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Rotoren mit vertikaler Achse

So gut wie alle Windkraftanlagen haben eine horizontale Achse. Außerdem hat der Rotor, der diese Achse antreibt, in aller Regel drei Flügel. Nur selten sieht man Anlagen mit zwei Flügeln, geschweige denn solche mit anderen Blattzahlen, die technisch durchaus möglich wären. Denn die Konstruktion mit drei Blättern gilt als optimaler Kompromiß zwischen Schnelläufigkeit und Stabilität.

Es gibt indessen Windkraftanlagen, die sich noch mehr vom gewohnten Bild eines dreiflügeligen, horizontal drehenden Rotors unterscheiden, weil bei ihnen der Rotor auf einer vertikalen Achse sitzt. Für die Netzeinspeisung von Windstrom sind diese Bauarten bedeutungslos geblieben. Man trifft sie deshalb nicht in den Windparks an, sondern allenfalls auf einem Versuchsfeld oder in irgendeiner Nische der Anwendungspraxis. Vom Prinzip her sind sie es aber wert, ebenfalls vorgestellt und für künftige Anwendungen im Auge behalten zu werden.


 

Darrieus-Rotor

Der Darrieus-Rotor, den der Franzose Georges Darrieus 1929 erfand, arbeitet nach dem Auftriebsprinzip. Wer das zwiebelförmige Gebilde mit seinen zwei oder drei gebogenen Flügelblättern sieht, dürfte sich erst mal wundern, weshalb es überhaupt zu funktionieren vermag. Ein Fachmann wird dazu etwa folgende Erklärung geben: "Die aus der Wind- und der negativen Umfangsgeschwindigkeit vektoriell zusammengesetzte Anblasgeschwindigkeit des umlaufenden Rotorblatts liefert mit dem sich ändernden Anstellwinkel Alpha ein positives Drehmoment." Der Darrieus-Rotor erreicht nur etwa 75 % des Wirkungsgrades von Propeller-Rotoren und stellt höhere Ansprüche an die Windstärke. Ein weiterer Nachteil ist, daß er eine Anlaufhilfe braucht. Dafür arbeitet er auch bei schnell wechselnden Windrichtungen optimal, ohne daß eine Nachführung erforderlich ist. Er ist einfach zu montieren und zu warten. Alle sonstigen Bauteile können problemlos in einer Bodenstation untergebracht werden.



 

H-Rotor

Der H-Rotor ist eine H-förmige Abwandlung des Darrieus-Rotors. Er empfiehlt sich als besonders robuste Windenergie-Anlage, die z.B. auch in der Antarktis eingesetzt werden kann. Mit seinen zwei bis drei senkrecht umlaufenden Rotorblättern nutzt er das Auftriebsprinzip. Der Synchron-Generator ist als "Wanderfeld-" bzw. Ringgenerator in Rotor und Achse integriert: Mit dem Rotor drehen sich ringartig angeordnete Dauermagneten um die am Mast angebrachten Wicklungen des Stators und erzeugen so den Strom. Die im Generator erzeugte Wechselspannung wird gleichgerichtet und durch einen Umrichter an das Netz angepaßt. Bei dieser Bauart entfallen Getriebe, Rotorblattverstellung und Windnachführung. Außerdem verringert sich durch die relativ niedrige Blattgeschwindigkeit die Geräuschentwicklung.

Der hier abgebildete H-Rotor 20/60 hat eine Nennleistung von 20 kW. Die drei Rotorblätter, die jeweils 6 m lang sind, drehen sich in 8,4 m Höhe mit einer maximalen Blattgeschwindigkeit von 31 m/sec.



 

Savonius-Rotor

Die Savonius-Rotoren - zwei davon sind auf unserem Bild als Anlaufhilfe in einen Darrieus-Rotor integriert - arbeiten nach dem aerodynamischen Widerstandsprinzip: Der Wind findet auf einer Seite der Achse einen höheren Widerstand (Schaufelöffnung) als auf der anderen (Schaufelrückseite). So ergibt sich ein Drehmoment, das beide Schaufeln abwechselnd in Windrichtung bringt. Durch die Formgebung der Schaufeln, die sich in Achsnähe so überlappen, daß der Wind nach der Umlenkung an der einen Schaufel in die nachfolgende strömt, wird zugleich in geringem Maße auch das Auftriebsprinzip genutzt.

Savonius-Rotoren werden oft für Entlüftungszwecke verwendet, z.B. auf Fabrikhallen oder Krankenwagen. Sie laufen schon bei relativ geringen Windstärken an. Ihr Wirkungsgrad erreicht etwa 23 %. Sie sind sehr materialaufwendig, was bei größeren Abmessungen Gewichtsprobleme aufwirft. Für größere Leistungen sind sie deshalb nicht geeignet.