September 2012

120911

ENERGIE-CHRONIK


WKA-Hersteller Fuhrländer meldet Insolvenz an

Der älteste der deutschen Windkraftanlagenhersteller ist zahlungsunfähig. Wie die in Liebenscheid ansässige Fuhrländer AG mitteilte, hat sie am 20. September beim Amtsgericht Montabaur einen Insolvenzantrag gestellt. Der Grund dafür seien unvorhersehbare Verzögerungen bei Zahlungseingängen, die durch Projektverschiebungen von Kunden entstanden. Der Vorstand werde alles tun, um das laufende Geschäft im Planinsolvenzverfahren weiterzuführen und die Fortführung des Unternehmens am bestehenden Standort zu ermöglichen.

Fuhrländer gilt als Pionier der Windkraft in Deutschland. Das Unternehmen entstand aus einer Dorfschmiede, die 1960 von Theo Fuhrländer gegründet wurde. Unter dessen Sohn Joachim, der seit 1985 das kleine elterliche Unternehmen fortführte, begann es Anfang der neunziger Jahre mit der Herstellung von Windkraftanlagen, die durch das damals in Kraft getretene Stromeinspeisungsgesetz Auftrieb erhielten. Mit einer Handvoll Mitarbeiter fertigte Fuhrländer die ersten Anlagen, deren Leistung im Bereich von 20 bis 30 Kilowatt lag und die auf Gittermasten montiert wurden. Mitte der neunziger Jahre bewegte man sich bereits im Leistungsbereich von 100 bis 250 Kilowatt, und bis zum Ende des Jahrzehnts war man bei 1,5 Megawatt angelangt. Heute reicht die serienmäßige Produktpalette bis 2,5 Megawatt. 2001 wurde die GmbH in eine AG umgewandelt, an der neben Joachim Fuhrländer mit knapp einem Fünftel der Wella-Erbe Immo Ströher und der Windreich-Gründer Willi Balz beteiligt waren. Im September 2010 feierte das Unternehmen mit 640 Mitarbeitern sein fünfzigjähriges Bestehen. Prominente Gäste waren dabei der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck und dessen Amtsvorgänger Rudolf Scharping, der als Aufsichtsratsvorsitzender der Fuhrländer AG fungiert.

Seit August gehört Fuhrländer einem ukrainischen Konsortium unter Führung eines Rosatom-Managers

Fuhrländer zählte zu den kleineren deutschen WKA-Herstellern im Schatten des Marktführers Enercon. Sein Marktanteil in Deutschland erreichte 2009 mit 4,9 Prozent einen Höhepunkt, tauchte seitdem aber nur noch unter "Sonstige" auf (120206). Anfang dieses Jahres wurden ein Personalabbau und andere drastische Sparmaßnahmen durchgeführt. Im August verkaufte Joachim Fuhrländer seinen 80-Prozent-Anteil an ein Konsortium unter Führung des ukrainischen Managers Maxim Efimov. Zweitgrößter Aktionär blieb mit 16,87 Prozent Prozent Willi Balz, der Eigentümer der Windreich AG.

Die "Wirtschaftswoche" berichtete damals, daß sich hinter dem ukrainischen Konsortium die russische Rosatom verberge. Auf einer Pressekonferenz, die daraufhin am Fuhrländer-Stammsitz in Liebenscheid stattfand, räumte Efimov ein, daß er Generaldirektor und Miteigentümer des ukrainischen Metallkonzerns Energomaschspetsstal ist, der zum Rosatom-Konzern gehört. Dies bedeute aber nicht, daß Fuhrländer nunmehr Rosatom gehöre. Eine Zusammenarbeit mit dem russischen Atomkonzern sei allerdings "keinesfalls ausgeschlossen, denn Fuhrländer ist in der Ukraine Marktführer und ein sehr interessanter Partner für die enormen Märkte, die sich im Osten entwickeln".