Januar 2001

010127

ENERGIE-CHRONIK


"Das Klima ändert sich schneller als erwartet" - IPCC berücksichtigt nun auch Bodeneffekt

Der zusätzliche Treibhauseffekt in der Atmosphäre, der bei der Verbrennung fossiler Energieträger durch die Freisetzung von Kohlendioxid entsteht, wird das Klima der Erde noch erheblich stärker verändern als bisher befürchtet wurde. Zu dieser Schlußfolgerung gelangt der dritte Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der am 22.1. in Schanghai veröffentlicht wurde. So ist zu erwarten, dass sich die Durchschnittstemperatur noch in diesem Jahrhundert um bis zu 5,8 Grad Celsius erwärmt und der Meeresspiegel um bis zu 88 Zentimeter ansteigt, was die Überflutung zahlreicher Inseln und Küsten-Regionen zur Folge hätte. Bisher erwarteten die IPCC-Experten einen Temperaturanstieg von maximal 3,5 Grad. Im vergangenen Jahrhundert erhöhte sich die Durchschnittstemperatur um 0,6 Grad.

Die Korrektur der früheren Prognosen beruht auf neuen Modellrechnungen. Neben dem gestiegenen Verbrauch an Kohle, Gas und Öl berücksichtigt der neue Bericht den Rückgang an Emissionen wie Schwefeldioxid, die der Klima-Erwärmung entgegenwirken. Vor allem aber wird erstmals versucht, den bisher vernachlässigten Umstand miteinzubeziehen, dass bei einer Klimaerwärmung das im Boden gebundene Kohlendioxid durch Mikroorganismen zersetzt wird und in die Atmosphäre gelangt (SZ, 23.1. u. 24.1.)

Die dramatische Verschärfung der Prognosen für das Weltklima sowie die Berücksichtigung des Bodeneffekts durch den neuesten IPCC-Bericht kollidiert mit der Sichtweise der US-Regierung, an deren starrer Haltung im November vorigen Jahres die sechste Nachfolgekonferenz zur Klima-Konvention von Rio in Den Haag gescheitert war (001104). Die USA wollten sich neben Wäldern auch Böden als "Kohlendioxid-Senken" anrechnen lassen, um praktisch keinerlei Klimaschutzmaßnahmen ergreifen zu müssen.

Die Süddeutsche Zeitung (23.1.) meinte vor diesem Hintergrund zum neuesten IPCC-Bericht: "Das Scheitern der Weltklimakonferenz im Herbst am Widerstand vor allem der USA ist eine Katastrophe für die ganze Welt. Denn die Menschheit hat ohnedies nur noch die Chance, das Ausmaß der Veränderungen abzumildern; eine Chance, die von Jahr zu Jahr geringer wird."