Februar 2011

110215

ENERGIE-CHRONIK


Proteste gegen Nukleartransport von Karlsruhe nach Lubmin

Unter mehrfachen Behinderungen und mit einer Verspätung von vier Stunden erreichte am 17. Februar ein Zug mit Atommüll aus dem ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe das Zwischenlager Lubmin bei Greifswald. Die fünf Castor-Behälter transportierten 60.000 Liter "Atomsuppe", die beim Betrieb der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) von 1971 bis Ende 1990 angefallen waren. Der ursprünglich flüssige Abfall war in den vergangenen zwei Jahren verglast worden, um ihn besser handhaben zu können. Zu diesem Zweck hatte man in Karlsruhe von 1999 bis 2005 eine spezielle Anlage errichtet (960918).

Schon vor Beginn des Transports hatten sich Greenpeace-Aktivisten rund neun Stunden lang direkt vor der ehemaligen Wiederaufarbeitungsanlage an die Gleise gekettet. Nachdem der Zug das Gelände am frühen Morgen des 16. Februar verlassen hatte, wurde er durch Gleis blockaden und Mahnwachen mehrfach aufgehalten. Kurz vor der Ankunft der Castor-Behälter in Lubmin kam es bei der Ortschaft Kemnitz auch zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Kernkraftgegner klagten über ein "brutales und rücksichtsloses" Vorgehen der Polizei. Insgesamt waren entlang der Strecke rund 7000 Polizisten im Einsatz. Der Protest der Demonstranten richtete sich gegen die Kernenergie allgemein und gegen den "sinnlosen Atomtourismus" von Nukleartransporten im besonderen.

Die verglaste "Atomsuppe" soll im Zwischenlager Lubmin verbleiben, bis ein Endlager zur Verfügung steht. Bereits im Dezember waren 2413 Brennstäbe aus dem ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe nach Lubmin verbracht worden. Sie kamen mit weiteren 52 Brennstäben des ehemaligen Atomfrachters "Otto Hahn" direkt aus dem französischen Kernforschungszentrum Cadarache, wo sie ursprünglich aufgearbeitet werden sollten (101209).

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