentwicklungsplans verringert sich der deutsche Gesamtverbrauch an Gas von 2009 bis 2022 um 11 Prozent. Am stärksten ist der Rückgang mit 15 Prozent beim Endenergie-Bedarf (Haushalte, Industrie, Gewerbe). Im sogenannten Umwandlungssektor (Kraftwerke, Fernheizwerke) bleibt er dagegen mit vier Prozent vergleichsweise gering. Beim "nichtenergetischen Verbrauch" (z.B. der Chemieindustrie) nimmt der Verbrauch sogar um 46 Prozent zu.

Betrachtet man den Sektor Endenergie näher, so sinkt der Gasverbrauch vor allem bei den Haushalten (minus 26 Prozent). Im Umwandlungssektor verringern Fernheizwerke ihren Verbrauch um 11 Prozent, während es bei Kraftwerken nur drei Prozent sind.


"Netzentwicklungsplan Gas" sieht trotz Verbrauchsrückgangs den Netzausbau für 2,2 Milliarden vor


Nach dem Leitszenario steigt die installierte Nettoleistung der deutschen Gaskraftwerke (rot) bis 2022 um 43 Prozent. Die damit erzeugte Strommenge wächst jedoch nur um 10 Prozent (gelb), und der Verbrauch der Gaskraftwerke (inklusive Kraft-Wärme-Kopplung) soll sich sogar um 3 Prozent verringern (blau).

Nach dem ersten Netzentwicklungsplan für den Ausbau des Strom-Übertragungsnetzes (121106) hat die Bundesnetzagentur nunmehr auch das Verfahren zur Erstellung des ersten Netzentwicklungsplans für das Gas-Transportnetz abgeschlossen. Am 11. Dezember veröffentlichte sie die Konsultationsergebnisse zum Entwurf des Netzentwicklungsplans Gas 2012 (NEP Gas 2012). Zugleich übermittelte sie den Fernleitungsnetzbetreibern die von ihr verlangten Änderungen. Damit wurde der Plan verbindlich. Gesetzliche Grundlage sind die Paragraphen 15 und 15a des Energiewirtschaftsgesetzes. Sie verpflichten die Betreiber von Fernleitungsnetzen, jährlich einen gemeinsamen nationalen Netzentwicklungsplan zu erstellen. Der Plan ist der Regulierungsbehörde vorzulegen, die Änderungen verlangen kann. Der Plan muß alle Maßnahmen enthalten, "die in den nächsten zehn Jahren netztechnisch für einen sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb erforderlich sind". Vor allem muß er notwendige Ausbaumaßnahmen der nächsten drei Jahre beschreiben und einen Zeitplan für deren Verwirklichung aufstellen.

Ähnlich wie beim Strom-Transportnetz enthält der Netzentwicklungsplan ein Leitszenario (2), das von zwei Szenarien flankiert wird, die den Ausbaubedarf schwächer (1) bzw. stärker (3) veranschlagen. In ihrem Leitszenario veranschlagen die Fernleitungsnetzbetreiber den bis 2022 notwendigen Netzausbau auf eine Leitungslänge von 730 Kilometer und eine Verdichterleistung von knapp 360 MW mit einem Investitionsbedarf von insgesamt 2,2 Milliarden Euro. Bis 2015 sind es knapp 200 Kilometer mit einer zusätzliche Verdichterleistung von 90 MW und einem Investitionsbedarf von 600 Millionen Euro. Nicht inbegriffen sind dabei Projekte mit einem Investitionsaufwand von rund einer Milliarde Euro, die sich bereits in der Phase der Realisierung befinden und in den kommenden Jahren fertiggestellt werden.

Maßgeblich für den Netzausbau ist nicht der Gesamtverbrauch, sondern der Spitzenbedarf

Ungeachtet des für notwendig erachteten Netzausbaues gehen alle drei Szenarien von einem künftig sinkenden Gasverbrauch aus. Die Netzbetreiber und die Bundesnetzagentur sehen darin jedoch keinen Widerspruch. Sie verweisen darauf, daß "die Gleichzeitigkeit der Nennleistung mehr und mehr das ausschlaggebende Kriterium für eine sichere Versorgung im Stromnetz sein wird". Da Gaskraftwerke künftig vor allem dazu benötigt würden, die fluktuierende Einspeisung von Wind- und Solarstrom zu kompensieren, komme es beim Netzausbau nicht auf dem Gesamtverbrauch, sondern auf die Spitzenlast an. Einen Ausbaubedarf könne es somit auch bei sinkendem Gasbedarf geben. Entsprechend sieht das Leitszenario bis 2022 eine Erhöhung der installierten Gas-Kraftwerksleistung um 43 Prozent vor, während die damit erzeugte Strommenge nur um 10 Prozent steigt und der Gasbedarf der Kraftwerke sogar um 3 Prozent sinkt (siehe Grafik 2).

Der gesamte deutsche Gasbedarf, der sich 2009 auf 826 Terawattstunden (TWh) belief, sinkt nach diesem Leitszenario bis 2022 um 11 Prozent auf 737 TWh. Am stärksten ist der Rückgang bei den Haushalten (- 26%), gefolgt von Gewerbe/Handel/Dienstleistungen (-22%) und Industrie (-5%). Gleichzeitig steigt der Gasbedarf für Verkehr - z.B. für Autos mit Gasmotoren oder Brennstoffzellenantrieb –– von 1 auf 15 TWh, was einer Zunahme um 909 Prozent entspricht. Dennoch bleibt der Verkehr der kleinste Sektor des Gasverbrauchs (siehe Grafik 1).

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