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Das Wasserkraftwerk Rheinfelden, das 1898 am Hochrhein in Betrieb ging, lieferte Strom zur Herstellung von Aluminium und Chemieprodukten. Die Finanzierung besorgten Banken aus dem Umfeld der AEG. Bald darauf nahm aber der badische Staat den weiteren Ausbau der Elektrizitätswirtschaft in die Hand, um eine gleichmäßige Versorgung aller Landesteile zu erreichen.

In Baden übernahm der Staat die Regie

Ein Muster für Stromwirtschaft in staatlicher Regie, wie sie ähnlich in Bayern oder Sachsen gehandhabt wurde, ist das frühere Land Baden: Die großherzogliche Regierung in Karlsruhe überließ hier die junge Elektrizitätswirtschaft zunächst kommunaler Initiative und privatwirtschaftlichen Interessen, ehe sie die landesweit flächendeckende Stromversorgung als politische Aufgabe begriff.

1890 gab es im Großherzogtum 155 Elektrizitätswerke in 61 Gemeinden, wovon allein 34 auf das Industriezentrum Mannheim entfielen. Es handelte sich um die damals üblichen Blockstationen, die einen Radius von ein paar hundert Metern mit Gleichstrom versorgten. Nur zwei Anlagen leisteten mehr als 500 kW. Größere Dimensionen erreichte die Elektrifizierung erst mit dem Wasserkraftwerk Rheinfelden, das 1898 am Hochrhein in Betrieb ging. Mit einer Leistung von über 10 000 kW war Rheinfelden damals das größte Wasserkraftwerk Europas. Die Finanzierung besorgten Großbanken aus dem Umfeld der AEG. Hauptkunden der heute noch so firmierenden Kraftübertragungswerke Rheinfelden (KWR) waren die AEG-Tochter Elektrochemische Werke Bitterfeld GmbH und die schweizerische Aluminium-Industrie AG, die in der Nähe des Wasserkraftwerks große Betriebe errichteten. Neben Aluminium kam aus Rheinfelden unter anderem auch das Bleichmittel Natriumperborat, das ab 1907 unter dem Markennamen "Persil" seinen Siegeszug durch deutsche Waschküchen antrat.

Die "vaterländischen Wasserkräfte" sollten nicht privaten Interessen ausgeliefert werden

Die Konzession für Rheinfelden war den privaten Betreibern vom badischen Staat unbefristet und ohne Gegenleistung gewährt worden. Gegen den nun folgenden Bau weiterer großer Wasserkraftwerke am Hochrhein regte sich aber zunehmend Widerstand. Zum einen richtete er sich gegen die Überlassung der "wertvollen vaterländischen Wasserkräfte" an private Investoren. Zum anderen empörte sich die neuentstandene Bewegung des "Heimatschutzes" gegen die Verbauung der schönsten Stellen des Hochrheins. Besonders hoch schlugen die Wellen 1904 um die Errichtung des Kraftwerks Laufenburg, dem die dortigen Stromschnellen zum Opfer fielen.

Landtag beschloß 1921 die Gründung des Badenwerks

Erster Schritt zum Aufbau einer flächendeckenden "Landeselektrizitätsversorgung" war die Errichtung des Murgwerks im Schwarzwald, das 1919 vollendet wurde. Im Juli 1921 beschloß der Landtag die Gründung der "Badischen Landeselektrizitätsversorgung AG", die durch den Zusatz "Badenwerk" ihren gemeinnützigen Auftrag unterstrich. Durch systematischen Ausbau des Netzes und der Kraftwerkskapazitäten erreichte der staatliche Stromversorger bis 1937 die Elektrifizierung aller Landesteile. 1926 wurde der Bau einer Sammelschiene abgeschlossen, welche die Wasserkraftwerke am Hochrhein und im Schwarzwald mit den Kohlekraftwerken im Norden des Landes verband. Zugleich erfolgte bei Mannheim der Anschluß an die "Verbundleitung", die das RWE von den rheinischen Braunkohlekraftwerken zu den Wasserkräften der Alpen vorantrieb.

Das Badenwerk dominierte nicht nur von Anfang an auf der Verbundebene, sondern entwickelte sich zum beherrschenden Unternehmen der Regional- und Kommunalversorgung: Als Baden nach dem zweiten Weltkrieg im neugegründeten Südweststaat aufging, versorgte das Staatsunternehmen 65 Prozent der Fläche des ehemaligen Landes mit 744 Gemeinden, die in der großen Mehrzahl B-Verträge hatten, also direkt vom Badenwerk beliefert wurden.