Juli 2004

040717

ENERGIE-CHRONIK


EnBW entläßt Leiter des Kernkraftwerks Neckarwestheim

Durch einen Bericht der "Stuttgarter Zeitung" wurde am 16. Juli bekannt, daß die Energie Baden-Württemberg (EnBW) den technischen Leiter des Kernkraftwerks Neckarwestheim II, Eberhard Grauf, entlassen hat. Vorausgegangen war am 30. Juni ein Besuch von EnBW-Chef Utz Claassen in Neckarwestheim, bei dem Claassen die Belegschaft auf sein Einsparungs-Programm einzustimmen versuchte. Bei einem anschließenden Gespräch mit Führungskräften des Kernkraftwerks scheint es in Gegenwart von Claassen zu einer Auseinandersetzung gekommen zu sein, worauf die EnBW schon am 2. Juli das Umweltministerium in Stuttgart über die Ablösung des Kernkraftwerksleiters informierte.

Der promovierte Ingenieur gilt als exzellenter Fachmann in Fragen der Kerntechnik. Er ist Mitglied der Reaktorsicherheitskommission. Als Experte für nukleare Sicherheit ist er auch für die internationalen Atomenergieorganisationen IAEA und WANO tätig. Seine Entlassung führte deshalb zu Gerüchten, er habe dem Sparprogramm aus Sicherheitsgründen widersprochen und sich dadurch den Zorn Claassens zugezogen. Die Grünen im baden-württembergischen Landtag forderten die Landesregierung auf, die Hintergründe darzulegen. Das Bundesumweltministerium verlangte ebenfalls Auskunft über die Umstände der Entlassung. Landesumweltminister Stefan Mappus (CDU) forderte daraufhin seinerseits die EnBW zur Berichterstattung auf. Zunächst hatte sein Ministerium erklärt, die Gründe für die Ablösung Graufs seien für die Atomaufsicht von nachgeordneter Bedeutung. Entscheidend sei, daß die Stelle des Kraftwerksleiters sofort wieder besetzt worden sei. (Stuttg. Ztg. 17.7. u. 20.7.)

Nach Darstellung der EnBW ist Grauf "in gegenseitigem Einvernehmen ausgeschieden". Der Grund seien "Meinungsverschiedenheiten in Managementfragen". Es treffe nicht zu, daß Grauf sich dem Einsparungsprogramm des EnBW-Chefs widersetzt habe, zumal die Sicherheit in den Kernkraftwerken von den Sparmaßnahmen ausgenommen sei.