Oktober 2009

091005

ENERGIE-CHRONIK


E.ON und EDF tauschen Erzeugungskapazitäten und Kraftwerksbeteiligungen

Der E.ON-Konzern hat nun auch mit Frankreichs Staatskonzern EDF einen Tausch von Erzeugungskapazitäten und Kraftwerksbeteiligungen vereinbart. Wie er am 1. Oktober mitteilte, erhält er von der EDF eine Leistung von 800 MW aus Kernkraftwerken, die bisher an die Energie Baden-Württemberg (EnBW) geliefert wurde. Zudem überlassen ihm die EDF und die in Liquidation befindliche Charbonnages de France (040408) ihre Anteile von 18,75 bzw. 16,25 Prozent am französischen Stromerzeuger SNET (Société Nationale d'Electricité Thermique), wodurch er hundertprozentiger Eigentümer dieses Unternehmens wird. SNET verfügt in Frankreich an vier Standorten über Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 2500 MW. Im Zuge der Zerschlagung der spanischen Endesa (070403) hatte E.ON im März 2008 bereits 65 Prozent an dem französischen Kohleverstromer übernommen (080309).

Im Gegenzug gewährt E.ON der deutschen EDF-Tochter Strombezüge aus dem Kohlekraftwerk Buschhaus in Höhe von 159 MW und aus Kernkraftwerken in Höhe von 800 MW. Ferner erhält EnBW die 50,4-prozentige E.ON-Beteiligung am Kohlekraftwerk Rostock, die leistungsmäßig 256 MW entspricht. Erst vor kurzem hat EnBW von E.ON bereits Kraftwerksanteile in Lippendorf und Bexbach übernommen (090612).

Flurbereinigung im Oligopol des europäischen Strommarktes mit Segen der EU-Kommission

Der Handel mit EDF ist Teil der wettbewerbsfördernden Maßnahmen für den deutschen Energiemarkt, zu denen sich E.ON gegenüber der EU-Kommission 2008 verpflichtet hat (081101). Insgesamt hat E.ON die Abgabe von rund 5.000 Megawatt Kraftwerkskapazität sowie des Höchstspannungsnetzes in Deutschland zugesagt und einschließlich der jetzigen Transaktion bereits Vereinbarungen zur Abgabe von über 4.400 Megawatt Kraftwerkskapazitäten in Deutschland unterzeichnet. Neben den Tauschgeschäften mit GDF Suez/Electrabel (081206) und dem österreichischen Verbund (090612) zählt dazu auch der im Oktober 2007 vereinbarte Handel mit der norwegischen Statkraft (071010), der erst nachträglich auf die Verpflichtungszusage angerechnet wurde (080503).

Am 23. Oktober gab E.ON auch den Verkauf des 50-prozentigen Anteils an der Kraftwerk Mehrum GmbH an die Stadtwerke Hannover (SWH) bekannt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die SWH verfügen damit über 83,3 Prozent am Steinkohlekraftwerk Mehrum mit einer Leistung von 690 MW. Dem Vernehmen nach steht jetzt nur noch die E.ON-Beteiligung am Steinkohlekraftwerk Veltheim auf der Verkaufsliste.

Immer deutlicher zeigt sich, daß E.ON mit der Verpflichtungszusage keineswegs ein großes Opfer auf dem Altar des Wettbewerbs bringt, sondern wie bei dem Geschäft mit Statkraft lediglich eine Art Flurbereinigung mit anderen europäischen Energiekonzernen vornimmt. Mit dem Segen der EU-Kommission werden so die oligopolistischen Strukturen des europäischen Strommarktes eher noch verstärkt statt aufgebrochen (081101).

Tauschgeschäft mit GDF Suez genehmigt

Im Oktober genehmigte die EU-Kommission auch das mit GDF Suez vereinbarte Tauschgeschäft. Der E.ON-Konzern wird damit drittgrößter Stromerzeuger Belgiens mit einem Marktanteil von zwölf Prozent. Die GDF Suez-Tochter Electrabel überläßt ihm das Steinkohlekraftwerk Langerlo (556 Megawatt) und das Gaskraftwerk Vilvoorde (385 Megawatt) sowie Stromlieferverträge aus den Kernkraftwerken Doel 1, Doel 2 und Tihange 1 im Gesamtvolumen von rund 770 Megawatt. Electrabel erhält dafür in Deutschland Kraftwerke bzw. Kraftwerksbeteiligungen und Stromlieferverträge für eine Leistung von insgesamt 700 MW.

E.ON verhandelt mit Tennet über Verkauf des Stromtransportnetzes

Laut "Handelsblatt" (2.10.) hat E.ON mittlerweile auch einen Interessenten für das Stromtransportnetz gefunden, dessen Verkauf der Hauptbestandteil der Verpflichtungszusage ist. Es handele sich um den niederländischen Netzbetreiber Tennet. Die Gespräche befänden sich in fortgeschrittenem Stadium. Man rechne deshalb nicht mehr damit, daß E.ON noch ein formelles Auktionsverfahren eröffne, sondern direkt an die Niederländer verkaufe. Der Wert der 10.700 Kilometer langen Leitungen werde auf fast eine Milliarde Euro geschätzt.

Netzgesellschaften von E.ON und RWE heißen jetzt Transpower und Amprion

Mit Blick auf den bevorstehenden Verkauf des Übertragungsnetzes (220/380 kV) hat E.ON diesen Sektor aus der bisherigen E.ON Netz GmbH herausgelöst und in die Transpower Stromübertragungs GmbH umgewandelt. Die E.ON Netz GmbH ist fortan nur noch für das Hochspannungsnetz (110 kV) zuständig. Transpower wurde am 4. Mai 2009 ins Handelsregister eingetragen. Sitz des Unternehmens mit 650 Beschäftigten bleibt unverändert Bayreuth.

Der RWE-Konzern zog nach und übertrug zum 1. September 2009 alle Aufgaben der bisherigen RWE Transportnetz GmbH der neuen Amprion GmbH. Der Name entstand aus der Kombination von "Ampere" als physikalische Einheit für die Stromstärke mit dem Wort "Vision". Mit der Umbenennung ist die Umstrukturierung zum "Independent Transmission Operator" (ITO) auf Basis der neuen EU-Richtlinien (090401) verbunden, die RWE-Chef Großmann schon im Februar angekündigt hat (090209). Die Amprion hat ihren Sitz in Dortmund und beschäftigt 850 Mitarbeiter.

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