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Schematische Darstellung der Stromübertragung vom Kraftwerk zum Verbraucher

Mehrere Spannungsebenen von 380 000 bis 230 Volt

Der Strom, wie er in den Kraftwerken erzeugt wird, hat üblicherweise eine Spannung zwischen 10 500 oder 21 000 Volt. Das ist für die Steckdose des Endverbrauchers viel zu viel, für den möglichst verlustarmen Transport des Stroms über größere Entfernungen aber noch immer zu wenig. Der Strom muß deshalb durch Transformatoren hochgespannt werden - auf bis zu 380 Kilovolt - und dann wieder schrittweise auf die Steckdosen-Spannung von 230 Volt heruntertransformiert werden (siehe Der Dreh mit dem Drehstrom).

Im heutigen Netz der Stromversorgung unterscheidet man vier Spannungsebenen: Das Höchstspannungsnetz (380 und 220 Kilovolt), das Hochspannungsnetz (110 Kilovolt), das Mittelspannungsnetz (meistens 20 oder 10 Kilovolt) und das Niederspannungsnetz (400/230 Volt).

Das Höchstspannungsnetz verteilt den in den Großkraftwerken erzeugten Strom landesweit über die Höchstspannungsleitungen und nimmt am internationalen Stromaustausch teil. Das Hochspannungsnetz versorgt Regionen, Ballungszentren und große Industriebetriebe. Das Mittelspannungsnetz verteilt den Strom an die Transformatorstationen des Niederspannungsnetzes, aus dem wiederum Haushalte, Industrie, Gewerbe und Verwaltungen mit elektrischer Energie versorgt werden.

Die Höchstspannungsleitungen bilden im Netz der Stromversorgung gewissermaßen die Autobahnen. Die Hochspannungsleitungen lassen sich entsprechend mit Schnellstraßen vergleichen, die Mittelspannungsleitungen mit Bundesstraßen und die Niederspannungsleitungen mit Ortsstraßen.

Die Leitungen aller Stromkreise zusammengenommen könnten mit einer Länge von 1,56 Millionen Kilometern rund vierzig Mal den Äquator umspannen. Davon entfallen 114838 Kilometer auf das Höchst- und Hochspannungsnetz, 479120 Kilometer auf das Mittelspannungsnetz und 968056 Kilometer auf das Niederspannungsnetz. Der größte Teil der Leitungen ist nicht sichtbar: Bei der Mittelspannung sind 64 Prozent der Stromkreise verkabelt und bei der Niederspannung sogar 80 Prozent. Lediglich die Stromkreise des Höchst- und Hochspannungsnetz bestehen zu 96 Prozent aus Freileitungen, weil hier eine Verkabelung aus technischen und finanziellen Gründen nur in Ausnahmefällen in Frage kommt.

Die Arbeitsbereiche der vier Übertragungsnetzbetreiber E.ON Netz AG, RWE Net AG, Vattenfall Europe Transmission GmbH und EnBW Transportnetze AG.

Verbundunternehmen, Regionalversorger und Stadtwerke

Das Höchstspannungsnetz wird von den Netzgesellschaften der vier sogenannten Verbundunternehmen betrieben: E.ON Netz AG, RWE Net AG, Vattenfall Europe Transmission GmbH und EnBW Transportnetze AG. In ihren Kraftwerken erzeugen E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW etwa vier Fünftel des Stroms, den die öffentliche Stromversorgung benötigt.

Von den Verbundunternehmen erhalten rund 50 regionale Stromversorger und rund 900 Stadtwerke den größten Teil ihres Stroms. In der Regel bilden die Regionalversorger den Vorlieferanten der kommunalen Stromversorger. Es gibt aber auch Großstädte, die ihren Strom direkt von einem Verbundunternehmen beziehen. Viele Regionalversorger und Städte erzeugen einen Teil ihres Strombedarfs in eigenen Kraftwerken. Als Faustregel kann jedoch gelten, daß mit der Entfernung von der Verbundebene die Stromproduktion der Energieversorgungsunternehmen ab- und ihre Verteilungsfunktion zunimmt.

Das UCTE-Netz

Das deutsche Verbundnetz ist seinerseits in das westeuropäische Höchstspannungsnetz eingebunden, das die Netze der meisten westeuropäischen Staaten umfaßt. Für die erforderliche Abstimmung unter den Partnern in Fragen des Stromaustauschs und Verbundbetriebs sorgt die 1951 gegründete "Union für die Koordinierung des Transports elektrischer Energie" (UCTE). Das westeuropäische Verbundnetz ist mit den angrenzenden Verbundnetzen Großbritanniens, Skandinaviens und Osteuropas zwar nicht direkt verbunden, doch läßt sich über mehrere Gleichstrom-Brücken ein begrenzter Stromaustausch durchführen.