Dezember 2011

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ENERGIE-CHRONIK


Elektroautos kaum gefragt – der reine Stromer bleibt vorerst ein Nischenprodukt

In den ersten elf Monaten dieses Jahres haben in Deutschland lediglich 101 Privatkunden ein Elektroauto gekauft. Zu diesem ernüchternden Befund gelangte eine Studie des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen, die im Dezember bekannt wurde. Insgesamt sind zwar 1.808 Elektroautos neu zugelassen worden. Gut 46 Prozent davon waren aber Eigenzulassungen von Händlern oder Herstellern. Die gleiche Menge entfiel auf die Fuhrparks von Stromversorgern und anderen Unternehmen. Weitere drei Prozent wurden von Autovermietern zugelassen. Nur der Rest von fünf Prozent stammte aus der Nachfrage von Privatkunden.

Lichtblick "Kolibri"-Batterie: Am 28. November erhielt Mirko Hannemann für die Rekordfahrt eines Elektroautos von München nach Berlin (110109) den "Roland-Gutsch-Award" des Fachverbands GPM. Links freut sich Hans-Joachim Otto vom Bundeswirtschaftsministerium, das die Testfahrt unterstützt hat. Rechts der Laudator Prof. Hasso Reschke.
Foto: GPM

Auch in den nächsten Jahren werden reine Elektroautos ein Nischenprodukt bleiben. Zu diesem Schluß gelangte eine Untersuchung, die vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und der Deutschen Bank (DB Research) am 12. September dieses Jahres in Berlin vorgestellt wurde. Das erklärte Ziel von Bundesregierung und Industrie, bis zum Jahr 2020 mindestens eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu bringen (100505), werde sich deshalb nicht erreichen lassen, erklärte der Mitautor Eric Heymann von DB Research. Das Hauptproblem sei nach wie vor die Batterietechnik: Um mit konventionellen Fahrzeugen konkurrieren zu können, müßten die Akkumulatoren eine doppelt so hohe Speicherfähigkeit erreichen und zugleich um rund 70 Prozent billiger werden.

Opel verschiebt Auslieferung des "Ampera" wegen Batteriebränden

Ein weiteres Problem bei bislang verfügbaren Batteriesystemen ist die Feuergefährlichkeit. Die Firma Opel mußte im Dezember den Verkaufsbeginn für ihr Elektroauto "Ampera" verschieben, weil bei dem baugleichen "Chevrolet Volt" des Mutterkonzerns General Motors in den USA die Batterie in Brand geriet, nachdem man sie einem Unfalltest unterzogen hatte. Bis zur Klärung der Ursache bot General Motors den verunsicherten Kunden ein Ersatzfahrzeug an. Bisher wurden vom amerikanischen Original rund 6000 Stück verkauft. Für den "Ampera", der ebenfalls in den USA hergestellt wird, hat Opel 6500 Vorbestellungen aus europäischen Ländern vorliegen.

"Kolibri"-Batterie überzeugte auch bei einem Test der EWE

Dagegen hat sich die "Kolibri"-Batterie der Berliner Firma DBM Energy, mit der im Oktober 2010 ein Elektroauto die 600 Kilometer lange Strecke von München nach Berlin ohne Aufladen bewältigte, bei einem Test erneut bewährt (110414). In der Forschungsabteilung des Stromversorgers EWE in Oldenburg absolvierten drei mit ihr bestückte Audi A2 von Juli bis Oktober anstandslos rund 4000 Kilometer, wobei die geforderte Mindestreichweite von 200 Kilometern ohne Aufladen mit Leichtigkeit erreicht wurde. Der Chef von DBM Energy, der 28-jährige Mirko Hannemann, gründete im Mai dieses Jahres die Kolibri Power Systems AG für "Lizenzrechte im In- und Ausland, insbesondere im Bereich Energiespeichersysteme". Am 28. November erhielt er vom Fachverband GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement den "Roland-Gutsch-Project-Management-Award". Der Preis wird an Personen verliehen, die "ein Projekt mit erheblicher Tragweite und mit positiver Außenwirkung in oder für Deutschland durchgeführt haben" (siehe Foto).

Hybrid-Fahrzeuge werden 16-mal häufiger zugelassen als reine Elektroautos

Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes waren zum 1. Januar 2011 in Deutschland insgesamt 2.307 rein elektrisch angetriebene Autos und 37.256 Hybridfahrzeuge zugelassen. Die 16-mal so große Anzahl der Hybrid-Fahrzeuge zeigt, daß die Autofahrer die Vorteile des Elektromotors durchaus zu schätzen wissen. Sie belegt allerdings auch zugleich, daß sich der rein elektrische Antrieb trotz seiner unschlagbaren Vorzüge gegenüber dem Verbrennungsmotor bisher nicht durchsetzen kann, weil das Problem einer ausreichenden mobilen Stromversorgung noch immer ungelöst ist.

Das Geschäft mit Elektro-Fahrrädern boomt

Der Absatz von Elektro-Fahrrädern, der lange Zeit nur sehr schleppend verlief, hat dagegen in den letzten Jahren rasant zugenommen. Nach Angaben der Zweirad-Branche hat sich allein 2010 der Bestand um 200.000 auf 530.00 erhöht. Für dieses Jahr wird mit einem weiteren Zuwachs um 300.00 gerechnet. Mittlerweile werden Elektroräder schon in Supermärkten angeboten. Radfahrer sind es bereits gewohnt, nicht nur von Rennsportlern mit schmalen Reifen und 24 Gängen überholt zu werden, sondern auch von rüstigen Rentnern auf eher massigen Stahlrössern, die dennoch mühelos in die Pedale treten. Im Normalfall handelt es sich um sogenannte Pedelecs, bei denen der elektrische Antrieb den Pedaltreter bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern unterstützt. Rechtlich gelten sie als Fahrräder. Es gibt aber auch Zweiräder mit reinem Stromantrieb sowie schnelle Pedelecs, deren Motorunterstützung bis zu 45 Stundenkilometer reicht. Für diese Varianten gelten ähnliche Vorschriften wie für benzingetriebene Mofas.

Der Erfolg der Pedelecs veranlaßte den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) auf seiner jüngsten Bundeshauptversammlung im November zu der Forderung an die Bundesregierung, mehr auf das elektrische Fahrrad statt auf das Elektroauto zu setzen. "Elektroautos lösen die Platz- und Parkprobleme in den Innenstädten nicht, das Fahrrad schon", meinte der ADFC-Bundesvorsitzende Ulrich Syberg. "Vergleicht man den Absatz von Elektrofahrrädern und Elektroautos, ist völlig unverständlich, warum die Bundesregierung auf das Auto setzt, während sich die Bundesbürger bei der Elektromobilität für das Fahrrad entscheiden."

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