Juli 2012

120705

ENERGIE-CHRONIK


Gazprom gewährt auch E.ON günstigere Gaspreise

Die russische Gazprom gewährt jetzt auch dem E.ON-Konzern günstigere Gaspreise. Wie E.ON am 3. Juli mitteilte, wurden an diesem Tage entsprechende Vereinbarungen unterzeichnet. Sie gelten rückwirkend ab Oktober 2010. Im Januar hatte Gazprom bereits der Wingas in Deutschland sowie vier anderen Unternehmen in Frankreich, Italien, Österreich und der Slowakei Preisnachlässe zugestanden (120106). Noch immer ergebnislos blieben dagegen die Verhandlungen zwischen RWE und Gazprom. Der RWE-Konzern erklärte, daß die Angebote von Gazprom weit hinter dem zurückbleiben würden, was man bereits mit anderen Lieferanten vereinbaren konnte.

Zu Umfang und Dauer des Preisnachlasses machte E.ON keine Angaben. Es hieß lediglich, daß dadurch für das Halbjahresergebnis des Konzerns ein positiver Effekt von etwa einer Milliarde Euro zu erwarten sei. Für das Gesamtjahr 2012 sei nun ein Vorsteuerergebnis zwischen 10,4 und 11,0 Milliarden Euro zu erwarten und für den "nachhaltigen Konzernüberschuß" ein Ergebnis zwischen 4,1 und 4,5 Milliarden Euro. Die bisherigen Prognosen für diese beiden Kenngrößen wurden damit um 800 Millionen bzw. 1,8 Milliarden Euro nach oben korrigiert.

Offenbar waren die Russen weder zu einer grundsätzlichen Abkehr von der Ölpreisbindung noch zu einer dauerhaften Preissenkung bereit. Der E.ON-Konzern umschreibt das in seiner Mitteilung so, daß er "die Preiskonditionen von 100 Prozent der aktuell ölpreisgebundenen Mengen aus seinen langfristigen Gaslieferverträgen erfolgreich neu verhandelt" habe. Dies sei "ein wichtiger Schritt in Richtung der Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit der langfristigen Gaslieferverträge", der die Risiken für den Gashandel des Konzerns "deutlich reduziert".

Gesunkene Spotmarkt-Preise setzen die Ölpreisbindung unter Druck

Wegen des allgemein gesunkenen Verbrauchs, der Erschließung von Schiefergas-Vorkommen in den USA (110612) und eines zunehmenden Angebots an Flüssig-Gas (061115) sind seit drei Jahren die Preise am Spotmarkt für Erdgas stark zurückgegangen. Zeitweise lagen sie um mehr als die Hälfte unter den Preisen, die Importeure wie E.ON-Ruhrgas aufgrund der Ölpreisbindung in ihren langfristigen Verträgen zahlen mußten. Der Konzern bemühte sich deshalb schon seit langem um eine Lockerung der Gaspreis-Bindung oder befristeten Preisnachlaß (100206). Als die Verhandlungen mit Gazprom bis Juli 2011 zu keinem Ergebnis führten (110708), machte er von der in den Lieferverträgen vorgesehenen Möglichkeit Gebrauch, ein Schiedsgericht anzurufen (110811). Parallel dazu wurde aber mit Gazprom weiter verhandelt. Durch die jetzt erzielte Einigung hat sich das Schiedsgerichtsverfahren erledigt. Mit dem norwegischen Gasförderer Statoil hat E.ON schon im März eine flexiblere Handhabung der Lieferverträge vereinbart.

Die Gasversorgung in Deutschland basiert größtenteils auf langfristigen Importverträgen. Die Preise sind dabei mit einer Zeitverzögerung von meistens einem halben Jahr an die Ölpreise gekoppelt. Wichtigster Gaslieferant war 2010 Rußland mit einem Anteil von 33 Prozent, gefolgt von Norwegen (29 Prozent), den Niederlanden (20 Prozent) und der inländischen Förderung (11 Prozent).

Russische Regierung hat Einnahmen überschätzt und will ihr Budget ab 2013 anders kalkulieren

Vor dem Hintergrund der bröckelnden Ölpreisbindung für Gas will die russische Regierung die Prognose für die zu erwartenden Einnahmen des Staatshaushalts ändern. Die Einnahmen sind nämlich geringer als, als sie aufgrund der Ölpreisentwicklung geschätzt wurden. Der Staatshaushalt, der rund zur Hälfte vom Energiesektor abhängt, verzeichnet deshalb seit 2009 ein Defizit. Um ihn zu stabilisieren, soll die Budgetplanung nicht mehr aufgrund des aktuellen Ölpreises, sondern der Öl-Durchschnittspreise der vergangenen zehn Jahre erfolgen. Der diesbezügliche Gesetzentwurf sieht vor, für 2013 zunächst die vergangenen fünf Jahre heranzuziehen. Ab 2014 soll dieser Zeitraum bis 2018 um jeweils ein Jahr verlängert werden.

Links (intern)