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Verkaufte Heizungs-Wärmepumpen 1996 bis 2000 (Quelle: IWP e.V., Stiebel Eltron)

Kinderkrankheiten überwunden

Einen ersten Aufschwung erlebte die Wärmepumpen-Technik Ende der siebziger Jahre, nachdem die Öl-Länder zum zweitenmal ihre Förderung stark drosselten, um drastische Preiserhöhungen durchsetzen zu können. Die Verknappung und Verteuerung des Öls bewirkte auf allen Gebieten, die von diesem Energieträger abhängig waren, die Suche nach Alternativen. Als Ersatz für Öl-Heizungen bot sich vor allem die Wärmepumpe an, die als elektrisch betriebenes Gerät nicht vom Öl abhängig ist (die deutschen Stromversorger verringerten damals den ohnehin bescheidenen Anteil des Öls an der Kraftwerksleistung bis auf einen kleinen Rest von etwa ein Prozent). Die Wärmepumpe verhieß nicht nur Unabhängigkeit vom Öl, sondern wurde auch bei einem Vergleich der Anlage- und Betriebskosten um so interessanter, je mehr die Öl- und Gaspreise in die Höhe kletterten.

Bis 1980 schnellte der Absatz von Wärmepumpen, der bis dahin praktisch Null war, allein in der Bundesrepublik auf 22 000 Stück. Dieser Boom hatte allerdings auch Schattenseiten: Zum Teil boten Geschäftemacher unausgereifte Geräte an, zum Teil wurden Fehler bei der Einsatzplanung gemacht, zum Teil war das installierende Gewerbe mit der neuen Technik überfordert. Im Endergebnis fehlte etlichen der etwa 50 000 Anlagen, die bis Mitte der achtziger Jahre installiert waren, die erforderliche Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit. Diese Kinderkrankheiten nagten am Ruf der Wärmepumpe. Als dann auch noch der Ölpreis wieder fiel, wurden in der Bundesrepublik jährlich nur noch ein paar hundert Wärmepumpen verkauft.

Nicht so in der Schweiz: Hier schlossen sich Stromversorger, Fachhandwerk und Hersteller frühzeitig in einer Fördergemeinschaft zusammen, die unter anderem Wärmepumpen auf ihre Tauglichkeit prüfte und vom Staat unterstützt wurde. Obwohl die Schweiz weit kleiner ist, konnten hier in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre jährlich weiterhin über 3000 Wärmepumpen abgesetzt werden. Inzwischen wird in dem Alpenland annähernd jedes dritte neue Ein- oder Zweifamilienhaus mit einer Wärmepumpe ausgerüstet. Eine kontinuierlich steigende Zahl von Wärmepumpen verzeichnete auch Österreich. - Die Kinderkrankheiten, die in Deutschland zeitweilig den Ruf der neuen Technik ramponierten, waren also vermeidbar.