Oktober 2001

011003

ENERGIE-CHRONIK


E.ON entläßt KKW-Mitarbeiter nach anonymen Vorwürfen

Die E.ON Kernkraft GmbH gab am 18. Oktober die Entlassung eines Ingenieurs des Kernkraftwerks Isar I bekannt. Es handelte sich um einen von zwei Mitarbeitern, die in einem anonymen Schreiben an den TÜV Süddeutschland beschuldigt worden waren, sicherheitsrelevante Informationen über das Kernkraftwerk gegenüber dem TÜV unterschlagen haben. Als Beleg waren dem Schreiben zwei E-Mails beigefügt worden, von denen eines sich als echt herausstellte. Der entlassene Ingenieur hatte darin geschrieben: "Bei der Zusammenstellung der Unterlagen ist auch zu überlegen, ob Armaturen bzw. Behälter überhaupt aufgeführt werden sollen, da dadurch eventuelle Angriffspunkte für einen kritischen Gutachter geschaffen werden."

Laut E.ON ergaben sich keine Hinweise dafür, daß tatsächlich Unterlagen zurückgehalten oder verzögert worden seien. Der Anschein, den der entlassene Mitarbeiter mit seiner E-Mail erweckt habe, widerspreche aber "den hohen Ansprüchen, die E.ON Kernkraft an die Sicherheitskultur stellt".

Über das anonyme Schreiben hatte als erste die "Süddeutsche Zeitung" (12.10.) berichtet Der bayerische Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) will die darin aufgeworfenen Sicherheitsfragen sowie das Zusammenwirken zwischen E.ON und dem TÜV durch ein Schweizer Ingenieurbüro überprüfen lassen. SPD und Grüne forderten im Umweltausschuß des Landtags die sofortige Stellegung des Kernkraftwerks, was die CSU-Mehrheit indessen ablehnte. Das Kernkraftwerk Isar I war zur Revision abgeschaltet worden. Die Wiederinbetriebnahme wurde bis zur Klärung der Vorwürfe verschoben.

Korrosionsschäden im Kühlsystem von Biblis B entdeckt

Im Kühlkreislauf des hessischen Kernkraftwerks Biblis B wurden bei der derzeit laufenden Revision mehrere korrodierte Stellen in der Edelstahlauskleidung der Rohrleitungen entdeckt. Das Bundesumweltministerium gab daraufhin am 18. Oktober bekannt, daß der Reaktor erst wieder angefahren werden dürfe, wenn der Sachverhalt umfassend geklärt sei.

Der Betreiber RWE vermutet, daß die Schäden schon beim Bau der Anlage in den siebziger Jahren auftraten. Die Defekte beträfen ausschließlich Stellen, an denen von Hand geschweißt wurde. Daß sie erst jetzt entdeckt wurden, sei einer verbesserten Kameratechnik zu verdanken.